Die Absage von Buchmesse und Lesefest 2020 hat erst einmal so richtig sichtbar gemacht, wie viele Menschen eigentlich mit der jährlichen Organisation des Lesefests „Leipzig liest“ befasst sind – nicht nur Autor/-innen und Verleger/-innen, sondern auch Vereine, Gastwirt/-innen, Bühnenbetreiber. Und überall liefen in den vergangenen Tagen die Telefone heiß: Welche Lesungen können trotzdem stattfinden? Und das Erstaunliche ist: es werden immer mehr.

„Als der Sozialismus ins Dorf kam. Aufzeichnungen eines Bauern aus Birmenitz.“

Die Herausgeber Nancy Aris und Wolfram Männel stellen das Buch am Freitag, 13. März, vor.

Rudolf Wallrabe aus Birmenitz weigerte sich Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in die LPG einzutreten. Er wurde mit subtilen und zermürbenden Mitteln zur Aufgabe seines Hofes gezwungen. 60 Jahre später stößt sein Neffe Wolfgang Männel auf das Tagebuch und beschließt, es zu veröffentlichen. In seinen Aufzeichnungen schildert Rudolf Wallrabe akribisch die Einzelheiten der erlittenen Zumutungen als Bauer im Osten Deutschlands in ihrer zeitlichen Abfolge – bis hin zur Flucht. Die Beiträge von Nancy Aris und Jens Schöne ordnen das Geschehen wissenschaftlich ein.

„Ein spannendes Buch aus einer viel zu unbekannten Zeit – anschaulich und mit Dokumenten unterfüttert“, kommentiert der Sächsische Landesbeauftragte Lutz Rathenow.

Die Buchvorstelung gibt es am Freitag, 13. März, in der Buchhandlung Hugendubel (Petersstraße 12–14,). Beginn: 11:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Nancy Aris, Wolfram Männel (Hrsg.) „Als der Sozialismus ins Dorf kam. Aufzeichnungen eines Bauern aus Birmenitz“ gehört übrigens zur Buchreihe des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die in der Evangelischen Verlagsanstalt erscheint.

Leipzig liest im Apothekenmuseum

Auch im Apothekenmuseum am Thomaskirchhof 12 werden einige zur „Leipzig liest 2020“ geplante Veranstaltungen stattfinden. Die Übersicht:

Mittwoch, 11. März, 19 Uhr: Lesung mit Stephanie Hurst „Die andere Zeit“. Ein Roman über die Begegnung eines Teenagers mit einer Persönlichkeit des Musiklebens des 18. Jahrhunderts.

Freitag, 13. März, 20 Uhr: Lesung und Gespräch mit Ulla Lenze „Der Empfänger“. Ein deutscher Auswanderer im Spionagenetzwerk der Nazis in New York. Moderation: Shelly Kupferberg. Veranstalter: J.G.Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger

Samstag, 14. März, 20 Uhr: Lesung mit Radjo Monk „Existenzschmuggler“. Mit den Gedichten spannt der Autor ein Netz quer durch Europa und protokolliert in realen wie imaginären Begegnungen die Verwandlung der Welt in eine Eremitage. Veranstalter: Literarische Gesellschaft Thüringen e. V. Edition Muschelkalk

ParkinSongs im Schloss Schönefeld

Nach der erfolgreichen Inszenierung seiner Texte als Revue liest Komponist Thomas Hertel am 13. März aus seinen ParkinSongs. Die ParkinSongs sind schnoddrig-schöne Sprachergüsse aus dem Herzen von Thomas Hertel. Sie zeigen einen Mann im Kampf mit sich und seiner Krankheit. Thomas Hertel ringt mit einem inneren Gegenspieler, dem vielgestaltigen Mister Parkinson.

Ein alter Ego, ein Mephistoheles, ein dandyhafter Verführer sitzt da als schwächende Krankheit übermächtig im Körper des lyrischen Subjekts. Und so manche menschliche Freude, Frustration und Liebessehnsucht leuchtet in den ParkinSongs in ungewohnt nahegehender Wahrheit auf.

Hey, Mister Parkinson. Erweiterte Lesung mit Thomas Hertel (ParkinSongs), Paola Kling (support lyrics), Vinzenz Wieg (support guitar), Jörg Röder (support movement), Andreas Held (public support) am Freitag, 13. März, 20 Uhr im KulturGut Schloss Schönefeld (Zeumerstr. 1, Leipzig)

„Leipzig liest“ mit Marcus Imbsweiler im Thomasshop

Trotz Absage der Leipziger Buchmesse hat die Thomaskirche-Bach 2000 Marketing GmbH als Veranstalter nach reiflicher Überlegung gemeinsam mit Verlag und Autor entschieden, dass die Lesung mit Marcus Imbsweiler wie geplant am Freitag, 13. März, um 18:30 Uhr im Thomasshop stattfindet. Für den Thomasshop ist es eine Premiere, er präsentiert sich das erste Mal als Veranstaltungsort im Rahmen einer Lesung.

Der saarländische Autor Marcus Imbsweiler stellt sein neues Buch „Das Kabinett der Grazien“ (Komponistenerzählungen), erschienen 2020 im Conte Verlag, vor.

„Er porträtiert in seinen raffinierten Erzählungen Komponisten wie Beethoven, Dvorák und Offenbach an den Schlüsselstellen ihrer musikalischen Karriere – in Momenten, die sie nicht nur als Künstler, sondern auch als Teil der Gesellschaft fordern. Der Besuch einer skandalumwitterten Galerie, ein heikler Kompositionsauftrag, eine Opernaufführung am Vorabend eines Krieges: In den Komponisten-Erzählungen kreuzen sich Künstlerisches, Politisches, Zeitgeschichtliches und Privates. Diese ungewöhnlichen Perspektiven werfen neue biographische Streiflichter auf die musikalischen Genies ihrer Zeit und schlagen eine Brücke zu den existenziellen Fragen der Gegenwart.“ (Klappentext)

Der Eintritt ist frei. Bitte beachten Sie die begrenzte Platzkapazität (30). Der Einlass beginnt 18:00 Uhr.

Auch edition überland liest trotz abgesagter Buchmesse

Trotz der abgesagten Leipziger Buchmesse werden viele der Veranstaltungen des Verlags edition überland zwischen dem 12. und 15. März stattfinden. Neu hinzugekommen ist die Lesung mit Barbara Handke im Rahmen der Veranstaltung „Leipzig liest trotzdem“ in der Connewitzer Verlasgbuchhandlung im Specks Hof:

Donnerstag, 12. März, ab 20 Uhr, Indie-Nacht im Beyerhaus: Neun Autoren – drei Verlage: Die Independent-Verlage duotincta (Berlin), Liesmich Verlag (Leipzig) und edition überland (Leipzig) präsentieren neueste deutschsprachige Gegenwartsliteratur im Gewölbekeller.

Freitag, 13. März, 15 Uhr, Leipziger Buchmenschen stellen sich vor: Barbara Thériault liest in der Buchhandlung Hugendubel in der Petersstraße aus ihrer Sammlung feuilletonistischer Texte „Die Bodenständigen“.

14. und 15. März, jeweils 11 Uhr Stadtführung mit Sebastian Ringel: Sebastian Ringel geht auf Streifzug durch die Leipziger Vorstädte. Treffpunkt ist vor der Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz 10.

Samstag, 14. März, ab 14 Uhr, Leipzig liest trotzdem: Barbara Handke liest in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung im Specks Hof aus ihrer Erzählung „Sommergäste“.

Samstag, 14. März, 19 Uhr: Barbara Handke liest in der Cafébar Pastel aus „Wo ist Norden“, einem Roman über das Leben in der Nachwendezeit in einem mecklenburgischen Gutshaus.

Liesmich Verlag trotz dem Corona-Virus

„Die Leipziger Buchmesse fällt bekanntlich dem Corona-Virus zum Opfer. Wir lesen trotzdem!“, meldet sich auch der Liesmich Verlag zu Wort. „All unsere im Rahmen von ,Leipzig liest‘ geplanten Veranstaltungen werden stattfinden. Erstmals sind drei Autor/-innen unseres Verlags zu Lesungen in Leipzig: Thekla Kraußeneck mit ihrem dystopischen Virtual-Reality-Roman Cronos Cube, dessen Fortsetzungen gerade bei Oetinger erscheinen. Toni Gottschalks Ultra-Roman ,Konfetti im Bier‘ aus der Fanszene des FC St. Pauli, nominiert als ,Fußballbuch des Jahres 2019‘ und Tomas Blums poetisches Debüt ,Wofür wir uns schämen‘ in dem es um das Rauchen, die Liebe und alte weiße Männer geht. Und um Befreiung von Rollen.“

Donnerstag, 12. März, 20 Uhr: Indie-Nacht. Die Independent-Verlage duotincta (Berlin), Liesmich (Leipzig) und Edition Überland (Leipzig) präsentieren neueste deutschsprachige Gegenwartsliteratur im Gewölbekeller. u. A. mit Thekla Kraußeneck („Cronos Cube“) & Tomas Blum („Wofür wir uns schämen“). Beyerhaus ( Ernst-Schneller-Straße 6).

Freitag, 13. März, 19 Uhr : Tomas Blum liest aus „Wofür wir uns schämen“ in der Pfeilerhalle des GRASSI Museums (Johannisplatz 5–11).

Freitag, 13. März, 21 Uhr: Lesung mit Toni Gottschalk („Konfetti im Bier“) & Christian Bartlau („Ballverlust“ | papyRossa Verlag). Ultrá-Roman aus der FC St. Pauli Fanszene trifft auf Abrechnung mit dem marktkonformen Fußball. Aktueller könnte die Thematik kaum sein.

Die Lesung findet im Vereinsheim Roter Stern Leipzig (Teichstraße 12) statt.

Samstag, 14. März, 16:30 Uhr: Leipziger Büchermenschen stellen sich vor: Tomas Blum liest aus „Wofür wir uns schämen“ bei Hugendubel (Petersstraße 12-14)

Samstag, 14. März, 19:30 Uhr: Tomas Blum liest aus „Wofür wir uns schämen“ im D21 Kunstraum (Demmeringstraße 21).

Auch der Buchverlag für die Frau konnte Lesungen sichern

„Die Absage der Buchmesse hat uns alle ziemlich geschockt. Umso mehr haben wir versucht, wenigstens noch einen Teil unseres geplanten Leipzig liest-Programms zu retten“, meldet auch der Buchverlag für die Frau Erfolg bei der Sicherung seiner Lesungen. „Bei einigen Terminen aus dem Abendprogramm ist uns das gelungen, worüber wir uns sehr freuen.“

Freitag, 13. März, 19 Uhr, im KIWI Consulting (Karl-Heine-Straße 27, 04229 Leipzig): Buchpremiere mit Michaela Koschak „Klimaschutz im Alltag. Kleine Taten – große Wirkung“. MDR-Expertin Michaela Koschak stellt viele Ideen vor, wie wir alle klimabewusster leben und handeln können.

Freitag, 13. März, 19 Uhr, im Infozentrum Georg-Schumann-Straße (Georg-Schumann-Straße 126, 04155 Leipzig): Lesung mit Caroline Vongries und Musik an der Gitarre „Klug & mutig – Starke Frauen der Weltgeschichte“, die weibliche Seite der Macht: Frauen, die die Welt veränderten von Kleopatra bis Queen Victoria. An der Gitarre: Liedermacherin Josefin Rabehl.

Freitag, 13. März, 20 Uhr, im Café Ella (Hirzelstraße 34, 04229 Leipzig): Buchpremiere und Verkostung mit Heike Mohr „Köstliche Birnen“ – Die heimlichen Königinnen der Obstbäume. „MDR Garten“-Fernsehexpertin Heike Mohr präsentiert ihr neues Buch über die Powerfrüchte.

Sonnabend, 14. März, 15:30 Uhr, im Schloss Belgershain (Schlossstraße 3A, 04683 Belgershain): Buchvorstellung und Live-Kochen mit Regina Röhner „Die besten süßen Rezepte aus dem Erzgebirge“. Entdecken Sie das süße Erzgebirge und seine kulinarischen Genüsse. Eintritt: 15,00 Europ. P. inkl. Kostprobenmenü. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl nur mit vorheriger Anmeldung unter Tel. 034297/14010 oder info@kuhstall-ev.de!

Sonntag, 15. März, 15 Uhr, in der Stadtbibliothek Markranstädt, Parkstraße 9, 04420 Markranstädt: Buchvorstellungen und Gespräch mit Frauke Weigand und Katharina Kleinschmidt. „Alles Knigge oder was? Wie Sie im Alltag Fettnäpfchen umgehen und mit perfektem Benehmen glänzen. Ob im Berufsalltag, im Restaurant oder beim Smalltalk – Unsere Autoren meinen: Gutes Benehmen ist alles!“

Kunstgalerie Raum 16 lädt ein zum Literarischen Salon

Am Samstag, 14. März, findet in der Kunstgalerie Raum 16 (Windscheidstraße 51) trotz Absage der Buchmesse auch der Literarische Salon der Verlag Edition Outbird statt.

Teil I, 19:30 Uhr: M. Kruppe und Edek Rose lesen aus ihren Neuerscheinungen „Geschichten vom Kaff der guten Hoffnung“ und „Schwanenhalsbrücke“.

M. Kruppe wird es bald wieder getan haben. Mit seinem neuen Gedichtband „Geschichten vom Kaff der guten Hoffnung“ präsentiert der Thüringer Autor und Rezitator ein weiteres Sammelsurium aus schrägen Gestalten, die die Ränder der Gesellschaft tangieren, seziert vermeintlich alltägliche Situationen und legiert seine Beobachtungsgabe mit zuweilen deutlicher Kritik am Konstrukt Gesellschaft. Edek Rose hingegen taucht in blutige Abgründe und pulsierende Wunden ab, um eine lähmende Schreckenswelt in ihrer dunkelsten Schönheit in sprachliche Unfassbarkeiten zu packen.

Teil II, 20:15 Uhr: Benjamin Schmidt & Franziska Appel lesen aus „Fuck[dis]Ability“

Schönheit, Sinnlichkeit und Sexualität erleben. Behinderte Menschen bilden da keine Ausnahme. Kein Körper funktioniert wie der andere, alle lieben nach ihren eigenen Vorlieben, reagieren auf unterschiedliche Reize in unzählbar einzigartigen Momenten.

Guter Sex findet im Kopf statt und geht weit über das leider viel zu oft propagierte „Rein-Raus-Spiel“ hinaus. Benjamin Schmidt & Franziska Appel lesen aus ihren Kurzgeschichten und gestalten ganz nebenbei Rollenmuster erfrischend um. Verspielt und facettenreich, mal abenteuerlich, mal alltäglich, mal romantisch, oft auch lustig und manchmal geht es ganz schön heftig zur Sache.

Teil III, 21 Uhr: Pia Lüddecke liest aus „Geister“

Pia Lüddecke wird aus ihrem Schauerroman „Geister“ schaurig-spannende Passagen um Tom und Juri lesen, diese schicksalhafte Jungenbegegnung, die ob Juris düsterer Geheimnisse Toms Leben allmählich aus den Fugen bringt. Ernesto del E höchstselbst an der E-Gitarre begleitet werden. Ein Fest für Geist, Seele und Gänsehaut.

Teil IV, 21:30 Uhr: Michael Schweßinger liest aus „In Buxtehude ist noch Platz„

Michael Schweßinger, begnadeter Erzähler unserer „Edition Outbird“, wird, beinahe schon traditionell, den letzten Teil des Salonabends gestalten. Er wird aus seinem aktuellen Buch zwischen Alltagsabgründen, Tresenweisheiten und der ein oder anderen Draufgabe an gelebter Lebensphilosophie mit hoher Sicherheit seine Gäste spannungsreich zum Lachen und Nachdenken bringen.

Rahmenprogramm: In der Galerie werden Werke aus „Fuck[dis]Ability“ von Franziska Appel zu sehen sein. Zur Veranstaltung gibt es an unserer Bar wieder internationale Whiskys, Drinks sowie unser Verlagsprogramm. Ticketpreis Abendkasse: 7,50 Euro bzw. 12 Euro (Verlagsförderticket).

Und die Buchhandlung Seitenblick am Lindenauer Markt kündigt an:

P.S. Buchmessesalon mit Gästen

Für unseren Buchmessesalon am Samstagnachmittag, 14. März, (13–18 Uhr) haben sich mittlerweile einige Gäste angekündigt:

Ab 14 Uhr wird der Verleger Mark Lehmstedt starke Worte für die Bücher seines Verlages einlegen. Ab 16 Uhr steht Marc Reichwein, Journalist und Mitglied der Jury des Preises der Leipziger Buchmesse, für Auskünfte zu den ausgezeichneten und den nominierten Büchern des diesjährigen Preisjahrgangs zur Verfügung. Und zwischendrin wird auch Sebastian Wolter, Verleger des Voland & Quist-Verlages, mit Neuerscheinungen seines Verlages zugegen sein.

Leipzig liest doch … und streamt live

https://www.l-iz.de/marktplatz/netzwelt/2020/03/Leipzig-liest-doch-%e2%80%a6-und-streamt-live-320837

Noch mehr Lesungen, die trotz Absage von „Leipzig liest“ stattfinden

https://www.l-iz.de/kultur/lesungen/2020/03/Noch-mehr-Lesungen-die-trotz-Absage-von-%e2%80%9eLeipzig-liest%e2%80%9c-stattfinden-320500

Noch mehr Lesungen, die trotz Absage der Buchmesse stattfinden

Noch mehr Lesungen, die trotz Absage der Buchmesse stattfinden

Leipzig bekommt doch noch ein kleines Lesefest

Leipzig bekommt doch noch ein kleines Lesefest

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