Mit Johann Faust fing alles an. Er gibt das Datum vor, mit dem „Auerbachs Keller“ seinen 500. Geburtstag feiert. Denn seine Reise von Wittenberg nach Leipzig wird für 1525 vermerkt. Das war auch das Jahr, als Dr. Heinrich Stromer von Auerbach erstmals Wein an Studenten ausschenken ließ. Für den aktuellen Kellerwirt René Stoffregen ist das die Geburtsstunde für eines der traditionsreichsten Gasthäuser Deutschlands, eben Auerbachs Keller.
Der Leipziger Mediziner und Universitätsprofessor Dr. Heinrich Stromer von Auerbach, der den Hof 1519 von Barthel Hummelshain erwarb, legte den Grundstein für eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. 1625 ließ dann sein Urenkel Johann Vetzer den Fassritt des legendären Dr. Faustus auf zwei Tafeln im Kellergewölbe malen und aufhängen. Damit wurde die Sage endgültig verortet.
Diese Gemälde, die rundum zechenden Studenten und die mystische Keller-Atmosphäre inspirierten später Johann Wolfgang von Goethe zur Faustdichtung und verhalfen der einstigen Studentenkneipe zu Weltruhm.
2025 feiert Auerbachs Keller nun ein 500-Jahr-Jubiläum
„Dieses einzigartige Ereignis feiern und würdigen wir zusammen mit unseren Gästen und allen
Mitarbeitenden, einem Potpourri an Veranstaltungen und Aktivitäten …“, betont Kellerwirt René Stoffregen.
Im Laufe der nächsten drei Jahre, einem ausgerufenen Jubiläums-Triennium, soll es ein erlebnisreiches Programm geben. Den Höhepunkt markiert dann Ostern 2025.
Es ist der Geist der Jahrhunderte alten Geschichte und der „Zauberhauch“ von Goethes Werk,
der unser Haus bis heute unverkennbar „umweht“. Goethes studentische Szene im „Faust“ und der damit sagenumwobene Ort des Teufelswerkes verläuft wie ein roter Faden in die Neuzeit. Heute kann Mephistopheles selbst – der Künstler Hartmut Müller – mit einer als Gastrotainment zu Recht bezeichneten Schauspielerei gebucht werden.
Auerbachs Keller will anregen, in den „Faust“ – tagessaktueller denn je – einzutauchen und sich mit Geschichte zu befassen: woher wir kommen, wo wir stehen und wohin wir gehen.
„Auerbachs Keller war schon immer ein Ort der Geselligkeit und Völkerverständigung. Er hat die Pest, Kriege und Diktaturen überdauert, also werden wir auch die jetzigen Herausforderungen wirtschaftlich und geopolitisch bewältigen“, ist sich Stoffregen sicher. „Mit der traditionsverbundenen Bewirtschaftung des Hauses verstehen wir uns als ein Teil des Opus
magnum Goethes, als dessen Tür zur Öffentlichkeit, als dessen stete, nicht müde werdende Erinnerung, als Quelle der Inspiration.“
Berühmte Persönlichkeiten, darunter Könige, Künstler, Dichter, Wissenschaftler und Politiker, waren im „Auerbachs Hof“ zu Gast, lange vor und nach Johann Wolfgang von Goethe.
Viele von ihnen werden – dem Haus wohlgesonnen und so geplant – die letzten 500 heruntergezählten Tage bis zum „Geburtstag“ mit 500 Grußbotschaften medienwirksam begleiten.
„Und in unserem Jubiläumslogo trägt Dr. Faust ab sofort mit einer wehenden Jubiläums-Fahne die Botschaft in die Welt“, so Stoffregen.
Mit dieser Botschaft möchte Auerbachs Keller wieder vermehrt die Leipziger erreichen, denn der geschichtsreiche Keller ist in den letzten Jahren vor allem zu einem Hotspot für Touristen geworden, für die ein Besuch in „Auerbachs Keller“ zum Pflichtprogramm gehört.
Kinder sollen mit speziell angelegten Führungen und Kreativ-Workshops angesprochen werden, die jetzt im April beginnen, Studierende mit Poetry Slam & Co, gern einmal endend in einem „Großen Schlampamp“ wie einst an langen Tafeln und mit reichlich Wein im Gewölbekeller. Ein Termin ist im Oktober angedacht, rund um das Datum der Immatrikulation Goethes an Leipzigs Universität. Am 19. Oktober 1765 hatte sich Goethe als Student der Rechte eingeschrieben.
Ein Jubiläumswein soll durch das Weingut Schloss Wackerbarth aus Radebeul extra für „Auerbachs Keller“ gekeltert und ein Jubiläumsaquavit durch den Bayerischen Bahnhof exklusiv destilliert werden.
„Und wir werden einen Rezept-Wettbewerb für Leipziger Hausfrauen und -männer um ein ‚Teufelsbraten-Gericht‘ ausschreiben“, kündigt Stoffregen an.
Geträumt und gearbeitet werde aber auch an der Vergabe eines Faust’schen Straßennamens in Leipzig und von einer nach Faust reich illustrierten Straßenbahn in der City.
Das Jubiläumsjahr 2025
Im Frühling des Jubiläumsjahres 2025 möchte Stoffregen dann die Leipziger/-innen in den Stadtparks zu einem „Osterspaziergang“ mit Picknickkorb und Faustbuch animieren. Auch wenn der „Osterspaziergang“ in Faust I – anders als der Fassritt – nicht in Leipzig stattfand.
„Ein Flashmob um das Goethedenkmal ist außerdem nicht ausgeschlossen“, so Stoffegen.
Ein Höhepunkt soll die Bewerbung des Hausers für eine exklusiv aufgelegte Goldmünze mit Motiv des Fassritts in 2025 sein, die als Sammlerobjekt oder im besten Fall als Zahlungsmittel in Umlauf kommt. „Der Eingang dieses Schreibens beim Bundesministerium der Finanzen ist bestätigt und großes Hoffen auf ein positives Ergebnis begleitet uns in den nächsten Monaten“, so Stoffregen.
Schon während der Corona-Pandemie als Idee entwickelt, könnte es in der Zukunft auch ein
Manufakturprodukt – eine „Roulade to Go“ – durch Auerbachs Keller geben. Das wäre dann so etwas wie sächsisch-bürgerliche Küche im Glas … für die Singles dieser Welt, international Reisende, Enkelkinder auf den kulinarischen Spuren ihrer Großmütter, Gäste mit Interesse an Nutri-Score und ökologischem Fußabdruck.
Fester Bestandteil der Hauskultur sind weiterhin auch die beliebten Arrangements rund um die historisch prägenden Persönlichkeiten, die unmittelbar mit der Geschichte des Hauses verbunden sind: die berühmte „Fasskellerzeremonie Anno Domini 1525“ mit dem Fasskellermeister und der kulinarische Stadtrundgang „Kein Lotterleben!“ mit dem historischen Altbürgermeister und Bauherrn Hieronymus Lotter.
Der aktuelle Kellerwirt
Im Jahr 2000 trat René Stoffregen ins Unternehmen Auerbachs Keller ein. Zunächst als Barkeeper tätig, arbeitete er später als Sommelier des „Großen Kellers“ und mit einem abgeschlossenen Studium an der Hotelfachschule Leipzig übertrug man ihm 2006 folgerichtig die Position des F&B Managers für den gesamten Gastro-Betrieb. Als geschäftsführender Gesellschafter übernahm er im Januar 2018 das berühmte Haus.
Da das bedeutsame Datum des 500. Geburtstages in seine Pächter-Dekade fällt, versteht er es als historischen Auftrag, unvorstellbare Ehre und große Verantwortung, den Auerbachs Keller würdig in das Jubiläum zu führen und es gebührend erlebbar für alle auszurichten. Im gleichermaßen geschichtsträchtigen Wittenberg geboren, lebt er als Wahl-Leipziger mit seiner Familie in Steinwurf-Weite zum Auerbachs Keller.
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