Auf eine ganz verwegene Idee sind nun die Mitarbeiter des Botanischen Gartens der Universität Leipzig gekommen: Sie haben einen Liebespfad angelegt. Natürlich aus lauter Pflanzen bestehend, die entweder wirklich eine Rolle spielen bei den sexuellen Gefühlen der Menschen, und solchen, denen Menschen seit Jahrhunderten solche liebesfördernden Eigenschaften angedichtet haben – manchmal auch nach dem Motto: Liebe geht durch den Magen. Am Freitag, 31. August, wurde der Pfad eröffnet.
Und zur Eröffnung holte die Gartenleitung schon mal zum ganz großen Rundumschlag aus: „Pflanzen haben vielerlei Einfluss auf unser Liebesleben. Ihre Verwendung in Liebesangelegenheiten ist ein uraltes Kulturgut. Schon im Märchen stiehlt Rapunzels Mutter der Hexe Feldsalat aus deren Garten, weil dieser wichtige Mineralien für eine bestimmte Zeit der Schwangerschaft enthält.
Der Genuss von Tabak wiederum vermindert die Zeugungskraft, und Mönchspfeffer sollte wollüstige Gedanken von Klosternovizen vertreiben. Diese und andere interessante Dinge erfahren die Besucher des neuen Liebespfads im Botanischen Garten der Universität Leipzig, der kürzlich eröffnet wurde. Er entstand mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Leipzig.“
Was trotzdem eine beherzte Einladung ist, mal wieder ein paar Pflanzen näher kennenzulernen, die für uns in unserem gut verpackten Alltag kaum noch eine Rolle spielen. Der Pfad lädt zum Hinschauen und Lernen ein.
Etwa so: „Ob Partnerwerbung, Fruchtbarkeit, Gelüste, Schwangerschaft, Geburt oder Stillen: Entlang von 17 Stationen erfährt der Wissbegierige mehr über die vielfältigen Einflüsse, die Pflanzen auf unser Liebesleben haben – angefangen bei ätherischen Ölen, die eigentlich von Pflanzen zur Abwehr von Fressfeinden produziert werden, aber häufig von der Parfümindustrie als Duftstoffe genutzt werden über den Einfluss bestimmter Pflanzen auf die Libido und die Fruchtbarkeit bis hin zu Pflanzen, die bei der Geburt die Wehen beschleunigen und die gern als Zeichen der Liebe geschenkt werden.“
Der Kustos des Botanischen Gartens, Dr. Martin Freiberg, hatte die Idee zu diesem Projekt, weil er damit der zunehmenden Pflanzenblindheit in unserer Gesellschaft begegnen will. „Der Pfad erzählt in einer durchgehenden Geschichte von den Einflüssen, die Pflanzen auf unser Liebesleben haben“, sagt er. Die meisten Menschen kämen bei dieser Thematik nur auf die aphrodisierende Wirkung von Pflanzen. Dabei sei ihr Einfluss auf das Liebesleben des Menschen weitaus vielfältiger.
Eine kleine, am Eingang zu den Gewächshäusern erhältliche Broschüre bietet Anekdoten und Informationen. Sie können per Smartphone und QR-Code auch direkt an der jeweiligen Station abgerufen werden. Führungen über den Liebespfad sind nach Vereinbarung möglich. Die meisten Stationen des Pfads befinden sich auf dem Außengelände des Botanischen Gartens, wo der Eintritt kostenlos ist. Stationen in den Gewächshäusern, wie etwa der brasilianische Kautschukbaum, aus dessen Saft unter anderem Kondome hergestellt werden, kosten Eintritt (4 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei).
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