Am Samstag, 11. April, gibt es eine besondere Eröffnungsfeier - diesmal nicht in den üblichen Pionierquartieren der letzten Zeit - Plagwitz oder Lindenau, sondern im Eutritzscher Gewerbegebiet in der Bitterfelder Straße 5. Dort lädt der Makerspace Leipzig zur Eröffnungsparty. Es wurde höchste Zeit: Selbermachen wird wieder zur Tugend.

Hinter dem Projekt, das bis jetzt schon fleißig Geld per Crowdfunding gesammelt hat, um die Räume anzumieten und herzurichten, stecken 13 junge Leute, die sich entweder Koordinatorin oder Gewerkeverantwortliche nennen.

“Mit dem Makerspace Leipzig soll ein Ort geschaffen werden, an dem sich Selbermacher, Künstler, Kreative, Tüftler und Sammler untereinander austauschen, unterstützen, dazulernen und inspirieren können”, benennen die jungen Leute die Idee ihres Macher-Raumes, der in der englischen Namensform natürlich etwas Abgehobenes hat, ein bisschen wie ein Raumschiff, das nun vor hat, ein bisschen an Höhe zu gewinnen. “Der Leipziger Makerspace dient hierbei als offene Werkstatt, in welcher man möglichst viele verschiedene Arbeitsweisen lehren, lernen und ausprobieren kann. Durch die Zusammenarbeit und das Teilen von Ressourcen wie Werkzeugen, Raum, Wissen, Materialien, Zeit, gibt es hier für alle Mitglieder die Möglichkeit, eigene (kunst)handwerkliche oder technische Ideen bis hin zur Serienreife zu verwirklichen oder sogar den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen.”

Auf mehreren hundert Quadratmetern sollen die verschiedensten Bereiche (Holz, Elektronik, Textilien, Metall, Upcycling, Fotografie…) abgedeckt werden. “Nach und nach werden wir immer mehr Werkzeuge und Maschinen bieten, die man als Einzelner nicht zur Verfügung hat”, verspechen die Makerspacer. “Für einen erschwinglichen Monatsbeitrag kann jeder die Räume und Werkzeuge nutzen, um seine kreativen Ideen in die Tat umzusetzen. Spaß an und bei der Arbeit mit Anderen und das Wissen der Gleichgesinnten gibt es kostenlos dazu.”

Dennis Jackstien ist Ingenieur für Medientechnik und der Initiator des Projektes: „Die Idee des Makerspaces ist einfach und genial: Viele Menschen teilen sich einen Raum, Werkzeuge und Know-How, um ihre Ideen zu verwirklichen. Wir führen junge Leute an handwerklich-technische Fähigkeiten heran. Wir zeigen älteren Semestern, wie 3D-Druck funktioniert. Wir geben Hobbyisten einen Treffpunkt und Existenzgründern eine Startrampe in die Selbstständigkeit. Wir machen Leipzig noch ein Stück kreativer und kooperativer!“

Das gemeinnützige Projekt ist eine offene Mitmachwerkstatt – für Tüftler, Erfinder, Künstler, Handwerker und Designer. Für Alle, die selber etwas machen wollen und die der Austausch mit Anderen inspiriert und motiviert. Auch Workshops soll es geben, in denen Know-How vermittelt und die eigene Kreativität angeregt wird. Diese können nicht nur von Mitgliedern besucht werden, sondern sind offen für alle.

Ursprünglich kommt die Idee des Makerspaces aus den USA. Mittlerweile gibt es bereits über 20 solcher Werkstätten auch in Deutschland – nur noch nicht in Leipzig. Vor über einem Jahr entschloss sich Dennis Jackstien daher, die Sache anzugehen. „Ich baue schon immer gern. Anfang 2013 wollte ich eine Leuchte aus Holz für unseren Esstisch bauen. Und weil kein Platz da war, wurde unser Wohnzimmer kurzerhand zur Werkstatt. Das fand nur begrenztes Verständnis meiner Freundin. Für weitere Projekte konnte ich mich dann in eine Tischlerei einmieten, aber ich interessiere mich eben auch noch für andere Gebiete – nicht nur für Holz.“

Durch einen Radiobeitrag wurde Dennis schließlich auf das Konzept der Makerspaces aufmerksam. „Da war die Idee geboren. Über Facebook suchte ich nach Gleichgesinnten und nur wenige Wochen später hatten wir das erste Treffen bei uns im Hinterhof”, erzählt er.

Schnell wuchs die Gruppe der Interessierten. Von Beginn an stand fest, dass es ein gemeinnütziges Projekt ohne Gewinnabsichten, ohne wirkliche Hierarchien, aber mit klarer Aufgabenteilung werden soll. Eben ein Projekt, das auf Freiwilligkeit und Engagement basiert. Über 10.000 freiwillige Stunden stecken ein Jahr später in der Initiative, angefangen bei den zahlreichen Treffen, der Konzept-Arbeit, der Raumsuche oder der eigenen Webseite.

Der Raum in der Bitterfelder Straße 5 vor dem Umbau zum Makerspace. Foto: Dennis Jackstien
Der Raum in der Bitterfelder Straße 5 vor dem Umbau zum Makerspace. Foto: Dennis Jackstien

„Mittlerweile ist das Projekt extrem gewachsen. Aus anfangs zehn Leuten sind über fünfzig geworden. Über 900 Leute unterstützen uns auf Facebook und wir sind jetzt auch ein Teil der VILLA. Die Räume sind gefunden, auch viele Werkzeuge wurden schon gespendet. Mit einigen zusammengekratzten Finanzen konnten wir nun den Aufbau starten, aber wir hoffen noch sehr auf das laufende Crowdfunding. Die vielen fleißigen Leute bei uns investieren viel Zeit, aber reich geerbt hat leider keiner”, so Dennis Jackstien.

So kann das Team zwar die Miete und alle laufenden Kosten stemmen, aber für den Ausbau der Räume wird noch einiges an Geld benötigt. Die Crowdfunding-Aktion auf Visionbakery läuft noch bis zum 18. April und bietet unter anderem vergünstigte Mitgliedschaften und Gutscheine für Workshops.

Ziel ist es, in der Bitterfelder Straße, unweit des Hauptbahnhofes, auf 370m² einzelne Werkstattbereiche für Holz, Metall, Textil, Papier, Elektronik, 3D-Druck, Fotografie und später vielleicht auch Glas und Keramik entstehen zu lassen. Dafür müssen Trockenbauwände und Brandschutztüren gesetzt werden. Dazu kommt die Elektrik, Fußboden verlegen, Beleuchtung und so weiter. Vieles davon haben die Akteure in den letzten Wochen schon in Eigeninitiative umgesetzt. Selbermachen ist angesagt – von Anfang an.

„Das kostet natürlich viel Geld. Unsere Mittel sind da begrenzt. Wir konnten schon einiges realisieren, aber viele Wünsche müssen erst einmal unerfüllt bleiben. Deshalb haben wir eine Crowdfunding-Kampagne auf der Leipziger Plattform Visionbakery gestartet und hoffen, dass wir darüber noch finanzielle Unterstützung erhalten”, benennt Jackstien die Notwendigkeit, eben doch das nötige Geld für die flankierende Finanzierung einzuspielen.

Am Samstag, 11. April, soll nun erst einmal gefeiert werden, denn starten kann der Makerspace auf jeden Fall. Ab 16 Uhr laden die 13 Selbermacher in die Räumlichkeiten in der Bitterfeld Straße ein. Geben wird es unter anderem eine kurze Team-Vorstellung, Werkzeuge und Maschinen in Aktion, ein gemeinsames Anstoßen, verschiedene Workshops und dann  Feiern und Tanzen bis tief in die Nacht.

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