Hin und wieder belauscht der Tanner in der Leipziger Straßenbahn Menschen beim Vorurteile tauschen. Das ist erheiternd. Und wenn's zu schlimm wird steigt er einfach aus und geht ein Bierchen trinken. Letztens ging es hinter ihm heiß her. Das Thema war die heutige Jugend und der Genauwisser-Tausch gipfelte in: "Die nehm doch alle nur Droschn un machen den jansen Dach nüscht."

Tanner ließ es unwidersprochen stehen, schmunzelte und traf Francesca Ollietti – eine heutige Jugendliche, die fleißig an ihrer Karriere als Bildermacherin werkelt. Und Ergebnisse liefert.

Einen wundervollen Tag, Francesca. Und um diesen Tag wirklich zu verschönern gebe ich Dir mal weiter, wie Dich Deine Freundin Satura Vain mir gegenüber beschrieben hat: “Sie ist super sympathisch, super lustig, bescheiden, ein sehr positiver Mensch, sie ist keine Tussi und kommt auch nicht in schicki micki Sachen zu den Shootings, sie verstellt sich nicht, beteiligt sich nicht am Konkurrenzkampf in der Bildermacherszene von Leipzig, wo man gern mit harten Worten vorgeht, die Kunden lieben sie, sie hat ihren eigenen besonderen Stil zu fotografieren und tut dies mit sehr viel Leidenschaft. Wenn du traurig bist, Angst hast oder nervös bist wegen dem Shooting, schafft sie es innerhalb von Sekunden, dass du dich super wohlfühlst.” Wow! Was sagst Du nun?

Hallo Volly, das ist natürlich wahnsinnig schön, so etwas zu hören, weil genau das möchte ich auch erreichen. Jeder unserer Kunden soll sich einfach nur wohlfühlen bei den Shootings. Mir ist es sehr wichtig, mit den Leuten zu kommunizieren, das Zwischenmenschliche sollte einfach stimmen. Der Andere fühlt sich sonst unwohl, man selber fühlt sich unwohl und das wollen wir möglichst vermeiden. Außerdem entstehen dadurch auch viel schönere Bilder, wenn sich unsere Kunden vor der Kamera wohlfühlen. Wir, das ist übrigens neben mir noch meine persönliche Assistentin Nadja. Wir arbeiten seit August zusammen und sie ist eine große Unterstützung für mich.

Du bist die Chefin von ChibiWonderland. Worauf hast Du Dich in Deiner Arbeit denn genau spezialisiert? Und vor allem: Was reizt Dich ganz persönlich an diesem Segment?

Man muss dazu erwähnen, dass ich mit verschiedenen Sachen angefangen habe, wie zum Beispiel mit der Fotografie von Architektur oder Naturmotiven. Irgendwann meinten einige Leute zu mir, dass ich es doch mal mit der Porträt-/Menschenfotografie probieren sollte. Ich habe damit begonnen und dabei ist es dann auch letztlich geblieben. Es hat mir so wahnsinnigen Spaß gemacht, jeden einzelnen Menschen in seinen verschiedenen Facetten darzustellen und bei jedem das Besondere rauszukitzeln und auch ab und zu jemanden vielleicht ganz anders zu präsentieren, sodass der Andere sieht: hey so kann ich ja auch sein. Das finde ich sehr schön und auch immer wieder aufregend und das überträgt sich auch auf unsere Kunden, die lassen sich gerne von meiner Euphorie anstecken.

Und wie kann man damit sein Geld verdienen? Ich meine in unseren Breiten tummeln sich ja die vielfältigsten Fotoarbeiterschaften – und der Markt ist ja auch nicht ein ganz so großer – wie fließt das Geld in Deine Taschen – um später Nahrungsmittel zu finanzieren?

Ich muss dazu sagen, dass ich erst eine Ausbildung zur Fotografin absolviert habe. Ich bin sozusagen noch ein “kleiner Fisch” von vielen. Natürlich wäre es toll, sich jetzt selbständig machen zu können, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber ich arbeite daran und der Anfang wurde schon gemacht. (zwinkert)

Wohin geht die Reise mit der Fotografie? Was denkst Du? Irgendwann wird doch auch mal der Bedarf an bunten Bildern gedeckt sein, wo geht es dann hin? Holographien? Sag mal …

Also ich denke, dass der Bedarf an bunten Bildern nie gedeckt sein wird, denn jeder möchte etwas festhalten. Sei es das klassische Familienshooting, die eigene Hochzeit oder denk nur an die ganzen Hobbymodels innerhalb Leipzigs, die ständig neue Bilder für ihre Setcard benötigen. Natürlich gibt es eine Vielzahl an Bildermachern in Leipzig, aber deswegen versuchen wir uns auch ein wenig, von der grauen Masse abzuheben. Als potentieller Kunde ist man wahrscheinlich erst einmal überfordert, wenn man den Wunsch hat, Bilder von sich machen zu lassen und nicht weiß, zu welchem Bildermacher man gehen soll, weil die Auswahl einfach zu groß ist.Nun wirst du sicherlich wissen wollen, wodurch wir uns auszeichnen? Nun, wie ich bereits zuvor erwähnt habe, werde ich seit dem Sommer von Nadja Koitzsch, meiner persönlichen Assistentin, tatkräftig unterstützt. Sie kümmert sich nicht nur um die Organisation, sondern betreut auch unsere Kunden das gesamte Shooting über, wofür dem durchschnittlichen Bildermacher normalerweise die Zeit fehlt. Dadurch bieten wir auch eine individuellere Gestaltung des Shootings an. Unser Team wird ebenfalls von zwei Visagistinnen (Claudi und Juli) unterstützt. Wir sind auch derzeit im Gespräch mit Lamia Passion Visagistik über eine Kooperation.

Du lebst in Leipzig, bist in Nürnberg geboren – ist Leipzig eigentlich ein gutes Pflaster für Kreative? Gibt es Unterschiede, zum Beispiel zu Nürnberg?

Leipzig ist definitiv ein kreatives Pflaster, schon allein wegen der verschiedenen Menschen, die hier leben. Die Altstadt mit ihren wunderschönen Jugendstilbauten, die Vielzahl an Parks und Grünanlagen, Szeneviertel wie Plagwitz oder Connewitz, das kann man alles gar nicht mit Nürnberg vergleichen. Es ist alles viel größer, lebhafter und aufgeschlossener. Leipzig besitzt zudem eine ziemlich coole und kreative alternative Szene, von der ich mich gern bei meiner Arbeit inspirieren lasse. Dementsprechend fühle ich mich hier am wohlsten und finde es wahnsinnig toll, hier mit der Fotografie durchzustarten zu können.

Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen auf Deinem Weg.

Vielen lieben Dank.

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