Für die Liebertwolkwitzer begann die Völkerschlacht schon am 14. Oktober 1813. "Am 14. Oktober gegen Abend und in der Nacht wütete ein Orkan, der Bäume entwurzelte, Dächer abhob und strömenden Regen zur Folge hatte. So leitete die Natur das Drama der Völkerschlacht ein, das an jenem 14. Oktober durch ein blutiges Vorspiel begann", heißt es auf der Website der Arbeitsgruppe Liebertwolkwitz 1813 dazu.

Zitiert ist es aus dem “Wanderskizzenkatalog” anlässlich der 140-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig, wo es weiter heißt: “Die Vorhut der böhmischen Armee startete ein gewaltsames Erkundigungsgefecht gegen Liebertwolkwitz hin. Man wollte sich Aufklärung über die Stärke der Armee Murats verschaffen und Aufschluss erhalten, ob der Gegner standhalten oder sich weiter zurückziehen würde. Liebertwolkwitz war Stützpunkt der französischen Reiterei. 8.000 Reiter befanden sich in und um den Ort, darunter 6 Regimenter, die Augereau aus Spanien herbeigeführt hatte. Das waren altgediente Soldaten und zählten zu den besten Reitern des napoleonischen Heeres.”

Eine Geschichte, die mit der Aufforderung eines französischen Offiziers an die Einwohner von Liebertwolkwitz weiter geht, ihr Heimatdorf sofort zu verlassen. Denn was jetzt folgte, hätten sich die Bewohner des Ortes so nicht träumen lassen: “Vom Donnerstag, den 14. Oktober, ab brannte der Ort bis zum Sonntag ununterbrochen. Mit Einschluss der Seitengebäude wurden gegen 60 Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Liebertwolkwitz war eine weithin sichtbare Feuersäule.” Sonntag war dann der 18. Oktober, als die Entscheidung in der Völkerschlacht fiel.

Liebertwolkwitz gehört zu jenen Dörfern auf dem Schlachtfeld, die in diesen Tagen praktisch völlig zerstört wurden. Das nimmt sich nur in Schlachtenschilderungen heroisch aus. Deswegen entschlossen sich die Liebertwolkwitzer 2006, ihre Veranstaltungen im Rahmen der Erinnerung an die Völkerschlacht nicht den martialischen Felddarstellungen zu widmen, sondern das Leben jenseits des Kampfgetümmels zu zeigen.Seit dem Herbst 2006 arbeitet eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Interessenvereins an der Verwirklichung der Idee “Liebertwolkwitz 1813 – wie es wirklich war”. 2008 – zur 195-Jahrfeier – ist “Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahre 1813” durch die Liebertwolkwitzer (Wolkser) erstmals dargestellt worden. Das große Ziel ist die 200-Jahrfeier 2013. Bis dahin soll die Veranstaltung wachsen und ein fester Termin in den Veranstaltungskalendern werden und damit auch zu einem wirtschaftlicher Faktor im “Außenbereich” Leipzigs werden.

Zum nunmehr fünften Mal geht Liebertwolkwitz vom 19. bis 21. Oktober auf eine Reise in seine eigene Geschichte. Am dritten Oktober-Wochenende wird wieder das Jahr 1813 rund um den Liebertwolkwitzer Markt lebendig. Ortsgeschichte, Ortsgeschichten und authentische Personen, wie sie damals in Liebertwolkwitz lebten, werden den Markt und die angrenzenden Gehöfte bevölkern. Vom Pfarrer über den Lehrer oder die Handwerker, Gastwirte und Bauern bis hin zum Bürgermeister und zum Richter lassen die Darsteller das Liebertwolkwitz von vor 199 Jahren wieder auferstehen. Auch Soldaten der unterschiedlichsten Nationen, die – wie damals üblich – in Scheunen und auf Dachböden einquartiert wurden, sind überall im Ort anzutreffen.

“Wir werden auch in diesem Jahr wieder eine Schippe draufpacken und uns im Vergleich zu den vergangenen vier Jahren steigern”, kündigt der Ortsvorsteher von Liebertwolkwitz, Dr. Lutz Zerling, an. “Vor allem am zentralen Ort unserer Geschichtsdarstellung, dem Stiftsgut, hat sich einiges getan, seit wir dieses Areal mit unserer Hofgenossenschaft übernommen haben. Aber auch das Engagement der Vereine, der Kirchgemeinde und der vielen freiwilligen Helfer ist wie bisher jedes Jahr sehr hoch, sodass wir auch unser Programm wieder erweitern konnten.””Wie in jedem Jahr verzichten wir darauf, eine reine Blut-und-Pulver-Darstellung zu bieten, denn uns ist es wichtig, die Zeit der Völkerschlacht zu zeigen, ohne dabei wichtige Aspekte aus den Augen zu verlieren”, betont Dr. Lutz Zerling, der selbst als historische Persönlichkeit Pferdner Liebner unterwegs sein wird. “Wir haben deshalb unseren Schwerpunkt auf das zivile Leben gelegt, ohne jedoch auf Militärdarsteller und Einquartierungen verzichten zu wollen. So haben wir dieses Jahr beispielsweise 23 russische Jäger, den preußischen König mit Pferden und Kanonen sowie über 100 sächsische Soldaten in Liebertwolkwitz zu Gast. Bei uns gibt es eben von allem was – also die richtige Mischung mit jeder Menge Spaß und Freude an der Sache.”

Und das erwartet die Besucher am dritten Oktoberwochenende in Liebertwolkwitz:

Spielende Kinder auf dem historischen Marktplatz, Klappern von Pferdehufen und Holzschuhen, Haustiere auf den geöffneten Markt-Gehöften, Märchenlesen auf dem Getreideboden, Großes Biwakzelt, traditionelle Gewerke (vom Branntweinbrenner bis zum Zimmermann), Konzerte und Theater, ein Märchenspiel von und für Kinder, Flechten von Kränzen aus Kräutlein, Kaspertheater und Reiten für Kinder auf kleinen Pferden, Fladen-Backofen und Schwein am Spieß, dreschende und dreiste Knechte, Steckenpferd bemalen und Laternen basteln, fahrendes Volk und laute Spelunken, Felddruckerei und Bürgermeisteramt, Handarbeiten zu Freude und Erwerb, Szenen spielende Bürger, Fahrten mit historischer Kutsche, Bauern und Soldaten auf Schritt und Tritt, historische Kinderspiele, Knüppelkuchen, tanzende und tratschende Mägde, Stelzenlauf und Kreiseln, Strohballen zum Toben u.v.m.

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Am Donnerstagnachmittag, 18. Oktober, kann man dabei erst einmal die Ankunft und Einquartierung der verschiedenen Militärs durch das Billettieramt in der Schreibstube des Bürgermeisters erleben, mitsamt Registrierung, Strohsackausgabe und Verteilung auf die Gehöfte.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen am Freitag, 19. Oktober, ab 15:00 Uhr ist frei – Spenden sind freilich jederzeit herzlich willkommen.

Am Sonnabend, 20. Oktober, 10:00 – 19:00 Uhr, und Sonntag, 21. Oktober, 10:00 – 17:00 Uhr, kostet dann der Eintritt mit Tageskarte 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, mit Familienkarte 13 Euro.

Direkt zum Programm: www.liebertwolkwitz-1813.de/de/pdf/Programm_2012.pdf

www.liebertwolkwitz-1813.de

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