Im Jahr 1977 schuf Regisseur und Produzent George Lucas mit „Star Wars“ einen SciFi-Meilenstein und läutete ganz nebenbei die Blockbuster-Ära ein. 40 Jahre später startet am Donnerstag mit „Star Wars: Die letzten Jedi“ der achte Teil der Reihe in den Kinos. Für echte Fans ein Pflichttermin.
Bescherung findet dieses Jahr schon am 14. Dezember statt. Zumindest für Star-Wars-Fans. Und für den Disney-Konzern, der Ende 2012 für rund 4 Milliarden Dollar von Lucas die Rechte an dem Franchise erwarb. „Die letzten Jedi“ ist schon die dritte Disney-Produktion im Star-Wars-Universum. „Die Rückkehr der Macht“ und des Spin-Offs „Rogue One“ waren Kassenschlager. Wie in den Jahren zuvor wird der Filmstart von einer gigantischen Marketing- und Merchandise-Maschinerie begleitet, die dem US-Konzern weiteren Umsatz mit der Lichtschwert-Saga generieren soll.
Über die Gründe für den andauernden Siegeszug der Filmreihe ließe sich vermutlich endlos schwadronieren. Möglicherweise treibt die Sehnsucht nach einer anderen, nach einer besseren Welt Millionen von Kinogängern in die Vorführungen, wo sie für gut zweieinhalb Stunden an der Seite der Rebellen, die im Kampf Gut gegen Böse, den „Star Wars“ seit 40 Jahren auf der Leinwand verhandelt, trotz oder gerade wegen ihrer Underdog-Rolle im Kampf gegen das allmächtige Imperium die „Guten“ sind.
Dass der Stoff vom fortwährenden Kampf zwischen Gut und Böse in ferner Vergangenheit in einer weit entfernten Galaxis zum mittlerweile neunten Mal cineastisch erzählt wird, macht ihn jedoch nicht gerade besser als die vergangenen acht Male. Man muss hartgesottener Fan sein, um an „Die letzten Jedi“ noch Gefallen zu finden. Die eindimensionalen Figuren bedienen die gängigen Stereotypen des Hollywood-Kinos. Die Schnitte und Kameraeinstellungen sind dieselben wie vor 40 Jahren. Set-Design und Kostüme weisen museale Züge auf. Filmkomponist John Williams hat seinem sinfonischen Star-Wars-Soundtrack wieder ein paar Motive hinzugefügt, ohne die bewährten Leitmotive wegzulassen. Von einer echten Neuschöpfung kann natürlich keine Rede sein. Allerdings erwartet der gemeine Star-Wars-Fan auch nichts Neues, sondern nur diesen diffusen Neuaufguss des Altbewährten in veränderter Gestalt.
Dies war der Grund, warum Disney die alten Star-Wars-Haudegen Mark Hamill (Luke Skywalker) und Carrie Fisher (Prinzessin Leia) für die neue Trilogie aus dem Ruhestand holte. Beide erlebten während ihrer Karrieren kaum Höhepunkte und spielten hauptsächlich in kleinen Nebenrollen. Dass Fisher den Kinostart nicht mehr miterleben durfte und ihr Tod die Produzenten mit Blick auf den nächsten Teil vor ein ernsthaftes Problem stellt, ist der Tragik des realen Lebens geschuldet. In „Die letzten Jedi“ haben beide ihre letzten großen Auftritte: Leia führt die verbliebenen Rebellen in den Kampf gegen die Streitmacht des Imperiums, die von dem mächtigen Strippenzieher Snoke (Andy Serkis) angeführt wird. Luke Skywalker widmet sich der Ausbildung der jungen Jedi-Ritterin Rey (Daisy Ridley). Die junge Kämpferin beginnt, ein starkes inneres Band zu Skywalkers ehemaligen Kylo Ren (Adam Driver) zu spüren, der jetzt auf der dunklen Seite der Macht kämpft.
Regisseur Rian Johnson, der auch das Drehbuch schrieb, versucht sich in der ersten Filmhälfte als Dramatiker. Die Begegnung zwischen Skywalker und Rey auf einer kleinen Insel trägt Züge eines dichten Kammerspiels, in dem vor allem Ridley schauspielerisch reüssiert. Atmosphärisch dicht inszeniert Johnson parallel die Belagerung des Rebellenschiffs mit Generalin Leia an Bord durch imperiale Zerstörer. Spätestens, wenn Skywalker wie einst Meister Yoda über die Macht zu philosophieren beginnt, flammt kurz der Geist der Original-Trilogie auf. In der zweiten Filmhälfte nehmen die CGI-animierten Schlachten zwischen den verfeindeten Lagern Überhand. Wenig Inhalt, viel Action, dazu ein, zwei überraschende Twists. Alles in allem folgt der Plot aber festgefahrenen Mustern, in denen sich Star-Wars-Kenner schnell zurechtfinden werden. Echte Überraschungen bleiben der Fangemeinde erspart, was auch den holzschnittartigen Figuren geschuldet sein dürfte.
Die große Schwäche des Films sind jedoch die Darsteller. Dass Mark Hamill mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck durch den Film wandelt, ist ein Indikator für mangelnde Klasse. Carrie Fisher zeigt sich zwar etwas wandlungsfähiger. Eine ausgewiesene Charakterdarstellerin hätte aus ihrer recht umfangreichen Sprechrolle dennoch mehr herausholen können als das, was Fisher zu leisten imstande war. Neben der schon erwähnten Ridley gefällt Adam Driver, dessen Performance schon aufgrund von Äußerlichkeiten an Alan Rickmans’ kaltherzigen und empathielosen Severus Snape aus „Harry Potter und der Stein der Weisen“ erinnert. Den Oberbösewicht Snoke von CGI-Tausendsassa Andy Serkins verkörpern zu lassen, ist der größte Fehler der Produzenten. Eine Verkörperung durch einen echten Schauspieler hätte der Figur mehr Leben eingehaucht als Serkins’ Computermaske.
Fazit: Weltraumschlachten, Lichtschwertduelle, etwas pseudophilosophisches Geschwafel über die Macht und eine Prise feinsinniger Humor. Eingefleischte Star-Wars-Fans kommen trotz einiger Schwächen voll und ganz auf ihre Kosten.
Star Wars: Die letzten Jedi (OT: „Star Wars: The Last Jedi“), USA 2017, R: Rian Johnson, D: Mark Hamill, Carrie Fisher, Daisy Ridley, Adam Driver, Länge: 152 Min; FSK: ab 12.
Filmstart 14.12.17, zu sehen im Cineplex, Cinestar, Passage Kinos Im Original | OmU, Regina Palast, Schauburg
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