Verlust, Vertreibung, Liebe, Schmerz. Annette Mierswas Jugendroman "Lola auf der Erbse" bricht große literarische Motive auf den Mikrokosmos eines Dorfes herunter. Regisseur Thomas Heinemann hat aus dem Stoff ein Leinwandmärchen gezaubert.

Die 11-jährige Lola (Tabea Hanstein) lebt mit ihrer lebensfrohen Mutter Loretta (Christiane Paul) unten am Fluss auf dem malerischen Hausboot “Erbse”. Seit ihr Vater sich vor zwei Jahren in Luft aufgelöst hat, wäscht sich das aufgeweckte Mädchen nicht mehr die Stelle an ihrem Hals, an der sie der Verschwundene das letzte Mal geküsst hat. Dafür wird Lola von ihren Mitschülern gehänselt.

Außer dem betagten Möchtegern-Kapitän Solmsen (Olaf Krätke) hat die Außenseiterin niemanden, dem sie sich anvertrauen kann. Bis eines Tages Rebin (Arturo Perea Bigwood) in ihre Klasse kommt.

Der Neue ist nicht nur Einzelgänger. Seine Familie lebt illegal in Deutschland. Dennoch freunden sich die beiden an. Blöd nur, dass Lolas fiesem Nachbarn, der Unternehmer Herr Barkelt (Antoine Monot Jr.), jedes Mittel Recht zu sein scheint, um das Mädchen und ihre Mutter aus dem Dorfhafen zu vertreiben.
Heinemann inszeniert die Geschichte über die Freundschaft zweier Außenseiter als zielgruppengerechte Charakterstudie. In kindgerechten Häppchen verwandelt sich Lolas quietschbunte Fantasiewelt in triste Realität.

Der Vater verschwand, um sich auf Kuba eine neue Existenz zu schaffen. Mutter Loretta hat in Tierarzt Kurt (Tobias Oertel) einen neuen Lebenspartner gefunden. Kleinunternehmer Barkelt phantasiert von einer Wasser-Erlebniswelt, der das schrille Hausboot weichen müsse. Und Rebins Mutter ist plötzlich schwer erkrankt.

Kindliche Naivität prallt auf den harten Boden der Tatsachen. Thomas Heinemann versucht der Zielgruppe, Kinder zwischen 10 und 14 Jahren, beizubringen, dass das Leben der Erwachsenen nicht nur aus Lollis und Zuckerwatte besteht.

Mit Christiane Paul, Tobias Oertel und – köstlich – Antoine Monot Jr. versammeln sich drei hervorragende Schauspieler vor der Kamera. Die kindlichen Stars, Tabea Haunstein und Arturo Perea Bigwood, nehmen ihre Rollen sehr ernst, wenngleich der Funke erst nach einer halben Stunde wirklich überspringen möchte. Dennoch ein empfehlenswerter Stoff – für die Zielgruppe und deren Eltern.

D 2014, R: Thomas Heinemann, D: Tabea Hanstein, Christiane Paul, Arturo Perea Bigwood, 90 Min, FSK 0.

Filmstart ist der 4. September, zu sehen im Cineplex und in den Passage Kinos.

Die Seite zum Film:
www.lolaaufdererbse.de

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