Ob "Alien 4", "Die fabelhafte Welt der Amélie" oder "Micmacs": Jean-Pierre Jeunets Filme sind Liebeserklärungen an das Kino. Sein neuestes Werk, "Die Karte meiner Träume", erzählt in betörenden 3D-Bildern die Geschichte eines autistischen Jungen, der alleine und heimlich von Montana nach Washington D.C. reist, um einen renommierten Wissenschaftspreis entgegenzunehmen.

T.S. Spivet (Kyle Catlett) ist kein gewöhnlicher Zehnjähriger. Er ist hochbegabt, erfinderisch und ein erstklassiger Zeichner. Seine Mutter (Helena Bonham Carter) forscht zu Insekten, sein Vater (Callum Keith Rannie) bewirtschaftet eine Ranch. T.S. gelingt, was bisher niemandem geglückt ist. Die Erfindung des Perpetuum Mobiles.

Das Smithonian Institut verleiht ihm für diese wissenschaftliche Leistung den renommierten Baird Award. Allerdings ahnt im fernen Washington niemand, dass Spivet erst zehn Jahre alt ist. Heimlich und allein begibt sich der Junge auf den Weg nach Washington, um die Auszeichnung anzunehmen. Als blinder Passagier eines Güterzugs macht er es sich in einem Campingbus gemütlich und fährt Richtung Hauptstadt.
Die Geschichte, die Reif Larsen in seinem gleichnamigen Bestseller erzählt, ist rührend. Ein Zehnjähriger macht eine bahnbrechende Erfindung, wird aber von den Erwachsenen, die ihn umgeben, nicht ernst genommen. Mit Kyle Catlett hat Jeunet einen Jungdarsteller gefunden, der wissenschaftlichen Ehrgeiz mit kindlicher Naivität zu koppeln vermag.

Herausragend auch die Nebendarsteller. Helena Bonham Carter spielt eine Wissenschaftlerin, die dermaßen Ich-bezogen ist, dass sie keinerlei Verständnis für ihren talentierten Sohn aufbringen kann. Kyle Catlett ist der unbarmherzige Rancher, den der Zuschauer aus dem Neo-Western kennt. Wissenschaft? Damit lässt sich keine Farm betreiben.

Jeunet inszeniert die abenteuerliche Reise des jungen T.S. in durchkomponierten Bildern, die die Schönheit der wilden Natur Montanas auf die große Leinwand transportieren. Gefilmt in 3D, taucht der Zuschauer ein in die wilden Landschaften der Rocky Mountains. Dazu eine Prise kindliche Phantasie. Das ist großes Kino.

F/Kanada 2013, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Kyle Catlett, Helena Bonham Carter, Callum Keith Rennie, Judy Davis, Dominique Pinon, 105 Min, FSK 0.

Filmstart ist der 10. Juli, zu sehen im CineStar und den Passage Kinos.

Die Seite zum Film:
www.kartemeinertraeume.de

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