Star-Pianist Liberace (1919-1987) erlebte an den 1950er-Jahren einen Höhenflug, der bis zum Tode seiner Mutter 1980 andauern sollte. Sein Vermögen belief sich Schätzungen zufolge auf rund 100 Millionen Dollar. Der Filmemacher Steven Soderbergh (50) beleuchtet in seinem Biopic die homosexuelle Seite der Las-Vegas-Größe, deren Markenzeichen ein wuchtiger Kerzenleuchter auf dem Piano war.
Durch einen Freund lernt der junge Tierpfleger Scott Thorson (Matt Damon) 1977 den gefeierten Entertainer (Michael Douglas) kennen. Liberace ist fasziniert von seinem hübschen Gegenüber. Schnell bauen die Männer eine sexuelle Beziehung auf, die der Öffentlichkeit aber geheim bleiben muss. Für Liberace, der seine sexuelle Orientierung Zeit seines Lebens geheim hielt, könnte ein Outing das Aus am glitzernden Showhimmel bedeuten.
Auf dem Papier beschäftigt Liberace Scott als seinen Assistenten. Das Publikum nimmt ihn als Chauffeur wahr, der den Künstler zu jedem Auftritt kostümiert im verspiegelten Rolls-Royce auf die Bühne lenkt. Liberace beginnt, Scott nach seinem Ebenbild zu formen. Sogar eine Gesichts-OP schreibt er seinem Zögling vor. Der leidet unter Liberaces besitzergreifendem Habitus und verfällt immer mehr dem Alkohol und harten Drogen.
Als TV-Film der Serienschmiede HBO konzipiert, schaffte “Liberace” trotzdem in den diesjährigen Cannes-Wettbewerb. Für die “Goldene Palme” reichte das Schwulen-Drama im Siebziger-Look zwar nicht. “Liberace” ist dennoch großes Kino. Dank zweier brillanter Hauptdarsteller und einer humorvollen Inszenierung.
Michael Douglas (69) und Matt Damon (42) bilden ein betont harmonisches Leinwand-Gespann. Dass die Weltstars im wahren Leben heterosexuell leben, merkt man ihren Darbietungen gar nicht an. In Liberaces Mikrokosmos, Bett, Whirpool und Sofa von Liberaces Luxusvilla, leben sie den schwulen Traum der Siebziger-Jahre von einer diskriminierungsfreien Gesellschaft, der Anfang der Achtziger jäh von der Aids-Pandemie ausgebremst wurde.
Douglas skizziert den Star-Entertainer als einen zutiefst vereinsamten Mann, dessen intimste Sehnsüchte im Sex ihre Erfüllung finden. Damon spielt Liberaces Assistenten als ein Opfer. Getrieben von dem Wunsch nach sozialem Aufstieg begibt sich Scott in die Fänge des Showbiz, um schließlich an den Obsessionen seines Ziehvaters zu zerbrechen.
Regie-Ass Soderbergh (“Magic Mike”, “Ocean’s Eleven”) hat keinen Musik-Film geschaffen. Zwar werden Boogie und Liberaces extravagante Auftritte zu Genüge thematisiert. Allerdings verzichten Regisseur und Drehbuchautor Richard LaGravenese (53) dankenswerterweise darauf, den Lebenslauf seines Protagonisten nachzuerzählen.
Soderbergh nimmt den Zuschauer mit auf die kurzweilige Reise in eine grotesk anmutende Welt aus Glitzersteinchen, Goldkettchen und schier unendlichem Reichtum. Im Fokus steht die außergewöhnliche Männerbeziehung zwischen Liberace und Scott. Zwei Männer, die sich erst lieben und später abgrundtief hassen. Für Scott endet der Trip erst im Wahn, schließlich in juristischen Auseinandersetzungen. Sein einstiger Mentor stirbt an Aids. Bis zum Schluss versuchten Liberaces Manager, die Homosexualität des Ausnahme-Künstlers zu vertuschen.
USA 2013, R: Steven Soderbergh, D: Michael Douglas, Matt Damon, Dan Aykroyd, 118 Min, FSK 12.
Filmstart ist der 3. Oktober, zu sehen im CineStar und in den Passage Kinos, wo Liberace am Mittwoch, dem 2. Oktober um 20:30 Uhr in einer Preview zu sehen ist.
Die Seite zum Film:
www.liberace-derfilm.de
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