Die runden Plastikscheiben kennt heute jeder, die mit ihnen betriebenen Sportarten wie Disc-Golf, Freestyle und Ultimate Frisbee sind weniger bekannt. Jan Bäss, selbst Deutscher Meister im Disc-Golf und Ultimate Frisbee-Spieler, erzählt den Siegeszug und die Weiterentwicklung von der Pappscheibe mit bescheidenen Flugeigenschaften bis hin zu den modernen Scheiben, die nichts mit den billigen und viel zu leichten Werbegeschenken gemein haben.
Interessant ist “The Invisible String” weil der Film deutlich macht, wie früh sich schon die heute noch bestehenden Umgangsformen in der Spielergemeinde herausbildeten und auf welchen Denkmustern aus der “Summer of Love”-Zeit sie beruhen. Beispielsweise bilden die Teams beim Ultimate, so sehr sie zuvor auch um den Sieg stritten nach dem Spiel einen Kreis und tauschen Nettigkeiten aus, oder starten gemeinsam ein kurzes Partyspiel. Ein Ritual, dass wie die zahlreichen zu Wort kommenden Pioniere und Pionierinnen des Sports erzählen schon Ende der Sechziger-Jahre entstand.
Kunst oder Sport?
Auch wer die Scheibe nur zum Spaß mal am Strand oder im Freibad wirft, wird erstaunt sein, was es alles noch zu erfahren gibt und vor allem welche Kunststücke die Freestyler die die Akrobaten der Frisbee vollführen. Die Physik scheint außer Kraft gesetzt, eine Faszination, die den Siegeszug unterstützte und die auch heute noch anhält, wenn auch mit wenigen Ausnahmen nicht mehr in ausverkauften Riesen-Arenen. Das liegt auch daran, dass die Kommerzialisierung Anfang der Achtziger die Frisbee-Szene eher Anhänger kostete, als ihr welche zuzutreiben. Dazu wurde die philosophische Frage, ob man denn Kunst schaffen oder Sport treiben wolle, wohl nie einvernehmlich geklärt. Dies sind Aspekte, die auch jahrelang Aktiven noch neue Einsichten bieten.
Wenn man unbedingt etwas aussetzen möchte an Jan Bäss’ Film, dann dass er sehr US-zentriert erzählt ist. Selbstverständlich muss das Mutterland der Scheibe eine wichtige Rolle spielen, doch die europäische Szene bleibt unterbelichtet, lediglich kurze Abstecher erweitern die Perspektive. Ansonsten ist der Film sehr gelungen. Aus heutiger Sicht schrille Outfits gepaart mit einem funk-lastigen Soundtrack, der die Bilder eindrucksvoll untermalt, schaffen gute Unterhaltung. Die Philosophie, die Anfängern oft am schwersten zu vermitteln ist, transportiert der Film und bringt sie durch die Worte von Spielern auf den Punkt: “Wir brauchen in der Gesellschaft einfach auch mal Ausreden, um mal nicht im Wettbewerb zu stehen. Frisbee sollte nicht in erster Linie ein Wettbewerb sein, sondern die Spieler eine große Familie bilden.” Auch die Akribie mit der die Archivbilder zusammengetragen und ansprechend geschnitten sind, lässt keine Wünsche offen.
Klassische Interviewsituationen werden durch höchst dynamische Sequenzen abgelöst, Regisseur Jan Bäss und sein Team touren somit mit einem wirklich runden Film durch die Republik und machen von Mittwoch bis Freitag Station in der naTo, wobei Jan Bäss am Freitag selbst vor Ort sein wird nebst einem guten Teil der Leipziger Frisbee-Szene.
The Invisible String ab 12. Dezember in der naTo.
Die Seite zum Film:
http://theinvisiblestring.wordpress.com
Der Auftritt des Deutschen Frisbeesportverbandes:
www.frisbeesportverband.de
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