Vom 16. Februar bis 3. März zeigt der Notenspur Leipzig e.V. die kurzweilige Wanderausstellung „Europäische Notenspuren: Die Kunst der Bewegung im Barock“ in den Promenaden Hauptbahnhof Leipzig. Das eigens für öffentliche Orte entworfene, trinationale Ausstellungsprojekt reist im Anschluss zum Hauptbahnhof Weimar, bevor sie Ende März weiter nach Modena in Italien und im Juli in Leipzigs Partnerstadt Lyon umzieht.

In drei Teilen beschäftigt sich die Ausstellung mit der Kunst der Bewegung in den Bereichen Musik, Tanz und Ideen und legt besonderes Augenmerk auf die europäische Dimension in der Musik der damaligen Zeit, dargestellt am Beispiel der drei Länder Deutschland, Frankreich, Italien.

Der erste Teil widmet sich Johann Sebastian Bach als berühmtem Komponisten des Barock, seiner bewegten und bewegenden Musik und den Einflüssen auf seine Kompositionen durch italienische Komponisten wie Antonio Vivaldi oder die Brüder Marcello, aber auch durch die zu seiner Zeit populäre französische Tanzkunst an den Höfen.

Im zweiten Teil wird der Tanzstil des Barocks näher beleuchtet, verschiedene Tänze sowie der Beruf des Tanzmeisters und die Kunst, Tänze in Tanznotationen aufzuschreiben, werden vorgestellt.

Der dritte Teil der Ausstellung beantwortet die Frage, wie diese Impulse aus Frankreich und Italien nach Mitteldeutschland kamen, um den wenig reisenden Bach überhaupt erreichen zu können, und auf welchen Wegen und in wessen Händen sich Musik und Noten durch Europa bewegten.

„Dancing Bach“

Für die Ausstellung wurde eine spezielle Ausstellungsarchitektur entworfen. Sie entstand in einem Seminar des Architekturstudiengangs der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig unter der Anleitung von Professor Ronald Scherzer-Heidenberger.

Kriterien für die Studierenden waren – neben einem ansprechenden Design mit deutlichem inhaltlichen Bezug – die leichte Auf- und Abbaubarkeit der Ausstellungselemente, ein geringes Packmaß, um den problemlosen Transport nach Italien und Frankreich zu ermöglichen, nachhaltige Materialien, die wiederholte Montage und Demontage überstehen, sowie Vorgaben zu Standsicherheit und Brandschutz.

Aus elf Entwürfen wurde die Arbeit „Dancing Bach“ von Michelle Berger aufgrund ihrer gestalterischen Qualität, aber auch ihrer Umsetzbarkeit ausgewählt. Für die Überführung des Designentwurfes in eine Bauplanung wurde Hentsch-Architektur gewonnen, Michelle Berger bei der Umsetzung ihrer Arbeit zu begleiten.

An den Inhalten der Ausstellung arbeiteten eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Bereichen mit. So stand der künstlerische Leiter des französischen Projektpartners „Le Concert de l’Hostel Dieu“ für ein Interview zur Verfügung, in dem er seine Sicht auf Bachs Musik beschreibt. Die Tanzhistorikerin und -wissenschaftlerin Gerrit Berenike Heiter schrieb die Texte für den zweiten Teil und Dr. Christiane Hausmann vom Bach-Archiv Leipzig brachte sich mit ihrer Expertise in den Ideenteil ein.

Europäische Notenspuren

Am 29. Februar findet um 17 Uhr eine Midissage statt, bevor die Ausstellung auf ihre große Reise geschickt wird. Hierfür haben sich Babett Niclas (Harfe), Friederike Merkel (Flöte) und Hannes Malkowski (Percussion) sowie drei Tänzer der Breakdance-Crew „The Saxonz“ auf ein besonderes Experiment eingelassen: Die Breakdancer improvisieren zu Werken von Bach und anderen Barockkomponisten.

Die Wanderausstellung ist Teil des fortlaufenden und durch die EU, die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und die Stadt Leipzig geförderten, europäischen Kooperationsprojekts „Europäische Notenspuren“, das zurzeit gemeinsam mit Partnern aus Lyon/Frankreich und Modena/Italien vom Notenspur Leipzig e.V. umgesetzt wird.

Seit 2021 und noch bis zum Ende dieses Jahres beschäftigt es sich mit Johann Sebastian Bach und seinen Bezügen innerhalb Europas. Als Teil der in 2018 positiv entschiedenen Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel greifen die Europäischen Notenspuren in meist dreijährigen Projektphasen Musikerinnen und Komponisten des Leipziger Musikerbes heraus, die in Leipzig gelebt, studiert oder gearbeitet haben und deren Schaffen das europäische Musikleben bereichert hat.

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