Ganz Luther-Land steckt im Reformations-Geburtstags-Fieber. Alle zeigen, was sie in ihrem Fundus zu 500 Jahren Reformation angesammelt haben. Auch die Universität Leipzig hat eine Ausstellung konzipiert, die einen Aspekt dieser Reformationsgeschichte zeigt: nämlich die Rolle der Universität in der Reformation. Am Mittwoch, 24. Mai, wird sie im Alten Senatssaal eröffnet.

Die Geschichte der Universität Leipzig ist eng mit der Reformation verknüpft. Schon ihre Gründungsgeschichte 1409 stand im Zusammenhang mit den von Jan Hus geprägten Reformen an der Prager Mutteruniversität. Zahlreiche Kunstwerke aus dem historisch gewachsenen Besitz der Universität spiegeln Verbindungen zur reformatorischen Bewegung wider und verdeutlichen ihre Rolle in der Zeit der Reformation.

Die neue Ausstellung der Kustodie in der Kunstsammlung der Universität im Rektoratsgebäude (Ritterstraße 26) befasst sich mit diesen Verbindungen: Sie wird am 24. Mai um 18 Uhr im Alten Senatssaal eröffnet und trägt den Titel: „Die Universität Leipzig und die Reformation“.

In der Verbreitung und Etablierung des reformatorischen Gedankenguts spielten gerade die Universitäten eine zentrale Rolle, formten sie doch die Eliten der kommenden Generationen. Insbesondere dem Theologiestudium kam strategische Bedeutung zu, da die künftigen Pfarrer wirkmächtige Multiplikatoren in der Gesellschaft darstellten.

Die Ausstellung in der Kustodie beginnt zunächst mit einem Rückblick auf die vorreformatorische, katholische Universität Leipzig und das örtliche Dominikanerkloster. Die Mönche des Dominikanerklosters St. Pauli und die unmittelbar benachbarte Universität pflegten bis in die Reformationszeit in Lehre und Studium gemeinschaftliche Beziehungen. Allerdings war auch Luthers Gegenspieler, der Ablassprediger Johann Tetzel, eine Zeit lang Lehrer am Kloster St. Pauli. Klösterliche Kunstwerke und Andachtsbilder, die in der Ausstellung gezeigt werden, verdeutlichen die Glaubenswelt dieser Zeit.

Nach der Reformation erfolgte auch ein inhaltlicher und struktureller Wandel im Bildungswesen allgemein, besonders aber auch an der Universität Leipzig. Die Übereignung der Klostergebäude und weiteren Grundbesitzes durch Kurfürst Moritz 1544 stellten die Hochschule finanziell auf eine neue Grundlage: Die Universität wurde zur reichsten und attraktivsten deutschen Lehranstalt mit lutherischem Bekenntnis. Zentrale universitäre Ämter wurden mit Vertretern der neuen Konfession, wie Caspar Borner oder Joachim Camerarius, besetzt.

An einer humanistischen Bildungsreform in Leipzig hat besonders Philipp Melanchthon großen Anteil. Die theologische Fakultät entwickelte sich zu einer der wichtigsten Institutionen der lutherisch ausgerichteten Theologie. In den Bildwelten der Epitaphien zeigt sich der geistige Wandel der Gelehrten zum evangelischen Glauben.

Und dann gibt es einen großen Sprung in die jüngere Geschichte.

Das Schlusskapitel der Ausstellung thematisiert die Rolle der Reformation in der Kunst der DDR. Gezeigt werden Darstellungen des Bauernkriegs in Gemälden und Graphiken der Leipziger Schule, vor allem von Heinz Zander, Volker Stelzmann und Siegfried Ratzlaff. Das ist dann sozusagen die Leipziger Ergänzung zu Werner Tübkes riesigem Bauernkriegs-Panorama in Bad Frankenhausen, wohin sich ein Abstecher natürlich auch lohnt.

Die Kunstwerke sind bis zum 7. Juli von Montag bis Freitag jeweils von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Sonderöffnungszeiten gibt es im Rahmen des Kirchentages: am Donnerstag, dem 25. Mai (Himmelfahrt), am Sonnabend, dem 27. Mai und Sonntag, dem 28. Mai, jeweils von 11 bis 18 Uhr.

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