Da war die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat schon richtig bescheiden, als sie im Juli mal wieder nachfragte, wie es denn nun um die Präsentation der Ausstellungsstücke aus dem Sportmuseum stünde. Dass die Stadt nicht mal dran denkt, irgendwo demnächst ein Sportmuseum zu eröffnen, ist ja seit November klar. Da hatte die CDU-Fraktion das letzte Mal danach gefragt.

Mittlerweile hat sich auch die Wortwahl der Verwaltung entsprechend geändert, die noch vor neun Jahren breitbrüstig verkündet hatte, man wolle die ehemalige Nordtribüne des Schwimmstadions am Sportforum zum Sportmuseum umbauen. Den Journalisten wurde das Projekt fast schon fertig präsentiert – samt Kostenanschlag und Präsentationsskizze. Nichts ist draus geworden, nicht nur, weil niemand ernstlich diese etwas abgelegene Idee weiterverfolgt hat.

Im April lockte auch die Linksfraktion kurz mal aus der Deckung und wollte eine Projektskizze für die Nordtribüne in Auftrag geben lassen. Aber seitdem rennt der Oberbürgermeister herum und will hier ein großes 1.500-Stellplätze-Parkhaus für seinen Lieblings-Fußballverein bauen lassen. Um die Stellplatzproblematik zu entschärfen, sagt er.

Das hat dann auch die CDU etwas gedimmt, die im Juni lieber vorsichtig fragte, ob denn die Stadt wenigstens über eine Möglichkeit nachgedacht hätte, die sportlichen Ausstellungsstücke mal irgendwo zu zeigen.

Das Kulturdezernat hat jetzt geantwortet und so etwas wie einen Alternativvorschlag gemacht, der freilich ein Eingeständnis ist, dass man bei der Suche nach einer Dauerausstellungsfläche noch keinen Schritt weiter sei. Nur temporäre Ausstellungen gab es und wird es auch in Zukunft geben. Eine wird derzeit im Stadtgeschichtlichen Museum für das Jahr 2018 vorbereitet. Die Sonderausstellung soll dann am Böttchergässchen 3 gezeigt werden.

Aber ansonsten gilt: „Die oben geschilderten Ergebnisse können allerdings nicht befriedigen; auf die Dauer sind sie kein ‚Ersatz‘ für fehlende eigene Ausstellungsräume. Vor diesem Hintergrund begrüßt das Stadtgeschichtliche Museum die Initiative für die aktive Unterstützung der Bemühungen für eine positive Entwicklung des Leipziger Sportmuseums. Die Voraussetzungen, dass die Konzepte für ein interaktives und inklusives Museum zur Geschichte des Sports umgesetzt werden können, sieht das Stadtgeschichtliche Museum in einem eigenständigen Ausstellungsgebäude in einer Größenordnung von mindestens 1000 m² Ausstellungsfläche mit zusätzlichen technischen und organisatorischen Einrichtungen, die gegebenenfalls auch an einem anderen Ort vorgehalten werden könnten (z. B. Magazine).“

Was man braucht, weiß man also. Nur: Geld und Ort fehlen. Da geht es dem Sportmuseum nicht anders als dem Naturkundemuseum, das jetzt die große Reise nach Lindenau antreten soll.

Bis 1992 wurde ein Teil der Bestände im Hauptgebäude des Stadions gezeigt. Diese Räume gingen damals freilich verloren. Seitdem wird gesucht und nicht gefunden. Ein Problem ist sicher auch, dass es eigentlich kein eigenständiges Museum ist: „Es hat nicht den Status eines eigenständigen Museums sondern wurde auf der Basis bereits im Museum vorhandener Sammlungen als besondere thematische Abteilung angelegt. Seit Schließung seiner Dauerausstellung im Hauptgebäude des Zentralstadions und der notwendigen Magazinierung der Sammlungen 1992 wurde eine neue Zukunftsperspektive gesucht. Seitdem wird die Einrichtung als Sammlungs- und Dokumentationszentrum benannt. Allerdings wurden in zahlreichen Diskussionen mit Verwaltung und Politik neue Konzepte für ein zeitgemäßes Museum zur Sportgeschichte entwickelt und mehrfach fortgeschrieben. Seit 1999 ist die Zukunft der sporthistorischen Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums und ihre Präsentation in einem eigenen Gebäude mehrfach Gegenstand in Beratungen des Oberbürgermeisters, sowie der Fachausschüsse Kultur und Sport und der Ratsversammlung selbst gewesen.“

Nur: Man kam zu keinem Beschluss. Auch nicht 2007, als man mit der Nordtribüne erstmals ein konkretes Gebäude benannte, „das allerdings bis heute als Ausstellungshaus für die Sportgeschichte nicht entwickelt werden konnte. Die bisher von den beiden Mitarbeitern geleistete Arbeit ist gekennzeichnet von einem großartigen Engagement.“

Nur einen winzigen Ausschnitt der Sammlungsbestände kann man im Alten Rathaus besichtigen: „Dem Thema Sportstadt Leipzig wurde in der Dauerausstellung ‚Moderne Zeiten‘ im Alten Rathaus intensiv Rechnung getragen. Die als ‚Identitätsinsel‘ realisierte Ausstellungseinheit wurde im Jahr 2016 erweitert und durch neue Exponate und wissenschaftliche Ergebnisse ergänzt.“

Bleibt den „engagierten Mitarbeitern“ nur die Arbeit an immer neuen Ausstellungen, die temporär gezeigt werden.

„Mit personeller und finanzieller Unterstützung des Fördervereins Sächsisches Sportmuseum Leipzig e. V. wurden seit 1992 13 Ausstellungen (auf 150 bis 250 m² Fläche) und 23 anlassbezogene Präsentationen an verschiedenen Orten in- und außerhalb Leipzigs gestaltet. Darüber hinaus wurden seit 1992 über 4.100 Objekte aus den Sammlungen der Abteilung Sportmuseum als Leihgaben für mehr als 150 Ausstellungsprojekte zur Verfügung gestellt und öffentlich präsentiert. Weiterhin wurden in den letzten Jahren mehr als 30.000 Sammlungsgegenstände in der Datenbank des Stadtgeschichtlichen Museums wissenschaftlich erschlossen und durch digitale Medien der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht“, teilt das Kulturdezernat mit. „1995 und 2002 im Alten Rathaus sowie 2006 im Neubau Böttchergäßchen gehörten große Sonderausstellungen zu sporthistorischen Themen zum Ausstellungsprogramm des Stadtgeschichtlichen Museums.“

Womit dann eigentlich auch schon die letzte große Ausstellung – nämlich 2006 zur Fußball-WM – genannt wurde. Da entsteht schon ein gewaltiges Loch. Erst 2018 gibt es die nächste: „Für das Jahr 2018 ist in der Ausstellungsplanung im Haus Böttchergäßchen die nächste sporthistorische Sonderausstellung vorgesehen. Eine aktuelle Erhöhung der Anzahl von Sonderausstellungen erscheint derzeit nicht möglich und wäre mit finanziellen Aufwendungen verbunden, die zusätzlich bereitgestellt werden müssten. Derartige Ausstellungen benötigen eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren sowie eine finanzielle Absicherung in einer Größenordnung von ca. 100.000 €.“

Der Alternativvorschlag besteht dann eigentlich nur darin, die Erinnerung an die Sammlungsbestände wachzuhalten und weiterzusuchen: „Das Stadtgeschichtliche Museum führt seine Bemühungen, mit Hilfe von Partnern Sammlungsbestände des Sportmuseums temporär an geeigneten Orten auszustellen, laufend fort. Ziel bleibt die Etablierung einer eigenständigen Ausstellungsfläche für die Bestände des Sportmuseums in angemessener Größe.“

Im Grunde eine Bilanz der fehlenden Gelder in einer Stadt, wo die Finanzdecke immer viel zu kurz ist.

Die Antwort des Kulturdezernats zur Anfrage der CDU-Fraktion.

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