Insbesondere jene Leipziger, die seit gestern durch die Rosa-Luxemburg-Straße gefahren sind, haben ein paar großformatige Plakate gesehen, wie man sie auch in Leipzig eher seltener im Straßenraum sieht. Für gut eine Woche - vom 26. April bis 5. Mai 2016 - zeigt der Fotograf Stefan Koppelkamm im Leipziger Stadtraum fünf Bilder der Zerstörung. Praktisch parallel zu einer Ausstellung im Museum der bildenden Künste.

Dort zeigt der Fotograf ja seit dem 14. Februar einen Querschnitt seiner fotografischen Arbeiten, in denen Stadträume eine Rolle spielen: „Häuser Räume Stimmen“. Auch so auf ihre Weise ein Beitrag zur Diskussion, wie Menschen sich ihre Lebensräume in großen Städte schaffen.

Im Umkehrschluss gehören dazu dann auch Bilder der Zerstörung. Auch das leider ein Thema unserer Zeit: zerstörte Städte, zerstörte Kultur. Die großformatigen Plakate schlagen eine Brücke zwischen aktuellen politischen Ereignissen, der Leipziger Geschichte und der Ausstellung „Stefan Koppelkamm. Häuser, Räume, Stimmen“, die noch bis zum 29. Mai 2016 im Museum der bildenden Künste Leipzig zu sehen ist.

Stefan Koppelkamm: Bilder der Zerstörung Nr. 5. Sprengung des Baal-Schamin-Tempels in Palmyra. Foto: Ralf Julke
Stefan Koppelkamm: Bilder der Zerstörung Nr. 5. Sprengung des Baal-Schamin-Tempels in Palmyra. Foto: Ralf Julke

Und um die Straßen-Bilder mit Leipzig zu verkoppeln, werden natürlich auch zwei Leipziger Motive von der Zerstörung religiöser Orte gezeigt: Auf den Plakaten zu sehen sind die Große Gemeindesynagoge Leipzig nach ihrer Zerstörung am 9. November 1938 und die Sprengung der Leipziger Universitätskirche (Paulinerkirche) am 30. Mai 1968. Beides bekanntlich Inszenierungen totalitärer Diktaturen. Und diktatorische Herrschaften stecken ja auch hinter den heutigen Zerstörungen von Glaubensorten: Auf einem Plakat sieht man die Trümmer einer vom „Islamischen Staat“ 2015 zerstörten Kirche im Nordosten Syriens sowie zwei Verwüstungen durch die Milizen des „Islamischen Staats“: Die Zerstörung einer Moschee in Mossul (Irak) und des fast 2000 Jahre alten Baal-Schamin-Tempels in Palmyra. Unabhängig von ihrem historischen und kulturellen Kontext dienten diese Zerstörungen alle dem gleichen Ziel: die Identität einer gesellschaftlichen Gruppe mit ihren Bauwerken zu vernichten.

Diese Zerstörungen gingen mit der Unterdrückung von Menschen anderen Glaubens einher und nahmen oft ihre physische Vernichtung vorweg.

Alle fünf Plakate sind in der Rosa-Luxemburg-Straße zu sehen. Die Zerstörung der Moschee in Mossul zusätzlich gegenüber der Baumwollspinnerei. Jedes der Plakate verweist graphisch auf die anderen Motive. So werden die fünf Bilder jenseits ihres jeweiligen historischen Zusammenhangs miteinander in Verbindung gebracht.

Um die Plakatmotive in der Rosa-Luxumburg-Straße zu sehen, sollte man sich bis zum 5. Mai die Zeit für einen kleinen Abstecher nehmen.

Die Ausstellung „Stefan Koppelkamm. Häuser, Räume, Stimmen“ wird noch bis zum 29. Mai im Museum der bildenden Künste gezeigt.

Die gezeigten Motive mit Erläuterung.

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