Anhand eindrucksvoller Zeichnungen und Lithographien dokumentiert die Ausstellung "Leipziger Erinnerungen an den Großen Krieg 1914-1918", die am 6. August im Stadtgeschichtlichen Museum eröffnet wird, wie zwei Leipziger Künstler den Ersten Weltkrieg erlebten. Während Albrecht Leistner hautnah das Grauen der Schützengräben bei Verdun in Frankreich erfuhr, hielt Walter Julius Hammer in seinen Werken die Auswirkungen des Kriegs in der Heimat fest.

So wird deutlich, wie in Leipzig die Begeisterung der Mobilmachung der Ernüchterung weicht, wenn Verwundete ankommen oder schließlich die Nahrungsmittel knapp werden. Beide Künstler verleihen ihren Eindrücken zeichnerischen Ausdruck. So unterschiedlich die Themen, so gegensätzlich sind auch die künstlerischen Handschriften von Albrecht Leistner und Walter Julius Hammer. Gerade in dieser Gegensätzlichkeit liegt der Reiz einer Gegenüberstellung, wie sie den Besuchern in der Ausstellung dargeboten wird.

Albrecht Leistner (1887-1950) hielt in seiner Mappe “Sieben Monate vor Verdun 1916. Erlebnisse aus dem Felde” in 50 Lithographien Momente fest, die zur alltäglichen Realität vieler Millionen Soldaten geworden waren. Verletzte, Tote und zerstörte Orte finden sich darin ebenso wie düstere Landschaften und Szenen aus dem Alltag zwischen den Angriffen, der Kampf gegen Ungeziefer oder ein friedlicher Moment beim Baden mit den Kameraden. Von Leistners bildhauerischem Können zeugen heute noch zahlreiche Grabdenkmäler in Leipzig. Als Maler und Grafiker blieb er einem akademisch konservativen Zeichenstil treu. Er war ein Freund Max Klingers und Gründungsmitglied der Leipziger Sezession.

Walter Hammer (1873-1922) bietet einen ganz anderen Blick auf die Ereignisse: Er fing in seinen skizzenhaften Kohle- und Aquarellzeichnungen Eindrücke aus Leipzig ein, von der Mobilmachung 1914, als die aufgebrachte Menge die Buchstaben “Café français” von einem traditionsreichen Kaffeehaus abreißt, bis hin zu den Vorboten der Novemberrevolution.

Hammer, der in Dresden und Leipzig studierte und seinen Lebensunterhalt vor allem als Werbegrafiker verdiente, gehörte zu den Leipziger Künstlern, die sich der neuen Bildsprache des Expressionismus gegenüber öffneten. Dafür wurden sie von Max Klinger, lange Zeit der Fixpunkt der Leipziger Kunstszene, scharf kritisiert. Unter dem Eindruck der Kriegsereignisse tendierte Hammer mehr und mehr zu einer sozialkritischen Haltung in der Kunst, was auch in den in der neuen Ausstellung gezeigten Blättern zu spüren ist. Nach Kriegsende nahm er als Zeichner bei den Friedensverhandlungen von Versailles teil.

Die Ausstellung ist der Auftakt in die aus zwei Teilen bestehende Schau Leipziger Erinnerungen an den Großen Krieg 1914-1918, die mithilfe Leipziger Zeitzeugnisse einen Eindruck über die gesellschaftlichen wie politischen Gegebenheiten der Stadt zur Zeit des 1. Weltkriegs vermittelt.

Am 22. Oktober 2014 folgt der umfangreichere zweite Teil “Gott mit uns?”, der neben großformatigen Fotografien aus einem Erinnerungsalbum Leipziger Truppen mit Motiven von deren Einsätzen einen sich über neun Meter erstreckenden Kriegerwitwenteppich zeigt.

Die Ausstellung “Leipziger Erinnerungen an den Großen Krieg 1914-1918” ist vom 6. August 2014 bis zum 4. Januar 2015 im Studio des Stadtgeschichtlichen Museums (Böttchergäßchen 3) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 – 18 Uhr.

www.stadtmuseum-leipzig.de

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