Die Ausstellungsagentur Zeitläufer präsentiert vom 31. August bis zum 4. September eine Ausstellung über den Umbruch in der Industrie des Leipziger Westens. Gezeigt wird die Ausstellung in der Spelunke, einer ehemaligen Rohrfabrik an der Gießerstraße. Bilder von heute verwaisten Industriearealen stehen dabei den Erzählungen von Zeitzeugen gegenüber, die in diesen Gebäuden vor und nach der Wende 1989/90 gearbeitet haben.

Bis zum Ende der DDR gehörten Plagwitz, Lindenau und Teile von Kleinzschocher und Großzschocher zu den bedeutendsten Industriegebieten der Stadt Leipzig. Zwischen 1990 und 1992 stellten jedoch – in Folge des wirtschaftlichen Umbruchs von einer Plan- zu einer Marktwirtschaft – rund 80 Prozent der Betriebe im Leipziger Westen ihre Produktion ein. Mehrere zehntausend Beschäftigte wurden arbeitslos und zahlreiche Fabriken mussten schließen. Viele von letzteren fristen seitdem das Schicksal von industriellen Brachen.

Mit der Ausstellung “Schichtwechsel” bringt die Agentur Zeitläufer diese Brachen zum Sprechen. Den Bildern verlassener Industriegebäude des Fotografen Johannes Wobus steht dabei eine Audio-Installation mit Erzählungen von elf Zeitzeugen gegenüber, die in den 1980er und 1990er Jahren in Fabriken in Plagwitz, Lindenau, Klein- und Großzschocher gearbeitet haben. Das Spektrum der Zeitzeugen reicht vom Arbeiter in der Produktion über die Sachbearbeiterin in der Verwaltung bis zum Direktor eines volkseigenen Betriebs. Sie erzählen aus ihrer Perspektive von der Produktion, dem Pfuschen oder dem Parteieinfluss in Fabriken wie Kirow, Polygraph oder der Plauener Spitze. Sie berichten von der Euphorie des gesellschaftlichen Aufbruchs im Herbst 1989, von den ernüchternden Massenentlassungen ab 1990 und der Notwendigkeit der beruflichen Neuorientierung, die sie alle vollkommen unterschiedlich erlebt haben.

Der Umbruch in den heute verwaisten Fabriken des Leipziger Westens wird durch diese Zeitzeugen lebendig. Die Ausstellungsbesucher erfahren auf diese Weise von den Geschichten hinter den bröckelnden Fassaden der Industriebrachen und können sie so fortan mit anderen Augen betrachten.

Die Ausstellung ist im Rahmen des Tages der Industriekultur Leipzig und in Anwesenheit des Fotografen am Samstag, 31. August, von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Die weiteren Öffnungszeiten in der Spelunke (am Radweg zwischen Gießer- und Naumburger Straße):

Sonntag, 1. September, 14 – 16 Uhr
Montag, 2. September, 16 – 18 Uhr
Dienstag, 3. September, 16 – 18 Uhr

Der Eintritt ist frei!

Das Projekt “Schichtwechsel”:
http://schichtwechsel.zeitlaeufer.de

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