Der Leipziger Kunstverein ruft ab Anfang Februar zu einer neuen Ausstellung. "Strenge Aura" so der Titel der Bilderschau von HGB-Ehemaligen, die der Frage nachgehen, was ist Realität und was ist Manipulation? Zerstören Fotografie und Film die Eigenheit der Dinge?
“Die Spur ist die Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft – in der Aura bemächtigt sie sich unser”, zitieren die Ausstellungsmacher “Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” des deutschen Philosophen Walter Benjamin.
Diesen Satz hat er 1936 formuliert, den der Leipziger Kunstverein für sich beantwortet hat: “Das Eindringen der Kamera in das Leben zerstört die Eigenheit der Dinge – so die stark reduzierte Antwort Walter Benjamins auf die technische Revolution der 1920er-Jahre.” Sie fragen auch: “Die Frage nach der Entfremdung gegenüber dem Vitalen, von dem Benjamin ausging, stellt sich im 21. Jahrhundert auf eine neue Art und Weise: Was bedeutet Vitalität und was Visualität?”Weiter heißt es bei den Galeristen in der Kolonnadenstraße: “So schlicht die Fragestellung scheint, kann sie durch die zunehmende Digitalisierung und Versozialisierung von digitalen Welten doch nicht einfach beantwortet werden. Auch wenn seit jeher Manipulationen und Abstraktionen die visuelle Kultur bestimmen, bedeutet der heutige, alltägliche Umgang mit Artefakten, die multifunktional Bilder herstellen, übertragen und archivieren können, eine neue Dimension, da die Möglichkeiten der Veränderung bereits im Artefakt selbst angelegt sind.”
Daher bei der im Februar kommenden Ausstellung mehrere dicke Fragezeichen über den Häuptern der Ausstellungsbesucher, das der Leipziger Kunstverein jenen Gästen schon einmal auf den Weg gibt: “Kann daher überhaupt noch von der ‘Geste des Fotografierens’ gesprochen werden? Was fasziniert am Spiel mit dem Licht? Oder führt die Ablösung der analogen Fotografie und dem damit einhergehenden technischen Wandel auch zu einem Verlust der Erfahrung und Erinnerung an das ?tatsächliche? fotografische Bild? Welche Möglichkeiten bestehen im Kunstfeld, um eine Irritation von Wirklichkeit und technischer Reproduzierbarkeit herbeizuführen?”
Unter dem Titel “Strenge Aura” zeigt der Kunstverein Leipzig ab den 5. Februar vier zeitgenössische Positionen, die sich mit dem Phänomen der technischen Reproduzierbarkeit und Wahrnehmung auseinandersetzen. Sie hinterfragen die Möglichkeit der Archivierung und Abstrahierung von Wirklichkeit. Arbeiten von der Dresdnerin und in Leipzig lebenden Künstlerin Sylvia Doebelt, den aus dem rumänischen Neustadt stammenden Eduard Klein, dem Leipziger Medienkünstler Daniel Schörnig und dem Fotografen Adrian Sauer wollen die “Strenge Aura” bis zum 6. März in den Räumen des Leipziger Kunstvereins verbreiten.
Die feierliche Eröffnung derselben soll am 4. Februar um 19 Uhr über die Bühne gehen. Alle Künstler haben in den Neunziger Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Am 25. Februar findet um 19 Uhr ein Gespräch zur Ausstellung statt.
“Strenge Aura vom 5. Februar bis 6. März 2011, Eröffnung am Freitag, 4. Februar 2011 um 19 Uhr im Kunstverein Leipzig Kolonnadenstr.6, 04109 Leipzig.
Leipziger Kunstverein mit seiner Webseite
www.kunstvereinleipzig.de
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