In der Nacht zum Sonntag kam es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung in der Leipziger Eisenbahnstraße. Der Flughafen Dresden war am Sonntag Schauplatz eines Protests der Gruppe „Extinction Rebellion“ gegen die Nutzung fossiler Brennstoffe. Und: In angespannter Atmosphäre und mit größerem Polizeiaufgebot fand am Sonntag in Bautzen der Christopher Street Day (CSD) statt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 10./11. August 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Körperverletzung in der Eisenbahnstraße
Eine Auseinandersetzung in der Leipziger Eisenbahnstraße rief in der Nacht zum Sonntag gegen 00:25 Uhr die Polizei auf den Plan. Wie Sprecherin Sandra Freitag mitteilt, gerieten ein 30-Jähriger und ein 37-Jähriger offenbar in einen Streit. Dabei soll der ältere seinen jüngeren Kontrahenten mit einem Gegenstand verletzt haben, heißt es. Am Ende wurden beide Männer in Kliniken gebracht, die Polizei war vor Ort und sicherte Spuren. Es wird wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt, die Fahrbahn war bis kurz vor 03:00 Uhr morgens gesperrt.
Erst Ende Juni war es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, hier trug ein Mann laut Polizei schwere Verletzungen davon. Gegen einen Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen Verdachts auf versuchten Totschlag erlassen.
Die Eisenbahnstraße im Osten Leipzigs gilt in der öffentlichen Wahrnehmung seit Jahren als Drogen- und Kriminalitätshotspot. Zugleich aber hat sich über die Jahre ein lebendiger Szenekiez entwickelt, der auch Studenten und Kreative ins Viertel zieht und zeigt, dass – bei allen Problemen – differenziert hingeschaut werden sollte.
Klimaschützer protestieren am Flughafen Dresden
Eine Gruppe von Klimaschutzaktivisten überraschte Reisende am Sonntagnachmittag im Dresdener Flughafen: Ab 15 Uhr wurde im Hauptgebäude des Airports gegen fossiles Fliegen protestiert. Der Protest lief offenbar jedoch gesittet und war mit der Versammlungsbehörde abgestimmt, ohne dass Reisende nennenswert beeinträchtigt wurden. Allerdings solle es auch keine einmalige Angelegenheit sein, sondern erst der Auftakt, hieß es.
Unter dem Motto „Erdöl tötet“ richte sich das Protestformat an die nationale und internationale Politik, wird in einem Schriftsatz der Gruppe „Extinction Rebellion“ betont. Gefordert werde „die sofortige Unterzeichnung des Vertrags über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe.“ Dieser solle die Pariser Klimaziele von 2015 ergänzen und einen fahrplanmäßigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ermöglichen. Stattdessen aber würden immer neue Kohle-, Erdöl- und Erdgasprojekte weltweit genehmigt.
Flughäfen stünden dabei symbolisch für die Konsequenzen des fossilen Zeitalters. Mit dem Protest wolle man auf klimaschädliche Auswirkungen des Luftverkehrs aufmerksam machen. Es gehe nicht gegen Fluggäste und einzelne Konsumentscheidungen, sondern „das klimapolitische Versagen der Regierung“ und den Umstand, dass Flugreisen nach wie vor attraktiver als die Bahn seien. So koste ein für Sonntag geplanter Flug von Dresden nach Mallorca nur 66 Euro, während man für den ICE nach Frankfurt am Main schon das Doppelte hinlegen müsse.
CSD in Bautzen und rechtsextreme Gegendemos
Über 1.000 Menschen nahmen Samstag am Christopher Street Day (CSD) in Bautzen teil. Die aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmer, deren Zahl die Erwartungen der Veranstalter deutlich toppte, setzten sich am frühen Nachmittag in Bewegung. Wegen angemeldeter Gegendemos aus dem politisch rechten Lager der „Freien Sachsen“ und der „Jungen Nationalen“, die wiederum auch linken Protest auf den Plan riefen, war die Polizei mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Bundes- und Bereitschaftspolizei unterstützten zusätzlich, um die Lager zu trennen.
Wie der MDR berichtet, blieb die Atmosphäre insgesamt sehr angespannt, teilweise kamen sich der CSD und die Rechtsextremen sehr nahe. Letztere hatten mit einer Mischung aus nationalistischem Gedankengut und Protest gegen angebliche „Genderpropaganda“ und „Identitätsverwirrung“ in ihrer Szene mobilisiert. Bereits vormittags waren in Dresden linke und rechte Gruppen aufeinandergetroffen, die von der Polizei getrennt wurden.
In Bautzen selbst leiteten die Gesetzeshüter sieben Straf- und 14 Ordnungswidrigkeitsverfahren ein, dazu wurden 16 Platzverweise erteilt und eine Vielzahl verbotener Gegenstände eingezogen. Im Gegenprotest wurden offenbar Bengalos abgebrannt, zudem sei einer CSD-Teilnehmerin ihre Regenbogenfahne entrissen worden. Auf dem Bautzener Kornmarkt wiederum sollen ein Mann sowie dessen Begleiter getreten worden sein. Dieser habe kritisch zum CSD berichten wollen.
Als weltweit bekannter Demonstrationstag soll der CSD an die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen erinnern. Die Benennung geht auf die Christopher Street in New York zurück, wo eine Polizeirazzia in einer Szenebar am Morgen des 28. Juni 1969 Protest und tagelange Straßenschlachten ausgelöst hatte. Gerade außerhalb urbaner Milieus gilt es bis heute als heikel bzw. potenziell gefährlich, sich beispielsweise als schwul, lesbisch oder Transgender-Mensch zu outen. Eine Aftershow-Party in Bautzen hatten die Veranstalter am Samstag aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
Nachgefragt: Droht jetzt ein Kahlschlag für den Schienengüterverkehr?
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Sonntagskirche № 129: Die Auenkirche Markkleeberg
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Was sonst noch so wichtig war:
Laubenbrand, versuchte Brandstiftung an Wohnmobil, Unfälle … in und um Leipzig hatte die Polizei am Wochenende ordentlich zu tun.
Drei Wochen vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) den Thüringer AfD-Landessprecher Björn Höcke (52) scharf angegriffen und als Neonazi bezeichnet.
SPD-Bundeschef Lars Klingbeil (46) fordert eine schnelle Einigung im Haushaltskrach der Ampel und kritisiert die koalitionsinterne Kommunikation.
Paris plant am Abend die Abschlussfeier der Olympischen Spiele, kurz zuvor kletterte ein Mann auf den Eiffelturm und wurde festgenommen.
Im Ukraine-Krieg ist weiter keine Entspannung in Sicht: Mit dem Überraschungsangriff auf die russische Grenzregion Kursk haben ukrainische Streitkräfte zumindest für den Moment scheinbar etwas bewegt, doch die Folgen der Aktion scheinen völlig offen. Russlands Präsident Wladimir Putin (71), unter dessen Befehl der großflächige Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen hatte, spielt die Bedeutung herunter und kündigt zugleich harte Konsequenzen an.
Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) übt Druck auf Israels Regierung aus, um ein Abkommen für Gaza zu erreichen und das Leid zu beenden. Seit dem schockierenden Überfall der terroristischen Hamas auf israelisches Territorium am 7. Oktober 2023 mit weit über 1.000 massakrierten Zivilisten und hunderten Entführungsopfern geht das Land militärisch gegen die Hamas im abgeriegelten Gazastreifen vor, was seinerseits tausende Opfer gefordert hat.
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“Der Protest lief offenbar jedoch gesittet” – Was heißt denn in dem Zusammenhang gesittet? Und läuft die Verbrennung fossiler Kohlenstoffträger, gegen die hier protestiert wird, dann auch gesittet? Und die Bezahlung der BILD-RedakteurÏnnen durch ein Kohle-Kosortium, die dann über die Letzte Generation herfallen?