Erstmals seit der Neugründung gelang der BSG Chemie ein Derby-Sieg in Probstheida. Zahlreiche feministische Gruppen trafen sich am Samstag auf dem Markt zum 6. Leipziger Frauen*FLINTA*Festival. Es war auch Florianstag, an dem die Leipziger Feuerwehr Interessierte in die Hauptwache am Goerdelerring einlud. Und: Mehrere Politiker, darunter der SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke, wurden körperlich angegriffen – das Entsetzen ist groß. Im Fall Ecke hat sich ein Tatverdächtiger gestellt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 4. und 5. Mai 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Regionalliga Nordost: BSG Chemie gewinnt das Derby in Probstheida
Das hatte es bisher noch nicht gegeben: Erstmals seit der Neugründung der BSG Chemie Leipzig gelang den Leutzschern ein Derbysieg in Probstheida. Bei vorher drei Anläufen war den Grün-Weißen sogar nicht mal ein Tor gelungen.
Im 111. Aufeinandertreffen der Stadtrivalen 1. FC Lok und BSG Chemie am Sonntag, war es damit vorbei. Denn im mit 10.700 Zuschauern ausverkauften Bruno-Plache-Stadion trafen die Chemiker bereits in der 1. Halbzeit doppelt. Philipp Harant (14.) und Ex-Lok-Kicker Denis Jäpel (45.) erzielten die Tore.
In einer insgesamt eher chancenarmen Partie gelang es Lok nicht, eine spielerische Antwort zu finden. Daher ging der Sieg letztlich verdient nach Leutzsch und wurde von Mannschaft und den 1.200 mitgereisten Fans ausgiebig gefeiert. In der Tabelle ist Chemie den Blau-Gelben nun bereits neun Punkte voraus.
6. Leipziger Frauen*FLINTA*Festival in der City
„Gewalt überwinden! Wir kämpfen für eine gerechte Zukunft!“: Unter diesem Motto hatte eine Vielzahl von Gruppierungen und Initiativen für Samstag zwischen 14 und 22 Uhr zum 6. Leipziger Frauen*FLINTA*Festival aufgerufen. Vor dem Alten Rathaus trat eine Vielzahl von Künstlerinnen auf zwei Bühnen auf, darunter neben vielen anderen die Liedermacherin Cary, die Hamburger Rapperin Lila Sovia, die iranische Sängerin und Aktivistin Faravaz sowie der Internationale Frauenchor Leipzig. Ferner gab es verschiedene Mitmach-Aktionen, Redebeiträge und ein Podium.
Das Organisationsteam bestand 2024 aus dem Frauenkultur e.V. Leipzig, dem Werk 2 Kulturfabrik Leipzig e.V., der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V., der Grünen-Stadträtin Katharina Krefft sowie Angehörigen feministischer Initiativen. Nach eigener Angabe setzt sich das Festival „gegen jede Form von patriarchaler Gewalt und gegen jede Form von Benachteiligung aufgrund von Herkunft, Alter und sozioökonomischen Status“ ein.
Solidarität in Zeiten von Kriegen und multiplen Krisen sei existenziell. Man setze auf die bewusste Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft, offenen Dialog und einen respektvollen Austausch und Streit, auch und gerade bei der Vielfalt feministischer Strömungen.
Offene Türen in Leipzigs Hauptfeuerwache
Der heilige Florian gilt als Schutzpatron gegen Feuergefahren. Die Figur geht, nebenbei bemerkt, auf einen Heiligen zurück, der in der katholischen Kirche als Märtyrer verehrt wird: Dieser Florian, ein Offizier im römischen Heer und überzeugter Christ, soll nach einer misslungenen Befreiungsaktion von Glaubensgeschwistern und der Weigerung, seinem Bekenntnis abzuschwören, grausam gefoltert und ertränkt worden sein. Das geschah demnach Anfang des 4. Jahrhunderts unter Kaiser Diokletian. Im 15. Jahrhundert wurde er zum Schutzheiligen der Feuerwehrleute.
Der 4. Mai wurde zum Gedenktag im deutschsprachigen Raum. Eine schöne Tradition, der auch die Leipziger Branddirektion gerne folgt. Und so war die interessierte Öffentlichkeit am Samstag zwischen 10 und 17 Uhr eingeladen, sich in der (frisch sanierten) Hauptfeuerwache am Goerdelerring mal etwas genauer umzuschauen.
Neben kleineren Einsatzpräsentationen gab es Führungen vor Ort, interessante Hintergrundinformationen und nicht zuletzt die Möglichkeit, sich über Ausbildung und Berufsperspektiven genauer zu informieren.
Angriff auf SPD-Europapolitiker: Das Entsetzen ist groß, ein Tatverdächtiger bekannt
Drohungen und Angriffe gegen Politikerinnen und Politiker hierzulande häufen sich, nicht erst seit Kurzem. Ein im negativen Sinne herausragender Fall in Deutschland war die Messerattacke auf die heutige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kurz vor ihrer Wahl im Oktober 2015. Der rechtsextrem motivierte Täter bekam 14 Jahre Haft wegen versuchten Mordes, das Opfer überlebte den Anschlag.
Auch wenn es hinsichtlich der physischen Folgen nach jetzigem Wissensstand nicht vergleichbar ist, so schockiert nicht weniger, was dem SPD-Europaabgeordneten Matthias Ecke bereits am Freitagabend in Dresden widerfuhr: Der 41-Jährige wurde während des Aufhängens von Wahlplakaten offenbar durch eine Vierergruppe junger Männer brutal attackiert. Der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten befindet sich seitdem in einer Klinik und musste wohl auch operiert werden. Er hat laut Angaben seiner Partei unter anderem einen Jochbeinbruch erlitten.
Schon kurz zuvor soll ein 28 Jahre alter Wahlkampfhelfer der Grünen attackiert worden sein, womöglich durch dieselbe Tätergruppe.
Ich habe mit dem sächsischen Innenminister Armin Schuster telefoniert und mit Matthias Ecke Kontakt gehabt. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er bald und vollständig genesen wird. Alle Umstände dieser brutalen Gewalttat müssen genauestens ermittelt werden. https://t.co/YvW1ilLRXe
— Nancy Faeser (@NancyFaeser) May 4, 2024
Ein mutmaßliches Mitglied des Quartetts hat sich inzwischen laut Medienberichten bei der Polizei in Dresden gestellt, der 17-Jährige soll mit seiner Mutter auf einem Revier erschienen sein und seine Tatbeteiligung eingeräumt haben. Die Komplizen sind nach wie vor noch unbekannt, das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismusabwehrzentrum (PTAZ) soll die Vernehmung des verdächtigen Teenagers übernehmen. Polizeilich in Erscheinung getreten sei er bislang nicht.
Rund um den Vorfall am Freitag in Dresden war es zu weiteren Übergriffen gekommen, so in Essen auf zwei Grünen-Politiker. Auch gab es Attacken auf AfD-Mitglieder sowie deren Wahlkampfstände in Nordhorn und Dresden. Als Reaktion auf „Dresden“ sind dort sowie in Berlin am Sonntag zu spontanen Demos aufgerufen. In Dresden fanden sich geschätzt 2.300 Menschen zusammen. Zudem wollen Bund und Länder am Dienstag über mögliche Konsequenzen beraten.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
„Veränderungen sind notwendig“: Michael Ernst im Interview über das Engagement als Wahlhelfer
DIW-Studie: Kohleausstieg und 80 Prozent Erneuerbare sind bis 2030 erreichbar
Kommentar: Defizitäre Demokratie und ein verfassungswidriges Klimaschutzgesetz
Kommentar: Ein Kiez organisiert sich — gegen Verdrängung und Entmietung
Europawahl: Sachsen darf mit mindestens vier Abgeordneten rechnen
Ökolöwe-Vorschlag: Aus der Dresdner Straße in Reudnitz könnte ein richtiger Stadtplatz werden
SPD und Linke zu ihrem gemeinsamen Antrag: Das Jahrtausendfeld braucht eine nachhaltige Entwicklung
Was sonst noch wichtig war:
In Leipzig und Halle fand ab Samstagabend wieder die traditionelle, gemeinsame Museumsnacht statt. Außerdem stieg am Sonntagabend wieder die Rad-Demo Kidical Mass in Leipzig.
Leider wenig Hoffnung im Nahostkrieg. Israel und Hamas unterbreiten sich gegenseitige Vorwürfe.
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