Vor dem Leipziger Landgericht wird derzeit über eine nächtliche Vergewaltigung an der Angerbrücke verhandelt, nun gestand der Angeklagte die brutale Tat. In Mockau brannten während der Nacht mehrere Fahrzeuge ab und in zahlreichen Regionen der Ukraine kam es zu Luftangriffen. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 15. Februar 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Angeklagter am Landgericht gesteht Vergewaltigung
Vergewaltigungen bzw. Sexualdelikte im Allgemeinen zählen zu jenen Straftaten, bei denen mutmaßliche Täter in Deutschland gute Chancen haben (sofern es überhaupt zu einem Prozess kommt), straffrei aus dem Gerichtssaal zu gehen – so schreibt es die SZ-Kolumnistin Verena Mayer in einem Beitrag von 2023. Oft scheitere eine Anklage bzw. Verurteilung daran, dass es keine außenstehenden Zeugen gibt, kein sichtbares Tatmotiv oder nachweisbare Spuren. Schon kleinste Zweifel an Aussagen von Opfern führten dann zu einem Freispruch.
Im konkreten Fall aus Leipzig dürfte es dazu allerdings nicht kommen: Vor dem Landgericht muss sich aktuell ein 23-Jähriger verantworten, der heute nach einer Unterredung mit seinem Anwalt gestand, am frühen Morgen des 18. August 2023 eine 58-Jährige an der Angerbrücke in eine Grünanlage gezerrt und vergewaltigt zu haben. Die Geschädigte, die auf dem Nachhauseweg von einem Festival war, war ein reines Zufallsopfer, der Sexualverbrecher und sie kannten sich nicht.
Dass der Verdächtige rasch gefasst werden konnte, ist wohl vor allem einem Zeugen zu verdanken, der den Notruf wählte, sodass Polizeikräfte den Gewalttäter noch vor Ort stellen konnten. Dass eine Verurteilung wahrscheinlich ist, hatte der Vorsitzende Richter dem jungen Mann schon zum Prozessbeginn klar kommuniziert. Nun muss er mit jahrelanger Haft rechnen, ein Urteil soll im März fallen. Unsere Eindrücke vom heutigen Prozesstag und dem Geständnis haben wir hier zusammengefasst.
Leipzig-Mockau: Wieder brennen mehrere Fahrzeuge, Verdacht auf Brandstiftung
Ein anderer Dauerbrenner (welch zynisches Wortspiel) des Kriminalitätsgeschehens in Leipzig sind Brandlegungen an Fahrzeugen. So geschehen auch wieder in der vergangenen Nacht: Wie die Polizeidirektion (PD) informiert, kam es in der Stralsunder Straße in Mockau Nord etwa 00:40 Uhr zu Bränden an mehreren Fahrzeugen. Zunächst brannte ein Transporter Mercedes Sprinter völlig aus, etwa 150 Meter davon entfernt widerfuhr das Gleiche einer Sattelzugmaschine Ford sowie einem Lkw mit Pritsche Mercedes Atego.
„Durch die starke Hitzeeinwirkung wurden ein vor der Sattelzugmaschine stehender Lkw MAN im Heckbereich und ein zwischen den brennenden Lkw stehender Pkw Audi 80 im Front- sowie Heckbereich beschädigt“, teilt die PD Leipzig weiter mit. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Kriminaltechnik und Brandursachenermittler sollten heute zum Einsatz kommen.
Welches Motiv hinter der mutmaßlichen Brandstiftung stecken könnte, bleibt fraglich. Laut LVZ-Bericht sei ein gezielter Angriff auf ein Unternehmen eher unwahrscheinlich. Wie vielschichtig eine mögliche Tatmotivation sein kann (und wie aufwendig die Ermittlungen), hatten wir bereits vor über zwei Jahren beleuchtet. Manchmal hilft dann nur eine Portion Ermittlerglück weiter.
Neue Angriffswelle: Zwei Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine deutet nichts auf ein Ende hin
Anfang 2022 liefen die Mühlen der internationalen Politik noch im Dauerbetrieb, um einen russischen Angriff auf die Ukraine irgendwie zu verhindern. Erinnern Sie sich? Auf den Tag genau vor zwei Jahren saßen sich der neue deutsche Kanzler Olaf Scholz und Russlands Langzeit-Präsident Wladimir Putin in Moskau an einem langen Tisch mit etwa sechs Metern Distanz gegenüber. Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron war kurz zuvor dort zu Gast gewesen.
Will Putin and Macron do face painting after? #Ukraine #pointless #lipservice pic.twitter.com/hi9agrWzmZ
— Tarquin 🇺🇦 (@Tarquin_Helmet) February 7, 2022
Doch neun Tage nach dem Besuch von Scholz brach Russlands Führung trotz aller Diplomatie einen brutalen Angriff gegen die Ukraine vom Zaun. Unzählige Menschen starben oder wurden verwundet, Millionen flüchteten, ein schneller Triumph des russischen Militärs blieb aus. Aber Russland setzt gut zwei Jahre nach Kriegsbeginn offenbar darauf, dass im westlichen Lager zunehmend Dissens und Kriegsmüdigkeit eintreten und die Unterstützung für die Ukrainer dahinbröckelt. Die jüngsten Äußerungen des alten und möglicherweise nächsten US-Präsidenten Donald Trump zur NATO dürften Putin in die Karten spielen.
Jedenfalls spricht aktuell nichts für ein Ende des Krieges, der schon so viel Leid mit sich gebracht hat: In der vergangenen Nacht und den frühen Morgenstunden wurden erneut massive Raketenschläge durch Russland ausgeführt, von denen Ziele in fast allen Landesteilen der Ukraine betroffen waren. Aber auch aus Russland selbst wird ein Raketenangriff für die Stadt Belgorod vermeldet, es sollen mindestens fünf Menschen gestorben und weitere verletzt worden sein. In der ukrainischen Region Charkiw starb indes eine 67-jährige Frau.
Man mag sich in Europa und Deutschland an Meldungen dieser Art in gewisser Weise gewöhnt haben, nachdem der erste Schock über einen Krieg auf dem europäischen Kontinent verarbeitet war. Und doch erinnert es immer wieder daran, dass Menschen keine zwei Flugstunden entfernt von uns grausam sterben, verkrüppelt werden und täglich ums reine Überleben fürchten müssen.
Unfall auf dem Goerdelerring
Am Goerdelerring wurde gegen 17.30 Uhr ein Passant von einer Straßenbahn angefahren. Wie schwer die Person verletzt wurde, ist aktuell noch nicht bekannt. Es kommt zu Einschränkungen im Linienbetrieb.
Worüber die LZ heute berichtet hat:
Prozess um Vergewaltigung an der Angerbrücke: Verdächtiger (23) gesteht brutales Verbrechen
S-Bahnhof Connewitz: Kauf der Grundstücke wird endlich spruchreif
Schwerpunkt auf Infrastruktur: Leipzig will 2024 insgesamt 1,3 Milliarden Euro investieren
2023 mussten 26 Nazis ihre Schusswaffen abgeben: Es ist trotzdem nur die Spitze des Eisbergs
Arnd Zeiglers wunderbares Fußballbuch: Worum es beim Ballspiel tatsächlich geht
Was sonst noch wichtig war:
Kinobeschäftigte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind aktuell zu einem Warnstreik aufgerufen, der laut ver.di noch bis morgen früh andauern soll. Hintergrund sind Tarifstreitigkeiten, der Vorwurf an die Arbeitgeber lautet, bisher kein ausreichendes und akzeptables Angebot vorgelegt zu haben. Auch Beschäftigte des Cinestar in Leipzig traten heute in den Ausstand, ein Kinobetrieb war und ist aktuell entsprechend nicht möglich.
Nach einem Drogenfund in Leipzig sitzen drei Verdächtige in U-Haft. Die Männer im Alter von 29 bzw. 25 Jahren sollen bereits vorbestraft sein, so die LVZ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.
Im Nahen Osten scheint keine Entspannung in Sicht: Zwar gilt die Hamas aufgrund des israelischen Vorgehens als zunehmend geschwächt, dafür gewinnt aber im Norden die Hisbollah an Stärke.
Was morgen wichtig wird:
Der ukrainische Präsident Selenskyj trifft voraussichtlich Bundeskanzler Scholz in Berlin, am Samstag soll Selenskyj dann auch der Münchner Sicherheitskonferenz sprechen.
Es gibt 4 Kommentare
@cx: Der US Hegemon investierte 5 Mrd. (Nuland) für einen Regime Change in der UA woraufhin 2014 der blutige Putsch erfolgte. Lt. Putinversteher Obama wurde Putin von den Ereignissen überrascht. Der Kreml reagierte u.a. mit der (durch viel Propaganda unterstützte) Übernahme der strategisch wichtigen Krim. Was lesen Sie? Und haben Sie auch eine eigene Meinung oder nur nebulöse Empfehlungen? Und was hat das alles mit meinem ersten Kommentar zu tun, wo die Krim gar nicht vorkommt?
Ich verstehe es auch nicht. Nichts an den Gründen, die aufgebracht werden um “dem Westen” eine wesentliche Mitschuld am Krieg zuzuschieben, ist stichhaltig. Trotzdem kommt das immer wieder.
– Der Westen hätte versprochen die NATO nicht gen Osten zu erweitern, tut das aber dennoch
–> Die NATO erweitert sich nicht einfach so, sondern Anrainerstaaten beantragen die Aufnahme, weil sie sich Schutz erhoffen. Und Staatsgeschäfte werden i.d.R. schriftlich festgehalten, zum Beispiel in Akten oder Abkommen. Entsprechende Dokumente mit “Nichterweiterungsklausel” konnte Putin aber bisher nicht vorweisen. Und dass es mündliche Absprachen in diese Richtung gegeben hätte, konnte selbst Gorbatschow nicht bestätigen.
– Die NATO bedroht Russland durch seine Nähe und Ausdehnung
–> Ein Atomstaat mit Erst- und Zweitschlagfähigkeit zu Wasser, zu Lande und der Luft hat absolut keinen ernstzunehmenden Grund, sich vor einem Angriff zu fürchten. Jegliche Paranoia in diese Richtung lässt sich mit der Stärke der Atommacht entkräften.
– Die Ukraine ist voller Nazis, die beseitigt werden müssen
–> Das ginge Putin aber sowas von gar nichts an, wäre es denn überhaupt so. Und dass dies nicht der Grund für seinen Angriff ist, sieht man an seinen inzwischen mindestens 2x wiederholten Ausführungen über das großrussische Reich und die Relativierung der ukrainischen Eigenständigkeit / Staatlichkeit. Er sieht schlicht kein Anrecht auf eigene ukrainische Politik in seiner Weltsicht, vor allem dürfte ihm die schleichende westliche Ausrichtung ein Dorn im Auge sein.
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Ja, auch auf unserer Seite wurden Fehler gemacht. Es gab Demütigungen seitens westlicher Politiker im Böhmermann-Stil, von wegen Russland wäre lediglich eine Tankstelle der Welt ohne politische Bedeutung. Es gibt diese unsäglichen Wehrübungen der NATO an der “Ostflanke” (noch so ein Unwort). Aber mir braucht keiner:/*innen Erzählen, dass die aufgezählten Dinge ein legitimer Grund seien, dass es nun Krieg gibt. Da gibt es schlicht keine logischen Abfolgen, sondern nur (wahrscheinlich halbwegs chaotische) innerrussische Zustände im Machtapparat als Erklärung.
@hearst: Für Putinversteher habe ich kein Verständnis. Bitte die Geschichte zum Überfall auf die Krim noch einmal korrekt nachlesen.
Der Krieg in der Ukraine begann 2014 (Stoltenberg). Wo war da eigentlich alle Diplomatie? Vielleicht waren die diplomatischen Bemühungen doch nur halbherzig, da die NATO / EU Expansion entgegen aller Warnungen und Versprechungen vorangetrieben wurde. Propaganda (natürlich auch vom Kreml, der das aber nicht so gut kann wie das westliche Lager) bleibt halt ein Dauerbrenner. Es gab einige Möglichkeiten das grausame Sterben zu verhindern oder zu beenden. Erinnern Sie sich?