Nichts ging mehr am heutigen Montag am Flughafen Leipzig/Halle (Saale). Die Beschรคftigten des Airports befinden sich seit Sonntagabend in einem 30-stรผndigen Streik. Auรerdem: Ein weiterer Streik, dieses Mal im รffentlichen Nahverkehr wurde heute fรผr Freitag, den 2. Februar, angekรผndigt und die sรคchsische AfD will ihr Mitglied Roland Ulbrich aus der Partei ausschlieรen. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 29. Januar 2024, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Warnstreik der Flughafen-Beschรคftigten
Seit Sonntagabend streiken die Beschรคftigten am Flughafen Leipzig/Halle (Saale). Am Montag wurden deshalb alle Flรผge vom Airport gestrichen. Auch in Dresden legten die Mitarbeitenden des Flughafens ihre Arbeit nieder. Die Gewerkschaft ver.di hatte zum Streik aufgerufen, der noch bis zum Dienstag andauern wird.
Hintergrund des Streiks sind die laufenden Tarifverhandlungen zwischen der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) und der Gewerkschaft. Bisher konnten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite nicht einigen. Wรคhrend die Beschรคftigten fรผr eine bessere Bezahlung und einen Inflationsausgleich kรคmpfen, legte die MFAG Plรคne zur Kรผrzung von Zuschlรคgen sowie zur Erhรถhung der Arbeitszeiten vor.
โGegenwรคrtig werden bei der MFAG Lรถhne gezahlt, die bis zu 25 Prozent unterhalb der Einkommen an anderen Flughรคfen liegen. Gleichzeitig ist die wรถchentliche Arbeitszeit hรถher als an verschiedenen anderen Airports. Dennoch hat der Vorstand im Rahmen der Verhandlungen nun ein Angebot vorgelegt, das statt Verbesserungen massive Einschnitte fรผr die Mitarbeiter bedeuten wรผrdeโ, heiรt es dazu vonseiten der Gewerkschaft.
โNach der Rekordinflation der vergangenen Jahre bieten die Arbeitgeber fรผr das Jahr 2024 eine Inflationsausgleichszahlung in Hรถhe von 1.200 Euro sowie eine mickrige Tabellenerhรถhung von 1,5 Prozent (mind. 50 Euro) an. Im Gegenzug erwarten sie von uns Verhandlungen รผber einen so genannten โZukunftstarifvertragโ. In diesem wollen sie den Beschรคftigten zahlreiche freie Tage, Zuschlรคge und Sonderzahlungen streichen. Die Arbeitszeit soll verlรคngert werden. Das ist eine absolute Unverschรคmtheit. Eine derartige Kampfansage wird nicht unbeantwortet bleiben.โ
Neuerรถffnung der Zentralen Sofortaufnahme der Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen
Nach umfangreicher Sanierung wurde am heutigen Montag in Leipzig die Sofortaufnahmestelle der Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen mit sechs Schutzplรคtzen wiedererรถffnet. Als einzige Frauenschutzeinrichtung in Sachsen werden hier gewaltbetroffene Personen rund um die Uhr aufgenommen. Anschlieรend unterstรผtzen die Mitarbeitenden vor Ort die Fallklรคrung und Vermittlung ins Hilfesystem.
Das Staatsministeriยญum der Justiz und fรผr Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) hatte fรผr die Sanierung und den barrierefreien Ausbau 179.000 Euro Mittel aus der Fรถrderrichtlinie Chancengleichheit bereitgestellt. Die Stadt Leipzig beteiligte sich mit Finanzmitteln in Hรถhe von 12.000 Euro.
Zum Anlass verkรผndet Sachsens Justizministerin Katja Meier (Bรผndnis90/Die Grรผnen): โDie positiven Entwicklungen im Gewaltschutznetzwerk der Stadt Leipzig sind ein gutes Beispiel dafรผr, wie viel wir voranbringen kรถnnen, wenn Land und Kommune vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ich wรผnsche mir, dass diesem Beispiel im Sinne des Betroffenenschutzes viele weitere Kommunen folgen. Gewaltschutz ist kein โnice to haveโ โ sondern eine Selbstverstรคndlichkeit.โ
โHรคusliche Gewalt hat schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Frauen und oftmals auch auf ihre Kinder. Die systematische Untergrabung des Selbstwertgefรผhls und ein Leben in stรคndiger Angst und Bedrohung sind eine enorme Belastung fรผr die kรถrperliche und psychische Gesundheit. Die Zahl der Frauen, die Unterstรผtzung suchen, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Deshalb soll eine weitere Kriseninterventions- und Beratungsstelle in Leipzig eingerichtet werdenโ, verkรผndet dazu Leipzigs Sozialbรผrgermeisterin Martina Mรผnch.
Sรคchsische AfD will Leipziger Stadtrat aus Partei ausschlieรen
In Abstimmung mit dem AfD-Bundesvorstand beantragt die sรคchsische AfD ein Parteiausschlussverfahren gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Roland Ulbrich. Das teilte die Partei am Montag mit. Bei der nรคchsten Fraktionssitzung am Mittwoch soll auch รผber den Antrag des Fraktionsvorstandes zum Ausschluss aus der sรคchsischen Landtagsfraktion entschieden werden.
Ulbrich, der auch Stadtrat in Leipzig ist, habe in schwerwiegender Weise gegen die Parteigrundsรคtze verstoรen, lieร der parlamentarische Geschรคftsfรผhrer der Landtagsfraktion, Jan Zwerg, verlauten. Man sei deshalb zum Handeln gezwungen. โJeder, der sich extremistisch รคuรert โ ob rechts- oder linksextremistisch โ schadet der AfD massiv.โ
Berichten der LVZ zufolge soll Ulbrich, der bis dato der Bundesschiedsstelle der AfD angehรถrte, bei einem Schiedsspruch das sogenannte Reichsbรผrgergesetz von 1935 als Beleg herangezogen haben. Das inzwischen nicht mehr existierende Gesetz besagte, dass Staatsangehรถrige jรผdischen Glaubens nicht als Reichsbรผrger gelten konnten.
Bundesweite Streiks im รffentlichen Nahverkehr angekรผndigt
Die Initiative โWir fahren zusammenโ hat fรผr Freitag, den 2. Februar, einen Streik im Leipziger Nahverkehr angekรผndigt. Damit reiht sich das Bรผndnis, bestehend aus โFridays for Future Leipzigโ und der Gewerkschaft ver.di, ein in bundesweite Streiks, die am Freitag stattfinden sollen. Einzig in Bayern werden Busse und Bahnen weiterhin fahren, heiรt es.
Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen fรผr die rund 90.000 Beschรคftigten im kommunalen รPNV in รผber 130 kommunalen Unternehmen. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle erklรคrte dazu: โDa jetzt in allen Bundeslรคndern Tarifverhandlungen stattgefunden haben und ohne Ergebnis geblieben sind, ist der Zeitpunkt gekommen, um mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen.โ Durch den durchgรคngigen Mangel an Personal laste auf den Beschรคftigten unglaublicher Druck, so Behle. โEs muss dringend etwas geschehen, damit die Beschรคftigten entlastet werden.โ
Das bedeutet in diesem Fall fรผr die Gewerkschaft: Verkรผrzung der Wochenarbeitszeit, Erhรถhung des Urlaubsanspruches, zusรคtzliche Entlastungstage fรผr Schicht- und Nachtarbeit sowie Begrenzung geteilter Dienste und unbezahlter Zeiten im Fahrdienst.
Stadtrat, Stadtrat, Stadtrat
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Was heute auรerdem wichtig war: Seit heute Morgen fuhren die Zรผge der Deutschen Bahn wieder regelmรครig. Damit wurde der 120 Stunden andauernde Streik der Beschรคftigten beendet, zu dem die Lokfรผhrergewerkschaft GDL aufgerufen hatte. Ab nรคchster Woche werden die Verhandlungen zwischen der Bahn und der Gewerkschaft wieder aufgenommen.
In der Nacht von Sonntag auf Montag beschmierten unbekannte Tรคter*innen mehr als 30 Fahrzeuge, die in der Ludwigstraรe im Leipziger Osten abgeparkt waren, mit rotem Acrylstift. Wie die Polizei mitteilte, wurden Linien, Symbole und Schriftzรผge auf die Fahrzeuge gezogen, darunter auch mit umweltaktivistischem Hintergrund. Die Ermittlungen รผbernimmt der Behรถrde zufolge nun der Staatsschutz, da eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden kann.
Antifaschistische Demo
Was morgen passieren wird: Fรผr den morgigen 30. Januar haben verschiedene zivilgesellschaftliche Bรผndnisse, wie โLeipzig nimmt Platzโ (LnP) und โPrisma Leipzigโ, erneut zur Demonstration gegen Faschismus und die AfD aufgerufen. Anlass ist der Jahrestag der Machtรผbernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933, dem entgegen man ein starkes und friedliches Zeichen setzen mรถchte. Es ist die dritte Demonstration in Leipzig, die als Reaktion auf die Enthรผllungen des Recherche-Netzwerks Correctiv รผber ein konspiratives Treffen von AfD- und CDU-Funktionรคren sowie Personen aus dem rechtsextremen Spektrum folgt.
Im Aufruf zur Veranstaltung heiรt es: โMillionen von Menschen haben in den letzten Tagen ihr Gesicht gezeigt und bewiesen, dass ein Groรteil der Gesellschaft gegen Rechts, gegen Faschismus und fรผr die Demokratie einsteht. Das gibt uns Hoffnung und ermutigt uns genauso weiterzumachen. Lasst uns am Dienstag gemeinsam in Leipzig solidarisch und antifaschistisch auf die Straรe gehen und gegen Faschismus laut werden.โ
Der Beginn der Demonstration ist 18 Uhr auf dem Augustusplatz.
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Also, daร auf dem Flughafen nichts geht stimmt wohl nicht so ganz. Von meinem Balkon sehe ich einen Postflieger nach dem anderen einschweben.