In der Leipziger Innenstadt ist die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz, weil serbische Fußball-Hooligans in der Stadt unterwegs sind. Außerdem verdächtigt die Polizei eine 13-jährige Schülerin, einen Amoklauf an der Taro-Schule angekündigt und Briefe mit weißem Pulver in Leipzig versandt zu haben. Obendrein haben Unbekannte ein Banner mit der Aufschrift „Linksextreme raus aus der Uni!“ von einem Gebäude der Uni Leipzig gehangen. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, 25. Oktober 2023, in Leipzig, Sachen und darüber hinaus passiert ist.

Erhöhte Sicherheitsstufe für Champions-League-Spiel RB gegen Roter Stern Belgrad

Seit circa 17 Uhr kreist bereits der Polizeihubschrauber über der Stadt: Am heutigen Mittwochabend trifft RB Leipzig im Rahmen der Champions League auf den serbischen Fußballclub Roter Stern Belgrad, dessen Hooligans als besonders gewaltbereit gelten. Darunter sind mehrere rechtsradikale Szenegrößen.

Die Polizei hat erhöhte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt, beispielsweise soll es Kontrollen an großen Zufahrtsstraßen geben. Die Polizei ist unter anderem per Reiter*innenstaffel und Hubschrauber im Einsatz. Unterstützung bekommt die Leipziger Polizei von der sächsischen Bereitschaftspolizei sowie von Einsatzkräften aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Belgrader Hools ließen am späten Dienstagabend ihre Fangesänge durch die leere Leipziger Innenstadt schallen. Und auch am Mittwoch waren sie in der Innenstadt unterwegs, besonders viele sammelten sich ab dem Nachmittag auf dem Richard-Wagner-Platz vor den Höfen am Brühl, begleitet von viel Polizei. Mindestens ein Wasserwerfer ist vor Ort im Einsatz.

Aufgrund der höheren Sicherheitsstufe konnten für das Spiel keine Karten im freien Vorverkauf erworben werden. Nach Angaben von RB Leipzig gingen rund 2.500 der 43.000 verkauften Karten an serbische Fans, der Gästeblock ist im Gegensatz zum gesamten Stadion somit ausverkauft. Anpfiff ist 21 Uhr in der Red-Bull-Arena.

Im Waldstraßenviertel ist wie immer mit Straßensperrungen und weiteren Verkehrseinschränkungen zu rechnen.

Amok-Alarm an Leipziger Gymnasium: Polizei verdächtigt 13-Jährige

Nach einer Serie von mysteriösen Briefen, gefüllt mit weißem Pulver, und mindestens einer Amok-Drohung gegen das Gerda-Taro-Gymnasium verdächtigt die Leipziger Polizei nun ein 13-jähriges Mädchen als mutmaßliche Täterin. Die Teenagerin soll am Dienstagmorgen auf einer Chatplattform einen Amoklauf an dem Gymnasium angekündigt haben. Sie besucht nach Angaben der Polizei nicht die Taro-Schule.

Im Verlauf der Ermittlungen stießen die Polizeibeamt*innen auf Hinweise, dass die 13-Jährige zuvor mehrere Briefe mit weißem Pulver verschickt haben soll. Die Briefe waren an verschiedene öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen in Leipzig gerichtet, beispielsweise an Polizeiwachen in Grünau und in der Südvorstadt sowie an die Schule am Addis-Abeba-Platz. Auch die Taro-Schule hatte einen solchen Brief erhalten.

Nach Angaben der Polizei ist das kristallartige Pulver, das in den Briefen gefunden wurde, nicht gefährlich.

Das Fachkommissariat der Kriminalpolizeiinspektion ermittelt jetzt wegen Störung des öffentlichen Friedens durch die Androhung von Straftaten. Aktuell prüft die Polizei, ob die 13-Jährige tatsächlich die Urheberin der kompletten Briefserie ist. Das Mädchen ist aufgrund seines Alters nicht strafmündig. Über einen politischen Hintergrund ist nichts bekannt.

 „Linksextreme raus aus der Uni“: Banner-Aktion an der Universität Leipzig

Unbekannte haben am Mittwoch mit einer Banner-Aktion am Hauptcampus der Universität Leipzig für kurzes, aber medial wirksames Aufsehen gesorgt: Gegen 17 Uhr hing plötzlich ein Plakat mit der Aufschrift „Linksextreme raus aus der Uni!“ vom Torbogen des Neuen Augusteums herunter. Die Vorderseite des Banners zeigte Richtung Innenhof des Campus Augustusplatz. Hinter dem Plakat stieg pinkfarbener Rauch, vermutlich ausgelöst durch sogenannte Rauchtöpfe, in die Höhe.

Lange währte die Aktion nicht. Nach kurzer Zeit wurde das Banner von Anwesenden abgenommen und „umgestaltet“. Ein Foto zeigt, wie das Banner auf dem Boden des Uni-Innenhofs liegt, nunmehr mit der Aufschrift „Rechtsextreme raus aus der Uni!“.

Wer für die Aktion verantwortlich ist und ob es einen konkreten Anlass gibt, ist bislang unklar. Zuletzt hatte es – auch vor dem Hintergrund des terroristischen Hamas-Angriffs aus Israel – mehrere Konflikte zwischen verschiedenen linken Gruppen an der Universität Leipzig gegeben. Diese würden sich allerdings wohl kaum gegenseitig in verunglimpfender Weise als „linksextrem“ bezeichnen.

Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem Protest am Tag der diesjährigen Immatrikulationsfeier der Universität Leipzig. Am Mittwoch, dem 11. Oktober 2023, hatten mehr als 700 Studierende gegen die Einladung von AfD-Politikern zur Immatrikulation im Gewandhaus protestiert. Dabei wurde ein Banner mit der Aufschrift „AfD raus aus der Uni“ im Gewandhaus gezeigt.

Der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband (SDS) hatte zuvor zum Protest aufgerufen. Die Universität Leipzig hatte neben Landtagsabgeordneten aller anderen Parteien auch die AfD-Politiker Roland Ulbrich, Alexander Wiesner, Holger Hentschel, Jörg Kühne und Tobias Keller eingeladen und sich dabei auf die „parteipolitische Neutralität“ der Universität berufen.

Solidaritätskonzert für Israel: Volle Peterskirche am Dienstagabend

Bereits am Dienstagabend luden die Stadt Leipzig und der Leipziger Synagogalchor zu einem Solidaritäts- und Benefizkonzert für Israel in die Peterskirche ein. Das kostenlose Konzert lockte so viele Menschen in die Peterskirche, dass alle Plätze besetzt waren. Die Veranstalter*innen baten um Spenden für die israelischen Opfer des jüngsten Terrors der islamistischen Hamas.

Die Veranstaltung trug den Titel „Solidarität für Israel – Benefizkonzert für Menschlichkeit“ und sollte ein Zeichen „gegen Hass, Gewalt und Antisemitismus“ setzen. Außerdem wurde der Opfer der islamistischen Terrorangriffe und ihrer Familien in Israel gedacht. Viele der Mitwirkenden des Konzerts haben einen persönlichen Bezug zu Israel – ein Musiker sagte beispielsweise, dass sein jüngster Sohn am Tag des Konzerts zu seiner Panzereinheit einberufen worden sei.

Nach Angaben der Veranstalter*innen gehen alle eingenommenen Spenden an gemeinnützige Organisationen wie den Verein Neve Hanna Kinderhilfe und den deutschen Förderverein zur Unterstützung des Kinderheims Neve Hanna in Kiryat Gat, Israel.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und Küf Kaufmann, der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde, sprachen Grußworte.

Wie an vielen Stellen dieser Tage müssen pro-israelische beziehungsweise jüdische Veranstaltungen besonders geschützt werden, was sich gestern Abend auch in der Peterskirche bemerkbar machte. An allen Eingängen bewachten Angestellte eines Sicherheitsdienstes die Kirche. Auch zwischen Publikum und Bühne standen Sicherheitsleute.

Worüber die LZ heute außerdem berichtet hat:

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Was heute noch wichtig war: Nach dem Autounfall mit sieben Toten im April bei Bad Langensalza hat die Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Unfallverursacher angeklagt.

Außerdem wurde in Düsseldorf Haftbefehl gegen einen Mann erlassen, der verdächtigt wird, einen Anschlag auf eine pro-israelische Versammlung geplant zu haben. Spezialkräfte der Polizei hatten den 29-Jährigen bereits am Dienstagabend in Duisburg festgenommen.

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