Ein Solidaritäts-Konzert für Betroffene des Polizeikessels Anfang Juni im Leipziger Süden ging Samstag störungsfrei zu Ende. Gute Stimmung herrschte parallel auch beim Techno-Festival „Unreal Open Air“ am Völkerschlachtdenkmal, wo zahlreiche Menschen zu harten Beats abgingen. Schreckensnachrichten kommen dagegen von der Insel Rhodos, wo die Waldbrände außer Kontrolle sind. Tausende Menschen, auch deutsche Urlauber, müssen evakuiert werden. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 22./23. Juli 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Soli-Konzert für Kesselbetroffene sammelt Spendengelder
Tanzende Menschen, die Stimmung friedlich und entspannt: So lief das kurzfristig organisierte Soli-Konzert für die Betroffenen des Polizeikessels im Rahmen von „TagX“. Auf dem Alexis-Schumann-Platz, wo es am 3. Juni zu Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und Demonstranten gekommen war, waren am Samstag bis 22 Uhr mit „Kulturrotze“, „FeurigSeinPeter“, „Gründe gegen Kinda“, „Polish Kid“ und „Eins“ gleich fünf Gigs zu hören und zu sehen.
Das Konzert hatten die Initiativen „Kesselmusik“ und „Dazusetzen“ organisiert. Am Rande des Geschehens sorgten die „Eltern gegen Polizeigewalt“ zudem für das Wohl der Besucherinnen und Besucher: Im Angebot, so ein Plakat, seien gegen Spenden freies Essen (veganer Kesselgulasch, wer hätte es geglaubt) sowie Getränke, dazu Decken, medizinische Betreuung, Kinderbetreuung und Suchdienst, sanitäre Anlagen und eine Petition zum Rücktritt des Leipziger Polizeipräsidenten René Demmler.
Deutliche Seitenhiebe gegen all das, was die etwa 1.000 zumeist jungen, teils minderjährigen Menschen lange entbehren mussten, die nach Angriffen einiger Demonstranten gegen die Polizei auf dem Alexis-Schumann-Platz über Stunden hinweg im Park gegenüber eingekesselt worden waren. Hintergrund der Demo war das Urteil gegen die Studentin Lina E. und drei Männer wegen links motivierter Gewalttaten gewesen. Der Polizeieinsatz war danach heftig in die Kritik geraten.
Mit dem Konzert, das am Abend ohne Zwischenfälle endete, wurden nach einem Bericht der LVZ etwa 3.000 Euro an Spenden gesammelt, um die Betroffenen des Kessels bei etwaigen Gerichtsprozessen und Anwaltskosten zu unterstützen. Mehrere hundert Personen nahmen am Konzert teil, die Polizei hielt sich im Hintergrund.
Ausgelassene Stimmung bei Rave am Völki
Ausgelassenheit auch ein paar Kilometer weiter am Völkerschlachtdenkmal. Dicht gedrängt und den steinernen, fast 110 Jahre alten Koloss im Hintergrund, feierten und tanzten am Samstag tausende Techno-Fans aus der gesamten Republik. Der Veranstalter „Unreal Germany“, der von seinem bisher größten Event spricht, hatte mit Amelie Lens, Farrago, Klangkuenstler, Kobosil, Levt und Nico Moreno ein beachtliches Line-up aufgeboten.
Und so kamen die Rave-Fans von härterer, elektronischer Musik, Bühnenshows und Visualisierungen voll und ganz auf ihre Kosten. Wermutstropfen für viele war, dass die Veranstaltung auch hier bereits 22 Uhr enden musste. Zudem hatte es im Vorfeld Ärger gegeben, sowohl über die Ortswahl als auch die Art und Weise, mit welch teils martialischen Stilmitteln das Format vorab beworben worden war. Der Veranstalter äußerte Verständnis für die Kritik. Dem Vernehmen nach soll das nächste Festival nicht wieder am Völki stattfinden.
Flammen auf Rhodos: Tausende Menschen evakuiert, Ende nicht absehbar
Zum Feiern dürfte den Menschen anderswo gerade nicht zumute sein: Auf Rhodos kämpfen Feuerwehr und Freiwillige an mehreren Fronten gegen verheerende Waldbrände, die inzwischen jedoch offenbar außer Kontrolle geraten sind. Betroffen von dem Inferno ist eine Waldregion in der Mitte der beliebten Urlaubsinsel. Nachdem der Wind am Samstag gedreht hatte, geriet die am Freitag scheinbar noch beherrschbare Situation außer Kontrolle, die Flammen bedrohen nun auch Ortschaften im Süden und Südosten von Rhodos.
Geschätzt 19.000 Menschen, sowohl Einheimische als auch Touristen, mussten vor der Feuersbrunst aus Häusern und Hotels in Sicherheit gebracht werden. Die Evakuierungsmaßnahmen sollten am Sonntag fortgesetzt werden, während die Feuerwehr und das griechische Militär weiterhin gegen die Flammen kämpfen. Unterstützt werden sie durch Freiwillige sowie Einsatzkräfte aus Rumänien, Bulgarien, Polen, der Slowakei und Malta. Zudem helfen Frankreich, Italien, die Türkei, Zypern, Jordanien und Israel den Griechen mit Löschhubschraubern und -flugzeugen aus.
Der Reisekonzern Tui hat Flüge nach Rhodos bis Mitte dieser Woche abgesagt. Eine Entspannung der Situation zeichnet sich vorerst nicht ab, Südeuropa und Griechenland ächzen schon lange unter einer Rekord-Hitzewelle mit Werten von aktuell teils über 40 Grad und massiver Trockenheit. Nach Meinung vieler Fachleute begünstigt der Klimawandel die Waldbrandgefahr, weil mit den Wetterextremen zwar der Starkregen zunimmt, sich zugleich aber auch extrem lange Phasen von Niederschlagsmangel und Trockenheit häufen.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
Asphalt unerwünscht: Elsterradweg zum Teilungswehr Großzschocher soll 2024 endlich saniert werden
Eine halbe Statistik: Vollzeitbeschäftigte haben in Sachsen 2022 spürbar mehr verdient
Grüne Oasen in der verdichteten Stadt: Grüne beantragen ein Konzept für die Leipziger Friedhöfe
Memoria # 1: Bruce Springsteen in Berlin-Weißensee
Abendgebet für Schabbat: Der Leipziger Synagogalchor erweckt Samuel Lampels Musik wieder zum Leben
Mitteldeutsches S-Bahn-Netz: Ab 2026 verkehrt die S1 batteriebetrieben von Grünau nach Döbeln
Was sonst noch wichtig war:
Laut Vereinsangaben etwa 4.000 Menschen feierten am Samstag beim Familienfest von Lok Leipzig.
Auf der A9 kam es am Sonntag zu mehreren Unfällen mit Verletzten.
Am Kulkwitzer See bei Leipzig fand am Sonntag der traditionelle Triathlon statt.
Die südukrainische Stadt Odessa wurde erneut zum Ziel von Beschüssen, Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj (45) spricht von Terrorismus Russlands gegen Menschen. Zugleich hat Russlands Präsident Wladimir Putin (70) die Offensive der Ukrainer für gescheitert erklärt.
In Spanien laufen zur Stunde noch die Parlamentswahlen: Umfragen deuten auf eine mögliche Niederlage des sozialdemokratischen Premiers Pedro Sánchez (51), der die Macht in diesem Szenario an ein konservativ-rechtsextremes Regierungsbündnis abtreten müsste.
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