Das Uniklinikum appelliert angesichts überdurchschnittlich hoher Einlieferungszahlen an die Öffentlichkeit, nur im Notfall die Notaufnahme aufzusuchen. Außerdem bekommt Sachsen ein neues Krankenhausgesetz und die Ukrainische Gemeinde hat sich bei OBM Jung für die Ukraine-Hilfe der Stadt bedankt. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 15. Dezember 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Uniklinikum schlägt Alarm: Zu viele Patient/-innen in der Notaufnahme

In vielen Firmen und Bildungseinrichtungen herrscht aufgrund der bundesweiten Erkältungswelle gerade hoher Krankenstand, doch Krankenhäuser sind derzeit doppelt belastet. Es werden deutlich mehr Patient/-innen eingewiesen, gleichzeitig verschärft die hohe Anzahl an Krankheitsfällen die angespannte Personalsituation.

Das Leipziger Universitätsklinikum (UKL) appellierte deshalb heute an die Öffentlichkeit, wirklich nur im Notfall die Notaufnahme aufzusuchen.

Allein gestern wurden laut UKL deutlich über 100 Menschen in der Zentralen Notaufnahme versorgt, was wesentlich mehr seien als üblich. Der Großteil davon kam per Rettungs- oder Notarztdienst an, 43 Personen suchten die auf eigene Initiative auf.

Der große Andrang führe zu Wartezeiten in der Notaufnahme von oft mehr als 20 Stunden, da viele Patient/-innen stationär behandelt werden müssten. Auf den Stationen sei aber oft die Bettenanzahl reduziert, da viele Ärzt/-innen und Pflegekräfte derzeit selbst krank seien.

Mit Blick auf diese Zahlen betont André Gries, der Leiter der Notaufnahme, dass man sich „auf die Notfälle konzentrieren“ und diese „ausgewogen verteilen“ müsse.

Lebensbedrohlichen Notfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder schwere Traumata müssten aufgrund der hohen Behandlungsanforderungen ins Uniklinikum kommen, alle anderen Fälle könnten oft auch von anderen Kliniken übernommen werden.

Selbsteinweiser/-innen müssten oft gar nicht in die Notaufnahme

Darüber hinaus weist Gries darauf hin, dass Personen, die selbst in die Notaufnahme kommen, häufig auch in einer Arztpraxis versorgt werden können. Sollte ein gesundheitliches Problem außerhalb der Sprechzeiten auftreten, stünden immer die Bereitschaftspraxen zur Verfügung.

Für die ungewöhnlich hohen Patient/-innenzahlen in seiner Notaufnahme nennt das UKL drei Gründe: Die Welle an Atemwegserkrankungen, die derzeit über Deutschland rollt, und die glatten Straßen, weshalb mehr Verkehrsunfälle passieren.

Außerdem die erschöpften Kapazitäten anderer Kliniken, da auch dort krankheitsbedingt Personalmangel herrscht. „Auch deshalb fahren immer mehr Rettungswagen fahren unser Haus an“, berichtet der Notaufnahmen-Chef.

Wie ein Großteil der deutschen Krankenhäuser muss auch das Uniklinikum gegen den Fachkräftemangel steuern, weshalb es flexiblere Stellenangebote machen möchte. Ab dem kommenden Ausbildungsjahr kann man am Universitätsklinikum Leipzig eine Ausbildung zur Pflegekraft auch in Teilzeit absolvieren.

Die Ausbildung dauert dann vier, anstatt der regulär drei Jahre. Bewerbungen können laut UKL ab sofort eingereicht werden, Ausbildungsstart ist am 1. September 2023.

Neues Krankenhausgesetz: Die Rückkehr der Polikliniken

Aus dem Hilferuf des UKL ist herauszuhören, dass die Kliniken auf kommunaler und regionaler Ebene in einem deutlich besseren Austausch stehen könnten als sie es derzeit wohl sind. Auch an dieser Stellschraube soll das neue sächsische Krankenhausgesetz drehen, das heute vom Landtag verabschiedet wurde.

Die Novellierung des 1993 in Kraft getretenen Krankenhausgesetzes ist angesichts der dramatischen Entwicklungen der Privatisierung und Ökonomisierung der Kliniken längst überfällig.

Neu sind zum Beispiel sogenannte Regionalkonferenzen, die dazu dienen sollen, Kommunen besser in die Planung der lokalen Versorgungsstruktur einzubinden. Außerdem sollen Gesundheitszentren eingeführt werden – wer in der DDR groß geworden ist, würde sie wohl als „moderne Polikliniken“ bezeichnen.

Dort sollen unterschiedliche Haus- und Fachpraxen, Kurzzeitpflege sowie Physio-, Ergo- oder Logopädie und Apotheken unter einem Dach unterkommen. Ziel dabei ist es, die medizinische Versorgung auf dem Land zu sichern und ambulante und stationäre Behandlung stärken miteinander zu verbinden.

Linkspartei kritisiert fehlende Investitionsquote

Ein komplizierter zweijähriger Austauschprozess geht mit der Verabschiedung des neuen Krankenhausgesetzes zu Ende. Unter anderem setzte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) eine „Zukunftswerkstatt“ ein, bei dem Stimmen aus der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens einflossen, beispielsweise die der Ärzteverbände.

Die sächsische Regierung lobt ihr neues Gesetz durch die Koalitionsbank hinweg als „sehr gute Grundlage, um das moderne Zielbild für eine medizinische Versorgung mit Leben zu füllen“.

Die Linkspartei sieht das anders und stimmte heute gegen das Gesetz. Ihr Hauptkritikpunkt bezieht sich auf die fehlende gesetzlich verankerte Investitionsquote in Höhe von acht Prozent der Umsatzerlöse der sächsischen Krankenhäuser.

Außerdem bemängelt die Linksfraktion, dass das neue Gesetz den psychiatrischen Bereich nicht zu Notfallversorgung zählt. „Psychiatrische Diagnosen sind jetzt schon die zweit- bis vierthäufigste Notfallgruppe“, sagt Susanne Schaper, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion.

„Wir leben in einer krisenbehafteten Zeit und befürchten eine Zunahme der Fälle, weshalb wir auf eine Änderung gedrängt haben.“

Ukrainische Gemeinde dankt OBM Jung für Ukraine-Hilfe

Die Ukrainische Gemeinde Leipzig hat sich heute Nachmittag bei Oberbürgermeister Burkhard Jung für die Ukraine-Hilfe der Stadt Leipzig bedankt. Dazu trug die kleine Gruppe, bestehend aus kürzlich geflüchteten und schon länger in Leipzig lebenden Ukrainer/-innen, ukrainische Weihnachtsmusik vor.

Außerdem posierte die Gruppe, bekleidet in Tracht, mit Jung vor dem Weihnachtsbaum in der Unteren Wandelhalle im Neuen Rathaus – Dort, wo am 9. März das Ankommenszentrum für ukrainische Flüchtlinge eingerichtet wurde, das später ins Technische Rathaus zog.

Im Oktober wurde die Stadt für die „innovative und bürgerzentrierte“ Verwaltung des Ankommenszentrums mit dem Preis für gute Verwaltung der Initiative „Public Service Lab“ ausgezeichnet.

Mitglieder der Ukrainischen Gemeinde Leipzig und OB Burkhard Jung posieren vor dem Weihnachtsbaum in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses in Leipzig
Mitglieder der Ukrainischen Gemeinde Leipzig bedankten sich am 15. Dezember 2022 bei OB Jung. Foto: Thomas Kumbernuß

Heute wurde außerdem die erste repräsentative Studie über ukrainische Geflüchtete in Deutschland veröffentlicht. Demnach haben zwei Drittel der erwachsenen Geflüchteten einen Hochschulabschluss, ebenso viele wohnen derzeit in einer privaten Unterkunft. Ein Großteil der aus der Ukraine geflüchteten Menschen sind Frauen, nur 20 Prozent sind Männer. Im Durchschnitt sind sie 28 Jahre alt.

Besinnliche Abschiebezeit

Während Jung mit ukrainischen Geflüchteten in weihnachtlichem Ambiente im Rathaus posiert, schiebt der deutsche Staat andere ukrainische Geflüchtete ab, weil sie nicht den richtigen Pass besitzen.

So ergeht es beispielsweise dem 28-jährige Studenten Uchenna U., der mit Beginn des großangelegten russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gen Westen floh. Er hat einen nigerianischen Pass und soll deshalb nun nach Nigeria abgeschoben werden.

Aktuell sitzt der Mann in Abschiebehaft am Münchner Flughafen, von wo aus er am 20. Dezember gegen seinen Willen ausgeflogen werden soll. Eine Petition, initiiert unter anderem von Pro Asyl und der Rechtshilfe München, fordert einen Stopp der geplanten Abschiebung.

Und auch nach Tunesien schiebt die Bundesrepublik derzeit Menschen ab. Wie die Landesdirektion Sachsen heute mitteilte, hob gestern eine Chartermaschine vom Flughafen Leipzig-Halle nach Tunesien ab. An Bord waren neun Menschen, deren Asylanträge abgelehnt worden waren.

Fünf davon lebten bis zu ihrer Abschiebung in Sachsen – im Erzgebirgskreis, in Leipzig und in Dresden. Drei von ihnen wurden in Deutschland wegen Straftaten verurteilt.

Worüber die LZ heute berichtet hat: aus dem Stadtrat

über den Umsatzsprung der Leipziger Messe

und über die Folgen der Coronakrise auf das Abitur an Sachsens Gymnasien

und eine Literaturstudie zeigt die fortwährende Entfremdung des Menschen zur Natur

Durchgehend Frost am Wochenende: Start der Skisaison in Oberwiesenthal

Was heute außerdem wichtig war: Der Leipziger Musiker und „Prinzen“-Sänger Sebastian Krumbiegel ist neuer Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerks. Der 56-Jährige will sich während seines Engagements besonders für die Beteiligung von Kindern am demokratischen Prozess und für eine an Kinderrechten orientierte Demokratiebildung einsetzen.

„Es ist mir eine Ehre!“, kommentierte Krumbiegel heute seine neue Rolle als Botschafter. „Grüße gehen raus an alle Kinder: Bleibt cool und lasst euch von Erwachsenen keinen Scheiß erzählen – ihr wisst instinktiv oft besser, was gut ist und was nicht.“

Was morgen wichtig wird: Am Freitag (16. Dezember) startet das Skigebiet Oberwiesenthal am Fichtelberg – Sachsens größtes Skigebiet- in die Saison. Die anhaltend frostigen Temperaturen machen’s möglich: Am Wochenende sollen die Thermometerskalen in ganz Sachsen nicht über den Gefrierpunkt klettern.

Sowohl in Oberwiesenthal als auch in Leipzig sollen es am Wochenende bis zu -13 Grad Celsius werden (nachts). Tagsüber werden in Oberwiesenthal höchstens -5 Grad Celsius, in Leipzig maximal -2 Grad Celsius.

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