Stück für Stück wächst der Online-Stadtplan der Stadt Leipzig. Es kommen immer wieder neue Funktionen hinzu – Bike+Ride-Stationen etwa, Windkraftanlagen, Wertmarkenverkaufsstelen. Oder auch neue Karten wie die Luftbilder von 1990. Seit September ist auch die schon länger versprochene Grundkarte mit dem historischen Stadtplan hinterlegt, auf die jetzt das Amt für Geoinformation und Bodenordnung aufmerksam machte. Man kann jetzt also auch bequem ins Leipzig des Jahres 1913 hineinzoomen.
Der Online-Stadtplan auf www.leipzig.de/stadtplan eröffnet damit eine weitere Dimension im Blick auf das Leipziger Stadtgebiet: Neben der amtlichen Stadtkarte ist in der Ansicht jetzt auch ein farbiger Plan aus dem Jahr 1913 hinterlegt. Dieser kann über den Menüpunkt „Grundkarten Galerie“ aufgerufen werden.Man merkt es beim Herauszoomen, dass die historische Karte nicht das komplette Stadtgebiet von heute abdeckt.
In der historischen Gemarkung Leipzig, also dem Stadtgebiet ohne die Eingemeindungen, werden die aktuellen Adressen ihren historischen zugeordnet, sodass ein Abgleich der Flurstücke von damals zu heute möglich wird: Viel grüne Wiese ist da freilich auch noch zu sehen in Grünau, Sellerhausen oder Marienbrunn, wo heute längst große Siedlungen gewachsen und im Stadtbild etabliert sind.
Entdeckungen im Detail
„Dem Zoologischen Garten liegt die Kammgarnspinnerei und kein Parkhaus gegenüber“. Formuliert die Verwaltung etwas missverständlich. Denn die Kammgarnspinnerei stand da, wo heute Gondwanaland die Zoo-Besucher empfängt. Und da, wo heute das große Parkhaus des Zoos steht, stand 1913 noch das König-Albert-Gymnasium, das bis 1901 ein gewisser Hans Gustav Bötticher besucht hatte, „ein Schulrüpel ersten Ranges“, wie ihm sein Direktor attestierte. Als Joachim Ringelnatz wurde der Rüpel mordsmäßig berühmt.
Und das Museum der bildenden Künste steht, erbaut im Stil der italienischen Renaissance, 1913 noch auf dem Augustusplatz. Erst 1943 wird es von Bomben zerstört. 1981 entstand an seiner Stelle das Neue Gewandhaus. Und wer sowieso schon in diese Gegend zoomt, sieht an Stelle des heutigen Opernhauses noch das Neue Theater und auf der Moritzbastei die Schule für Frauenberufe.
Die Paulinerkirche steht noch, aber weder das Krochhochhaus noch das Europa-Haus wurden schon gebaut. Dafür führte die Johannisgasse noch bis zum Augustusplatz. Der Grimmaische Steinweg war tatsächlich eine schmale Straße und keine mehrspurige Autobahn. Die Johanniskirche stand unzerstört, und wo man heute den Grassi-Museumskomplex findet, vermerkt der alte Stadtplan noch das Alte Johannishospital.
Das Umschalten der Karte lohnt sich also für alle, die wirklich selbst mit Augen erkunden wollen, was sich in Leipzig in über 100 Jahren tatsächlich alles verändert hat.
Wachsende Angebote im Stadtplan
Gleichzeitig ist es möglich, sich auf dieser historischen Karte beispielsweise die heutigen Haltepunkte der Buslinien anzeigen zu lassen, Standorte der Notenspur, Zweigstellen der Bibliothek oder auch Freibäder, die auf dem Plan von 1913 wie am Waldrand errichtet scheinen – etwa das Sommerbad Südost.
Der Online-Stadtplan erlaubt nun zudem den Vergleich mit einer weiteren historischen Dimension, weist das Amt für Geoinformation und Bodenordnung auch noch einmal auf die vorhergehenden Veränderungen im Kartenangebot hin.
Denn ebenfalls in der Grundkarten-Galerie hinterlegt sind auch Luftbilder aus dem Jahr 1990 sowie ihre aktuelle Entsprechung von 2019. An dieser Stelle können auch Stadtpläne in verschiedenen Grauabstufungen ausgewählt werden, etwa für Ausdrucke.
Der amtliche Stadtplan aus dem Jahr 1913 wurde ursprünglich für das Kartenprojekt „Das historische Buchviertel“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum digital aufbereitet. Unter www.leipzig.de/historisches-buchviertel sind 2.200 Standorte von Leipziger Unternehmen des Buchgewerbes von 1913 kartiert.
Hierfür recherchierte das Amt für Geoinformation und Bodenordnung die heutigen Entsprechungen der historischen Adressen und ergänzte die Geokoordinaten. Diese Arbeit kommt jetzt auch den Nutzern des Online-Stadtplanes zugute. Es ist zudem geplant, hier noch andere historische Stadtpläne digital zugänglich zu machen.
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