Am Felsenkeller fand eine der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges in Leipzig statt. Da, wo heute die bunte Kulturmeile des Boulevard Heine beginnt, starben vor 75 Jahren acht junge Menschen einen unnötigen Tod. Die Bilder an der Kreuzung wurden über Jahrzehnte kaum erinnert und finden nun im Memorial am Felsenkeller einen Ort der Mahnung.

Ganz vergessen ist das Ereignis nicht. Gerhard Steinecke schilderte es 2005 in seinem im Lehmstedt Verlag erschienenen Buch „Drei Tage im April“, in dem er minutiös die Ereignisse beim Einmarsch der amerikanischen Truppen in Leipzig schildert. Und während die US Army gerade in Leutzsch und Lindenau mit ihren großen Arbeiterquartieren sogar begrüßt wurde und auf keinen Widerstand stieß, wurde die Kreuzung vor dem Felsenkeller (und ganz ähnlich die Frankfurter Straße vor dem heutigen Capa-Haus) zum Schauplatz jener sinnlosen Ereignisse, die ja mit Robert Capas Foto „Der letzte Tote des Zweiten Weltkrieges“ mit dem hier gefallenen US-Soldaten Raymond J. Bowman sogar zu fotografischen Sinnbildern des Kriegsendes wurden.

Gerhard Steinecke schreibt zu den Ereignissen am Felsenkeller: „Bereits am ,Felsenkeller‘ eröffneten zwei Hitlerjungen aus einem Eckhaus an der Zschocherschen Straße, in dem sich eine Apotheke befand, das Feuer auf eine von der Lützner Straße aus vorrückende amerikanische Panzerkolonne. Der erste Sherman-Panzer ,Aurora‘ wurde dabei durch eine Panzerfaust getroffen und, nach mehrmaligem Umdrehen, in Brand gesetzt. Die Vergeltung war unerbittlich …“

Gerhard Steinecke: Drei Tage im April. Foto: Ralf Julke
Gerhard Steinecke: Drei Tage im April. Foto: Ralf Julke

Auch wenn von der Schaubühne Lindenfels für den 18. April geplante künstlerische Aktionen aus aktuellem Anlass auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden sind, hält die Schaubühne daran fest, ein Memorial zu errichten.

Die Erinnerungsaktion der Schaubühne Lindenfels sollte sich direkt dem 75. Jahrestag der Befreiung Leipzigs durch die Alliierten-Streitkräfte am 18. April 1945 und dem, was am Felsenkeller geschah, widmen.

Der Morgen des 18. Aprils 1945, der letzte Tag des Krieges in Leipzig, die amerikanischen Truppen rollen von Westen in die Stadt. Ein amerikanischer Panzer nähert sich der Kreuzung Zschochersche Straße/Karl-Heine-Straße. Kurz bevor er die Kreuzung erreicht, trifft ihn aus Richtung des Felsenkellers das Geschoss einer Panzerfaust. Sechs amerikanische Soldaten sterben im brennenden Panzer. Die Schützen, zwei Jugendliche des „Volkssturms“, sterben im Gegenfeuer der amerikanischen Truppen, ihre Namen sind bis heute unbekannt.

Joseph Brodsky: Elegie für John Donne (aus der Theaterproduktion „Letzte Verse aus dem Eis“)

Es ist eine der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges in Leipzig, und sie zeigt noch einmal die Grausamkeit des von den Nationalsozialisten angezettelten Krieges und die bis in den Abgrund führende Verblendung eines Großteils der deutschen Bevölkerung. Da, wo heute die bunte Kulturmeile unseres Boulevard Heine beginnt, starben vor 75 Jahren acht junge Menschen einen unnötigen Tod. Die Bilder an der Kreuzung wurden über Jahrzehnte kaum erinnert, sollen jetzt aber im Memorial am Felsenkeller einen Ort der Mahnung finden mit der grundlegenden Botschaft: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“

Die Schaubühne will das Memorial nun unabhängig von den Einschränkungen durch die Corona-Allgemeinverfügung am nächsten symbolträchtigen Tag, dem 8. Mai eröffnen.

Eine Aktion der Schaubühne Lindenfels in Kooperation mit dem Capa-Haus und dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, unterstützt von den Amazonen-Werken/BBG Leipzig.

Am 17. April werden Robert Capa und Raymond J. Bowman am und im Capa-Haus in Lindenau gewürdigt

Am 17. April werden Robert Capa und Raymond J. Bowman am und im Capa-Haus in Lindenau gewürdigt

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