In der Reichsmessestadt nehmen die Butter- und Fleischdiebstähle zu, die Weihnachtsbäume werden gegen Wucherpreise feilgeboten. Die Reichsmessestadt ist eine Stadt im Krieg geworden und der auch Einfluss auf den Leipziger Wohnungsmarkt hat. Obgleich: Weihnachten wird auch Fußball gespielt.

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Folgen einer schlechten Versorgungslage? Die Anzahl der Butter und Fleischdiebstähle in der Stadt steigt. “Wer über den Verbleib der Butter, die vermutlich an Bäckereien oder Buttergeschäfte verkauft worden ist, oder über die Täter etwas angeben kann, wird gebeten, dies der Kriminalabteilung mitzuteilen. Geheimhaltung des Namens wird zugesichert”

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Trotz 788 toten Leipzigern und über 5 Millionen Mark an Unterstützungsgeldern haben bis Weihnachten 1914 offenbar nichts an der Bewertung der Kriegsnotwendigkeit geändert, wie der Leitartikel des Leipziger Tageblattes zum 1. Weihnachtsfeiertag eindrucksvoll beweist. Achtung: Enthält Pathos und Geschichtsklitterung!

“Wir nennen es das Fest der Liebe, das uns gestern die Glocken eingeläutet haben. Das fröhliche, selige Fest der Schenkenden und spendenden Liebe, die aus den Zweigen des Lichterbaums uns leuchtet und aus glücklichen Augen zärtlich wieder scheint. Und wir wollen es besonders in diesem Jahre das Fest der Liebe nennen, da der Haß der Völker zu blutiger Lohe emporgeschlagen ist und Neid und Missgunst, wie es einst Herr Walther gesungen, als Wegelagerer auf der Straße lauern.

Denn nie hat die Liebe zum Ganzen und die Liebe zum Einzelnen in schönerer und heiligerer Flamme gestrahlt als in dieser Kriegsweihnacht. Schwer und weit war der Weg, den der deutsche Krieger zu gehen hatte, als der Kaiser ihn zu den Waffen rief. Drohend erhob sich das Schreckgespenst der Uebermacht unserer Feinde, unbeirrt und furchtlos schritten die Tapferen dahin. Und war das Ringen noch so furchtbar, sie wussten, für wen sie stritten und starben. Die Liebe zum großen deutschen Vaterlande, das schmählicher Verrat in Frieden überfallen hatte, stählte ihnen die Arme und Herzen. Hell pfiff die Klinge, schwer sauste der Kolben, Tod und Verderben spieen die Rohre, bis sie das schwerste Werk vollbracht und den Krieg in Feindesland getragen hatten. Liebe, heilige Opferliebe gaben sie und Liebe, die das Letzte spendet, gaben wir ihnen wieder.

Autos und Eisenbahnwagen hat diese Liebe bepackt und hinausgesandt nach Ost und West und ihre Gaben haben den heldenmütigen Streitern bewiesen, welch’ heißer Dank ihnen im treuen Vaterlande entgegenschlägt. Wer wollte sie nennen, die mitgeholfen haben an diesem großen Liebeswerke? In Palast und Hütten haben sich die Hände geregt, der Ueberfluß und die Armut, die kaum das Notwendigste ihre eigenen nennt, haben freudig gegeben, was sie zu geben vermochten. Und wenn heute aus den Schützengräben und von einsamer Wacht die Gedanken heimwärts wandern, da wird die Liebe des Vaterlandes den rauen Kriegern ein treuer, tröstender Gefährte sein.

Kriegszeiten – Notzeiten! Uralte Weisheit hat es gesagt. Was Deutschland tun konnte, der Not zu wehren, ist geschehen. Staat und Stadt haben sich die Hände gereicht zum großen Werke. Einer hilft dem anderen, der Starke stützt den Schwachen, und wenn wir wissen, dass z.B. allein die Stadt Leipzig bisher rund 5 Millionen Mark an Unterstützungsgeldern für Angehörige einberufener Krieger ausgezahlt hat, so werden wir in dem Bewusstsein, dass der Krieg zwar Wunden schlägt, aber auch das Edle und das Edelste im Menschen weckt, diese Kriegsweihnachten, die ein ganzes Volk in treuer Eintracht unter der strahlenden Tanne findet, mit besonderem, stolzen Recht das Fest der Liebe nennen dürfen.”

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Wenig liebevoll gingen einige Christbaumverkäufer mit den Leipzigern um. “Das Publikum wusste wohl, daß Christbäume in diesem Jahre schwerer zu beschaffen waren, aber es wusste nicht, dass sich einige gewinnsüchtige wucherliche Händler ein besonderes Weihnachtsvermögen daraus machen würden, für ihre Bäume Millionärspreise zu verlangen.” Normalerweise kostete ein Baum 1 Mark, ein Händler verlangte 3 oder sogar 4 Mark. Ein anderer versteigerte sogar seinen Baumbestand. “Polizeilich konnte offenbar gegen diese Händler nicht vorgegangen werden.” Was den Redakteur des Tageblatts wohl ziemlich ärgerte. “Wir bedauern, erst gestern Abend von diesem Christbaumwucher Kenntnis erhalten zu haben, wollen aber nicht verfehlen ihn noch nachträglich gebührend zu brandmarken.” Amen!

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Das Leipziger Tageblatt erscheint auch am 1. Weihnachtsfeiertag und bietet eine große Statistik zum Wohnungsleerstand in Leipzig. Der ist dank des Krieges etwas größer geworden. Standen zum Stichtag 1. November 1913 genau 1,10 Prozent der Wohnungen leer (“Auch in den vorhergegangen Jahren war der Prozentsatz nicht viel höher gewesen.”) sind es ein Jahr später immerhin 2,13 Prozent. “Die Bautätigkeit hat zwar nicht zugenommen, aber infolge des Kriegsausbruchs sind Wohnungen in nicht geringer Zahl leer geworden. […] Man sieht daraus, dass der Krieg für die Vermieter von recht einschneidender Wirkung gewesen ist…” Und das Tageblatt beweist Weitblick. “Sollte der Krieg noch längere Zeit dauern so wird sicher eine neue Zählung, die das Statistische Amt plant, wie wir annehmen, noch eine weit größere Zahl von leerstehenden Wohnungen ergeben, als die Zählung vom 1. November 1914. Es werden nicht bloß weitere Wohnungen aufgegeben werden, sondern es werden auch mehr als sonst deswegen unbesetzt bleiben, weil die Zahl der neu begründeten Haushaltungen in den gegenwärtigen Kriegszeiten natürlich geringer ist als im Frieden.

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18 Jugendmannschaften spielen am 1. Feiertag um einen Kranz des Verbands Mitteldeutscher Ballspielvereine. Folgende Fußballmannschaften haben sich gemeldet: Arminia, Eintracht, Fortuna, Hohenzollern, Spielvereinigung, Süd 1913, Tapfer, Viktoria 1903. Und auch die Männermannschaften spielen am 1. Feiertag. Die Sportfreunde treffen auf Spielvereinigung in Connewitz. , die “Bewegungsspieler” spielen gegen den “Halleschen Fußball-Klub von 1896 auf dem Sportplatz der Spielvereinigung.

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