Vielleicht wird der Leipziger OBM-Wahlkampf ja tatsächlich noch ein bisschen spannend. Und vielleicht taucht der Kandidat der CDU tatsächlich noch auf zum Townhall Meeting am Sonntag, 23. Februar, um 19 Uhr in der Peterskirche. Denn Burkhard Jung und Ute Elisabeth Gabelmann haben zugesagt und werden sich den Fragen des Publikums stellen. Dass der CDU-Kandidat so flüchtig ist – damit beschäftigt sich auch die neue Ausgabe der „Leipziger Zeitung“.

Natürlich steckt da eine Wahlkampfstrategie dahinter, die in einigen Wahlkämpfen der jüngeren Zeit schon für Erfolge einzelner Kandidaten gesorgt hat: die Asymmetrische Demobilisierung“. Etwas, was besonders durch die Allgegenwart der sogenannten „sozialen Medien“ befeuert wird: Immer mehr Menschen informieren sich nur noch in Informationsblasen, bekommen durch die Algorithmen von Facebook & Co. nur noch die Nachrichten eingespielt, die ihr gefestigtes Weltbild immer wieder bestätigen.

Schon das schlimm genug für die Debatte einer demokratischen Gesellschaft. Denn wer nur noch in Filterblasen lebt, der baut Mauern um sich. Der kommt nicht mehr mit Menschen, die anders denken und andere Ideen haben, ins Gespräch.

Das befördert natürlich populistische Parteien wie die AfD. Was einige ihrer Wahlerfolge im Osten erklärt.

Dass auch die CDU solche Wege beschreitet, ist zumindest bedenklich. Denn das zerlegt auch den Leipziger Oberbürgermeister-Wahlkampf. Den die neue LZ natürlich nicht nur mit der Analyse „Der Unsichtbare“ untersucht.

Sowohl Amtsinhaber Burkhard Jung (SPD) als auch CDU-Herausforderer Sebastian Gemkow haben unsere Fragen zu den wirklichen Herausforderungen der nächsten sieben Jahre beantwortet. Die Interviews finden Sie auf den Seiten 4 und 5 (und was nicht mehr auf die Seite gepasst hat, werden wir auf der L-IZ veröffentlichen).

René Loch beschäftigt sich mit der Regierungskrise in Thüringen und der Frage, was das für unsere Demokratie bedeutet (Seite 7).

Er war auch dabei, als die Rechtsextremen am 15. Februar wieder versuchten, die Erinnerung an die Bombardierung Dresdens für ihre Geschichtsumdeutung zu benutzen (Seite 9).

Natürlich ist eine rechte Diktatur attraktiv für Leute, die ihr Leben lang herumgeschubst und befohlen werden wollen, für Kriechernaturen. Demokratie braucht aufrechte und mutige Menschen. Denn da begegnet man Menschen, die wirklich Haltung, Gesicht und Gestaltungswille haben. Logisch: Demokratie muss man üben. So, wie es die „Akademie für lokale Demokratie“ trainiert, über die Olav Amende berichtet (Seite 10).

Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 76, Ausgabe Februar 2020. Zum Lesen klicken.
Die LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 76, Ausgabe Februar 2020. Zum Lesen klicken.

Und das hat natürlich mit Geduld und Zielstrebigkeit zu tun. Was das sogar mit einem so landläufigen Thema wie dem Wunsch zum Abnehmen zu tun hat, erfährt man im Gespräch, das Marko Hofmann mit Professor Peter Schwarz geführt hat.

Und weil mal wieder ein bisschen über Bildung in Deutschland diskutiert wird (aber noch lange nicht genug), erzählt Marko Hofmann auch, was Zensuren für eine Rolle spielen im Alltag eines Lehrers (Seite 15).

Und wer aufpasst, findet auf der Seite davor Jens-Uwe Jopps „leicht pädagogische Kolumne“ über die Formel „Wissen ist Macht“ und was das mit dem Theater in Thüringen zu tun hat. Nicht nur die Schüler im Unterricht haben ja ihre Fragen zu diesem seltsamen Verhalten scheinbar erwachsener Männer, die lieber die Demokratie demolieren, als ihre Eitelkeit einfach mal in der Hosentasche zu lassen.

Gab es das nicht schon einmal? Das Wort „Weimar“ fiel ja mehrfach in letzter Zeit. Auf Seite 16 bespricht Jopp dann eben auch einmal das Buch, das wie die Faust aufs Auge der Zeit passt: „Die Totengräber. Der letzte Winter der Weimarer Republik“. Auch da glaubten einmal steifnackige Männer, mit den Wadenbeißern der Hitlerpartei ein paar Spielchen spielen zu können. Und weil auch die anderen Mitglieder im Team sich Gedanken machten über diesen Erfurter Klamauk, macht sich Ilse Schnickenfittich ein paar Gedanken über die Mitte und wo die eigentlich bei der CDU zu finden ist.

Dazu gibt es noch jede Menge Sport, Kultur, Forschung und Stadtrat. Und – das wohl Schönste an dieser LZ – eine beigelegte Postkarte von Schwarwel, auf der der begnadete Comic-Zeichner anhand einer kleinen Karte zeigt, wohin all die bärischen Besserwisser gehen müssen, die aus sicherer Sofa-Distanz alles über den Ortsteil Connewitz zu wissen glauben, wo man all diese schrecklichen links-anarchistischen Höhlen findet rund ums Connewitzer Kreuz – von Rewe bis Sparkasse und von Bäcker bis Pommesbude.

Und wer die dabei auftauchenden Verwirrungen ganz philosophisch entwirren möchte, der kann sich ja mit Konstanze Caysa und Immanual Kant Gedanken machen über die „ewige Wiederkunft des Gleichen“ und die Sinnstiftung, die aus einem konfusen Kopf so etwas wie ein Ich macht, das zumindest ahnt, warum es Dinge tut. Auch ganz grundlos, meist aber mit lauter Gründen, von denen am Ende kein Mensch weiß, wie er eigentlich darauf gekommen ist.

Die neue „Leipziger Zeitung“ (VÖ 21.02.2020) liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Besonders in den Szeneläden, die an den Verkäufen direkt beteiligt werden. Oder einfach abonnieren und direkt im Briefkasten vorfinden.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar