Nichts ist so undurchsichtig wie die Kosten der öffentlich-rechtlichen Sender. Das musste nun auch wieder die AfD-Abgeordnete Andrea Kersten erfahren. Die AfD arbeitet sich ja noch immer ab an diesen undurchsichtigen Sendergeflechten, den nicht nachvollziehbaren Kostenstrukturen und den Rundfunkgebühren. Denn wenn man schon ein ganzes Volk zum Zahlen verdonnert, dann sollte doch eigentlich Transparenz über die Kosten herrschen, oder?
Aber jedes Mal, wenn man irgendwen fragt, der so tut, als wäre er auskunftsfähig oder verantwortlich dafür, gibt es ausweichende Antworten. Dann bekommt man so ein amtliches: „Was willst du von mir: Willst du mich anmachen?“
Eigentlich nicht.
Denn wenn man nicht mal mehr durchschauen kann, was die öffentlich-rechtlichen Sender warum und in welchem Umfang produzieren, einkaufen und zeigen, dann darf zu Recht die Vermutung auftauchen, dass sie entweder nicht wissen, warum sie es tun. Oder dass sie nicht verraten wollen, warum sie es tun und wer dabei die Strippen zieht.
Andrea Kersten aus der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag wollte mal etwas genauer wissen, wie viel Geld der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) für Sportsendungen ausgibt, für welche Sportarten und in welchem Sendeumfang. Bestimmt wissen die Hundeschlittensportler und Flossenschwimmer genau, wie oft sie beim MDR zu sehen sind. Das sind zwei von ungefähr 92 bis 100 Sportarten, die irgendwie im MDR-Programm alle vorkommen. Fritz Jaeckel, der Chef der Sächsischen Staatskanzlei, spricht von über 80. Bei manchen Sportarten aber geht eine Vielzahl populärer Disziplinen in einem einzigen Begriff unter – etwa bei Leichtathletik, Radsport oder Ski Nordisch.
Und das alles wird dann – multimedial – verteilt, teilt Jaeckel noch mit. Er vermeidet den Begriff trimedial also, denn tatsächlich spielt ja der MDR auch im Sport Zeitung und berichtet neben TV und Radio auch auf der eigenen Homepage vollumfänglich. Wie ein klassisches Zeitungshaus. Das ist zwar nicht gedeckt durch den Rundfunkauftrag. Aber man kann sich ja einfach mal dumm stellen und mit den Rundfunkgebührenbeiträgen Zeitung machen.
Und während die Zeitungshäuser da draußen immer rechnen müssen, wie sie – zum Beispiel die Sportberichterstattung – finanzieren, macht man einfach Drittverwertung. Ist ja alles schon bezahlt. Fußball nimmt auch in Jaeckels Auskunft einen Extra-Platz ein. Nur die Angabe, wie viel von den „23.935 Minuten Programmleistung“ in Sachen Sport 2015 auf Fußball entfiel, fehlt.
Natürlich gibt es auch keine Abwägungen, ob das Sportangebot überhaupt in irgendeiner Weise ausgewogen oder repräsentativ ist.
Und dann weicht Fritz Jaeckel einfach aus, als es um die Frage der Kosten geht. Genau das Feld, auf dem von außen niemand mehr die Übersicht hat, wie viel Geld hier eigentlich ausgegeben wird, wohin es fließt und was Sportminuten so kosten.
Darauf nannte Jaeckel keine Summen, sondern erklärte: „Der MDR ist an dem Sportrechte-Gesamtetat der ARD mit dem Fernsehvertragsschlüssel gemäß der Verwaltungsvereinbarung der Landesrundfunkanstalten über die Zusammenarbeit im Fernsehgemeinschaftsprogramm ,Das Erste‘ (ARD-Fernsehvertrag) mit 10,6 % (bis 2014 10,85 %) beteiligt. Der Sportrechteetat sowie Gesamtsportkosten pro Beitragszahler sind im Rahmen der Transparenzoffensive veröffentlicht worden und stehen auf den entsprechenden Seiten von ard.de der Öffentlichkeit zur Verfügung.“
Auf dieser Seite zur „Transparenzoffensive“ informiert die ARD zwar auf den ersten Blick, dass man gemeinsam 250,25 Millionen Euro für Sportrechte ausgeben würde. Aber das sind nicht alle Sportausgaben. Manche Ausgaben verstecken sich dann wieder in den Etats der Landesrundfunkanstalten, andere werden als „Fernsehumlagen“ geführt. Wer allein diese Posten zusammenzieht, kommt auf 359 Millionen Euro.
Wenn die 359 Millionen zutreffen (und einige Medien von „Bild“ bis „Spiegel“ haben aufgrund interner Papiere schon vermutet, dass es wohl eher eine halbe Milliarde sind), dann zahlt der MDR für Sportrechte allein jedes Jahr 25 Millionen Euro – und für Sportproduktionen selbst noch einmal mindestens 10 Millionen Euro. „Die Rechtekosten und die Produktionskosten werden pro Sendung erfasst und auf entsprechende Kostenträger aufgeteilt. Eine Erfassung nach Sportarten und Sendeminuten und Zuschauer erfolgt nicht“, erklärte Jaeckel noch.
Mit ziemlicher Verzögerung veröffentlicht der MDR selbst dazu immer auch ein paar Zahlen. Für 2012 zum Beispiel wurden die Kosten für eine Sendeminute Sport im Fernsehen beim MDR mit 651 Euro beziffert. Teurer ist mit 777 Euro pro Minute nur das, was man beim MDR so Unterhaltung nennt.
Die Rechnung zeigt, dass man mit den 10 Millionen Euro Selbstkosten etwas zu niedrig läge. Man kommt auf mindestens 15 Millionen Euro. So dass man mit einiger Sicherheit sagen kann, dass der MDR von seinen über 700 Millionen Euro Einnahmen im Jahr mindestens 40 Millionen für Sport ausgibt. Dazu kommen noch die Kosten für die Radioproduktionen und für die Internetbeschickung, wo man eben auch in Sachen Sport Zeitung spielt und seine Marktdominanz ausspielt.
Die Anfrage von Andrea Kersten (AfD) zu Sportkosten beim MDR. Drs. 6172
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