Hurra - die EU-Internetsteuer kommt. Was aber viel wichtiger ist - die Stadt Leipzig wird endlich freigekauft und Autorin Karen Duve hat in der Zeit Online heute psychopathische Chefs als Regelfall enttarnt. Zudem üben wir heute anhand eines US-Lehrfilms, was bei einem Amoklauf zu tun ist und ein Journalist stellt polemisch fest, die Ossis hätten ihm sein Land geklaut. Was nach einer Antwort schreit. Am Freitag geht's ins Netzkonzert mit Element of Crime und davor kann man sich mal anschauen, wie die heute rumheulenden Stromkonzerne so groß und mächtig werden konnten.
Was bei dem einen böse und grimmig klingt, muss ja für den andern nicht falsch sein. Dachte sich offenbar auch der neue EU-Digitale “Filbinger-war-ein-Friedenskämpfer”-Günther Oettinger, als er heute schlagartig den Plan von Victor Orbán (Ungarns Putin) übernahm, in einem Jahr (enge Zeitangabe) eine “Abgabe für die Nutzung geistigen Eigentums im Internet” europaweit auf die Füße stellen zu wollen.
Orbán ist da schon weiter, der will über seine böse “Internetsteuer”, berechnet an den gezogenen Gigabytes, schon im November dieses Jahres national beschließen lassen. Und die Ungarn toben sich bereits auf der Straße aus, unterstützt von Oettingers EU-Kommissars-Kollegin Neelie Kroes, die auch was gegen die undemokratische Zwangsflat von 2,30 Euro für Privat- und 17 Euro für Unternehmen hat.
Während Oettinger noch grübeln dürfte, ob die BILD unter der neuen Idee mit dem “geistigen Eigentum” auch eine Einnahmequelle bekommt und wie viel wohl nach diesem Modell den Erben des Initiators der “Ice bucket Challenge” zustehen dürfte, hat man in Ungarn vor, mit der massigen Kohle die Leitungsnetze auszubauen. Dafür hat Oettinger aber den schöneren Begriff am Start und kämpft im Namen des Urheberrechtes für eine gute Sache. Die Zeitungsverleger, Musiker und sonstige beliebte Menschen. Sieht auch der Spiegel so: Orbans “Internetsteuer” – bäh, Oettingers “Abgabe für geistiges Eigentum” – hui.
Zahlen werden bei beiden Ideen die Nutzer – die einen halt demokratisch und die anderen weniger demokratisch. Breite Straßenproteste in Deutschland sind noch nicht bekannt. Vielleicht schließt man sich auch einfach den randalierenden Hooligans an – die Masse macht bekanntlich die Revolution. Aber Neelie Kroes soll wohl schon mal beim Kollegen Oettinger kurz durchs Vorzimmer demonstriert sein.
Die Macher von einundleipzig.de wollen die Messestadt Viertel für Viertel kaufen. Also nicht wirklich, dass machen die Immobilienunternehmen – es geht hier um offene Daten. Ihr Plan: Darstellen zu können, wie sich die Mieten in den Stadtteilen verhalten, Wanderungsbewegungen in Leipzig aufzuzeigen und so im Internet sichtbar zu machen. Die Stadt findet’s auch spitze, möchte aber Geld für die dazu notwendigen Daten. Weil entgegen der Idee, mit Steuern wäre alles bezahlt, fast jeder Handschlag in Leipzig kostet, müssen die Macher nun also sammeln.
Wer Lust hat, kauft einen Stadtteil frei – die Einundleipzig-Leute wollen gerade mal 50 Euro pro Viertel, dann kann man sein Logo oder seine Parteifarbe auf der Karte sehen. Überraschenderweise sind große Teile des Zentrums noch zu haben, aber es geht ja auch nicht um Immobilien. Folgende Viertel schon weg: Großzschocher (OpenDataCity), Zentrum-Nordwest: (Jörg Weise – Land / SPD), Lausen-Grünau hier hat sich Ilse Lauter (DIE LINKE) festgesetzt, Reudnitz-Thonberg ging an den Blog Dunkel. Dreckig. Reudnitz gemeinsam mit Kajüten-Quiz, Grünau-Mitte, Grünau-Ost und Schönau hat sich Sören Pellmann (DIE LINKE) bereits unter den Nagel gerissen. Hier geht’s zum Viertelkauf (zweimal scrollen)
Ach ne? Na logisch, sonst wären sie ja auch liebenswerte Pförtner oder mittelmäßige Schauspieler geworden. Karen Duve hats in der Zeit in einem Interview festgestellt und kann es auch ganz gut beweisen. Männer überhaupt seien reichlich aggressiv und ganz schön dumm und vieles auf der Welt gehe auch deshalb schief. These: “Der Planet geht kaputt und die Politik tut nichts dagegen”. Die Zeit titelt: Karen Duve über finsteren Biologismus, die Frauenquote und ihr wütendes Buch “Warum die Sache schiefgeht”
Einzige Gegenthesen für Duve mal am Rande: Margaret Thatcher und Angela Merkel – beides Neocons der besten Schule und mit den weitreichensten Veränderungsansätzen (die Bush’s konnten nur Krieg). Vielleicht rennen die männlichen Politiker doch gern einer Mutti nach? Und die freut sich, wenn sich die Jungs freuen?
Apropos psychopathische Gesellschaft. Danke an Gunter für diese Zusendung – “Self Protection” in den USA, eine gelungene Realsatire der Behörden dort, die mit der Masse an Schusswaffen irgendwie immer nur dann klarkommen wollen, wenn mal wieder ein Schulmassaker durch ist. (um den Plan anschließend der NRA – National Rifle Association zum Gegenzeichnen vorzulegen).
Ansehen! Wenn es so weitergeht, wie von Duve beschrieben, kann man das hier vermittelte Grundwissen im Falle eines Amoklaufes sicher noch mal gebrauchen.
Freitag, 31. Oktober 2014, kann man sich als Element of Crime Fan mal entspannt zurücklehnen und einem Livekonzert im Netz lauschen. Ist eh ausverkauft, aber ab 20 Uhr – überträgt dann Radioeins das Konzert zum neuen Album “Lieblingsfarben und Tiere” live.
Christoph Schröder winselt sich durch seine persönliche Geschichte Ost-West unter dem Titel “Mein Land ist weg!”. Denn das was nun 25 Jahre nach der “Kehre” sei, sei schlechter als das Alte, vor allem für ihn auf der linken Elbseite. In einer Polemik versucht er etwas, was einem wenig umsichtigen Gewinner der Geschichte eigentlich nicht so gut zu Gesicht steht. Den Verlierer vollnölen.
Aber warum nicht auch mal so und flink von den Ossis mehr Demut eingefordert, während er kurz auf sein ausstehendes Erbe verweist und mit der idyllischen Beschreibung des Westens in den 60er/70er und 80er Wachstumsjahren in der Nähe eines AfD-Mitgliedes herumlaviert. Da kann man ihm von hier aus nur zurufen: Na? Verschluckt Alder?
Als wir (dem vom Autor geschätzten, in Halle frisch geeierten) Helmut Kohl bei der ersten gesamtdeutschen Wahl noch mal den Hintern gerettet haben, war die westdeutsche Wachstumsphase abgeschlossen. Schon damals kauften sich viele gern einen Toyota und wunderten sich, dass die deutsche Autoindustrie schwächelte. Kurz darauf passierte das Gleiche mit den Stereoanlagen. Den Gebrauchtwagenmarkt haben wir in Spitzenregionen gedrückt, dieses gammelige Schulsystem übernommen und uns zudem an dieser unfair gehandelten Schokolade überfressen.
Und dafür haben wir Euch halt dann Mutti geschickt. Unsere Buden sind saniert, alle wollen zum Studium in den Osten und härter malochen können wir nach wie vor. Haben wir doch gut hinbekommen oder? Das mit der ungerechten Eigentums- und Geldverteilung lösen wir als Nächstes.
Die Kapitulation ist hiermit angenommen.
Wir freuen uns auf Hinweise, welche uns neben unseren eigenen Betrachtungen zum Geschehen in den Medien im Netz erreichen. Eine Mail an kompass@l-iz.de genügt. Bitte die Titelzeile, den Link und die ersten Worte des Artikels angeben.
Über einen Leipzig- oder Sachsen – Bezug aber gern auch darüber hinaus freuen wir uns bei den gesandten Themen natürlich immer. Von ernsthaften Themen, Netzfunden bis hin zu Skurrilitäten – wir werden uns gern kurz und knackig damit befassen. Ob Blogs, Netzzeitungen, Videoportale oder andere Quellen – Interessantes verlinken wir gern.
Einsendeschluss ist täglich bis 18 Uhr. (Für eine Übernahme eingesandter Hinweise besteht keine Garantie.) Also “Einfach mitmachen.” Dann wird’s für alle spannender und man behält den Überblick für das Wichtige im Netz.
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