Am Montag, 8. September stellte MDR-Intendantin Karola Wille dem Rundfunkrat ihre Reformpläne persönlich vor. Zukünftig sollen alle Programminhalte nicht mehr nach Verbreitungswegen getrennt produziert werden. Vielmehr soll sich die Medienproduktion demnächst allein an den Inhalten orientieren. Die Maßnahmen seien die Antwort des MDR auf die Herausforderungen einer konvergenten Medienwelt, so Wille während der Sitzung des Kontrollgremiums.
Die Intendantin spricht von einem Veränderungsprozess. Dessen Notwendigkeit bejaht nicht nur der Rundfunkrat. Sächsische Medienpolitiker äußerten gegenüber L-IZ.de in Interviews einhellige Zustimmung, wenn es um das “ob” geht. Die genaue Ausführung ist ein Prozess, welche zu beobachten sei. Bisher existieren Fernsehen und Hörfunk innerhalb der Anstalt weitgehend autark nebeneinander. Wille verspricht sich von der Reform klare Verantwortungs- und Entscheidungsstrukturen. Ob und wie beispielsweise ein Nachrichtenthema angefasst wird, sollen künftig Fernsehproduzenten, Radiomacher und Online-Redakteure gemeinsam entscheiden.
Daneben erhofft sich die MDR-Chefin “Synergien”. In der Wirtschaftswelt ein gern gebräuchliches Synonym für (Personal-)Einsparungen. Die stehen dem Anschein nach noch nicht an oberster Stelle auf der MDR-Agenda, aber das Thema darf man gern im Hinterkopf behalten.
Rundfunkratsvorsitzende Gabriele Schade bezeichnete die eingeleitete Neuausrichtung des MDR als konsequente Reaktion auf das veränderte Nutzungsverhalten der Menschen. “Sie wollen selbst entscheiden, wann, wo und wie sie Informations-, Kultur- und Unterhaltungsangebote abrufen”, so Schade.
Der MDR-Rundfunkrat begrüßte die erkennbar konsequente trimediale Ausrichtung und Konzentration auf die Kernkompetenzen Information, Kultur und Wissen/Bildung/Medienkompetenz sowie die enge Vernetzung mit den Landesfunkhäusern. Das Aufsichtsgremium werde den Veränderungsprozess begleiten und konstruktiv-kritisch den weiteren Weg unterstützen, so die Rundfunkratsvorsitzende nach der Sitzung.
Ein neues medienübergreifendes Informationsressort wird in der Gesamtverantwortung des Fernsehdirektors, ein Kulturressort beim Hörfunkdirektor entstehen, der darüber hinaus auch für ein Jugend-Angebot und ein Ressort für die Bereiche Wissen, Bildung und Medienkompetenz verantwortlich zeichnet. In den Ressorts werden jeweils Redaktionsmitglieder aus Hörfunk, Fernsehen und Telemedien, dazu zählt das Internet, unabhängig von bisherigen Strukturen unmittelbar zusammenarbeiten.
Parallel zu diesen neuen Organisationsmodellen sollen sich auch die drei Landesfunkhäuser in Dresden, Magdeburg und Erfurt medienübergreifend weiter entwickeln und eng mit den neuen Ressorts vernetzen. “Es geht darum, das Multimediahaus MDR zukünftig nach Inhaltekompetenzen zu strukturieren und nicht länger nach technischen Verbreitungswegen”, erläuterte Karola Wille.
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Mit den Maßnahmen soll auch die Wettbewerbsfähigkeit bei jüngeren Menschen sichergestellt werden, deren Mediennutzung längst unabhängig von einzelnen Verbreitungswegen ist. Ein besonderes Augenmerk werde deshalb auch auf die Online-Angebote der Sendeanstalt gelegt. In den nächsten Monaten sollen nun realistische Szenarien für die Umsetzung der gefassten Beschlüsse beschrieben werden. Dies betrifft die Ablauforganisation in den neuen Ressorts, Raum- und Personalkonzepte sowie veränderte Verwaltungs- und technische Betriebsprozesse.
Besonders wichtig sei es, die Beschäftigten und die Personalvertretung bei allen anstehenden Veränderungen einzubeziehen, unterstrich Karola Wille. Neben Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen werde es dafür direktionsübergreifende Projektgruppen und eine ständige kommunikative Begleitung der Neuausrichtung geben.
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