Aus PR-Sicht eine Blamage, aus Journalisten-Sicht Grund zum Feixen und aus Publikum-Sicht ein Brüller: Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire-Magazins "Titanic", hat die Deutsche Bank vorgeführt. In einem Beitrag, der am Freitag, 8. November 2013, in der "heute show" des ZDF ausgestrahlt wurde, führte er "so 'ne Art Interview", wie Moderator Oliver Welke ankündigte.
Sonneborn hatte für ein Interview über Hedgefonds und die Millionengehälter von Bankern angefragt und erhielt nicht nur einen Interviewtermin, sondern auch gleich das vorgefertigte Interview dazu. Fragen und Antworten: alles schon da. Offensichtlich sollte er Journalisten-Darsteller in einem Interview-Filmchen werden, in welchem ein Mitarbeiter der Deutschen Bank über Belangloses spricht. Und dieser Mitarbeiter, der da in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank auf Sonneborn trifft, ist Stefan Georgi – politisch engagiert als Vorstand der CDU Leipzig-Mitte.
Was nun folgt ist ein Kunstgriff, den sich jeder ernsthafte Journalistenschüler ins Kursbuch schreiben sollte: Sonneborn korrigiert Georgi immer dann, wenn dieser in Nuancen vom vorformulierten Text abweicht. Sonneborn führt Georgi vor, wie einen Schuljungen, der examiniert wird. Georgi scheint nicht zu merken, dass die Kamera bereits läuft, während er neben dem Satiriker durchs Bankgebäude geführt wird.
Es ist nicht bekannt, ob Georgi den ZDF-Reporter erkannt hatte. Zur Rettung seiner Ehre sowie jener der Deutschen Bank sei gesagt, dass Sonneborn nicht namentlich angekündigt worden war. Weder die Bank noch Stefan Georgi selbst waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Vielleicht schieben sie noch ein hilfloses “Das war nicht autorisiert” hinterher, aber vermutlich ist der Kommunikationsabteilung des Hauses, die immerhin von einem früheren Bertelsmann-Manager geleitet wird, klar, dass hier nichts mehr zu retten ist.
Der Film offenbart, wie dilettantisch die Großbank mit Journalisten umgeht. Und es ist nur ein Auszug des täglichen Unfugs, den Public Relations Manager, Marketingleute, Kommunikationsspezialisten und wie sie alle heißen, über Journalisten ausgießen. Sonneborn hat diese dümmlich-aggressive Art der Informationsverbreitung bloßgestellt. Hut ab!
Das “Interview” von Martin Sonneborn:
www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2023180/Sonneborn-ist-eine-Bank#/beitrag/video/2023180/Sonneborn-ist-eine-Bank
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