Mehr als die Hälfte der Deutschen ist davon überzeugt, dass die Korruption in ihrem geliebten Heimatland in den letzten Jahren zugenommen hat. Das ist eins der Ergebnisse der neuesten weltweiten Befragung von Transparency International, die jetzt auf deren Homepage einzusehen ist. "Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien in Deutschland", wundert sich die Süddeutsche. - Aber warum nur?
Warum sollten Medien – und schon gar jene, die sich in diesem Land als “meinungsbildend” verkaufen, weniger bestechlich und erpressbar sein als etwa Parteien, Kirchen, Verwaltungen? Die unabhängige “vierte Macht” ist ein schöner Wunschtraum. Wie korrumpierbar einzelne Medien und Journalisten sind, ist in schöner Kontinuität unter anderem auf Bildblog.de nachzulesen. Der noch immer so heißt, obwohl er seine Berichterstattung längst auf viele andere Medien ausgedehnt hat. Von denen auch einige berühmte Lokalblätter schon seit Jahren keine Scham mehr haben, Redaktion und Verkauf durcheinander zu quirlen.
Die Frage ist nur noch: In welchem Ausmaß nehmen die wirtschaftlichen Verstrickungen der Medien Einfluss auf die Berichterstattung? – Ein ganz heißes Thema. Und in der Bundesrepublik ist es das schon lange. Und die Nutzer merken natürlich oft, wie entsprechend finanziell aufmunitionierte Unternehmen und ihre PR-Abteilungen Einfluss nehmen auf Berichterstattung.
Warum sollten ausgerechnet die Medien weniger korrupt sein als die umgebende Gesellschaft? – Schön wäre es ja.Aber in dieser Gesellschaft ist ja bekanntlich auch das im Gang, was einige Leute so forsch Privatisierung und Liberalisierung nennen. Dahinter steckt immer eine Umverteilung – von einer Menge Geld, Einfluss und Macht. 23 Prozent der Bundesdeutschen sagen also logischerweise: Korruption hat in Deutschland stark zugenommen. Weitere 34 Prozent sagen, sie hat ein bisschen zugenommen. Das Gegenstück zu Korruption heißt übrigens Transparenz. Und nicht ohne Grund kritisieren die Bundesbürger die immer stärker sichtbare Intransparenz bei vielen Entscheidungen auf Gesetzgeberebene oder bei Planung und Vergabe von Großprojekten.
Weitere 36 Prozent sagen, das Korruptionslevel sei gleich geblieben. Nur 7 Prozent meinen, es sei ein wenig gesunken.Aber überrascht hat die Redakteure der “Süddeutschen”, dass das Misstrauen gegenüber den Medien mittlerweile die Größenordnungen erreicht, die bislang nur Parteien (65 Prozent), Unternehmen (61 Prozent) oder Parlamentariern (48 Prozent) vorbehalten war: 54 Prozent. Als Note ist das eine 3,6. Womit dann die Einschätzung zur Bestechlichkeit deutscher Medien so langsam ähnliche Dimensionen wie in Russland erreicht, das eine 3,7 bekommt.
Wobei man nie vergessen darf: Es gehören immer Mehrere dazu, um Bestechlichkeit und all ihre Varianten zu ermöglichen oder gar zu bestärken. Da geht es nicht nur um den individuellen Anstand der Journalisten. Die können gefeuert werden, wenn sie zu anständig sind und dem Druck nicht nachgeben, der von allen Seiten auf sie ausgeübt wird. Genauso, wie auch in Deutschland namhafte Unternehmen mit ihrer Werbeschaltung Druck auf jene Medien aufbauen können, die möglicherweise kritisch, möglicherweise wohlwollend berichten.
Gleichzeitig haben etliche längst ein ganzes Netzwerk aus Lobbyvereinen, Stiftungen und Politikern, die in ihrem Interesse Rummel machen, Daten streuen und auch ein paar Tatsachen hinbiegen, bis sie Otto Normalverbraucher glaubt. Mal geht es um ein paar Pestizide, mal um ein paar PS am Auto, mal um ein paar Milliarden Rendite mit Energie, mal um Zucker oder ähnlich gesundheitsschädliche Dinge in der Nahrung.
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Manchmal geht es auch über den Umweg Politik um gigantische Bauprojekte, die zwar für die versprochenen Kosten nicht zu haben sind – aber hinterher, wenn die Kosten richtig explodieren, richtig gute Gewinne bringen. Über Drohnen, Hubschrauber und Eurofighter für die Bundeswehr braucht man da gar nicht zu reden. Und wie eng verbandelt sind einige namhafte IT-Konzerne eigentlich mit den europäischen Geheimdiensten? Und aus welchen Etats werden sie bezahlt?
Lauter spannende Fragen, die von vielen Medien gar nicht mehr bearbeitet werden können, weil der Redaktionsstamm ausgedünnt wurde und das Medium nur noch mit den wohlwollend gewährten Anzeigenschaltungen der verschonten Unternehmen weiterexistiert.
Die “Medienkrise” ist zwangsläufig auch eine Vertrauenskrise. Und die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben da in Sachen Transparenz und Korruption in den letzten Jahren nicht immer eine Vorbildrolle gespielt. Was dann logischerweise wieder Medienthema war.
Zum Bericht von Transparency International: www.transparency.org/gcb2013/results
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