Am Donnerstag, 25. Oktober, stellen sich ein paar Leute im Mediencampus Leipzig eine sehr gewichtige Frage: "Liegt die Zukunft des Lokalen sogar auch im weltweiten Web?" Veranstaltet wird diese schwergewichtige Veranstaltung im "Gesprächskreis Mitteldeutscher Dialog" von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zusammen mit jener seltsamen Ausbildungsstätte, die sich "leipzig school of media" nennt.
Die Leipzig School of Media (LSoM) definiert sich als “das Kompetenzzentrum für akademisch fundierte Weiterbildung im Bereich Crossmedia” und wurde 2008 als Tochter der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig gegründet. Aber irgendwie siedet die kleine Schule, bei der man vier verschiedene Masterlehrgänge belegen kann, seit Jahr und Tag im eigenen Saft.
Und es ist zumindest erstaunlich, mit welchen Themen man sich im Jahr 2012 beschäftigt. – “Das Lokale spielt die erste Geige. Die kleinen Geschichten vor der Haustür, die örtliche Politik, dazu Sport und die Vereinstermine … Darin bestand einmal das Rezept für die erfolgreiche Lokalzeitung”, heißt es in der Ankündigung für die Debatte am 25. Oktober. “Heute sterben die regionalen Blätter und das lokale Fernsehen muss mit einem Minibudget ein maximales Programm bieten. Dabei setzt Demokratie auch auf lokaler Ebene eine öffentliche Meinung voraus. Liegt die Zukunft des Lokalen sogar auch im weltweiten Web? Welchen Stellenwert hat das ‘Lokale’ in der täglichen deutschen Medienpraxis und wie wird es sich verändern?”
Spannend, nicht wahr? Haben wir doch glatt überlegt, ob wir da mal hingehen. Aber als wir noch überlegten, legte uns ein treuer Anhänger der FES ein Blatt mit einer seltsamen Frage ins Postfach: “Und wo ist die L-IZ?” Das wurden wir schon bei den vergangenen Medientagen gefragt und bei einigen anderen Gelegenheiten, wo es um moderne Medien und Lokaljournalismus ging, auch. Ist ja nicht neu, dass ein paar kluge graumelierte Herren eifrig über die Zukunft und die Gegenwart von Online-Journalismus und Lokaljournalismus reden. Und immer wieder reden. Und sich in immer wieder denselben Podiumsdiskussionen treffen. Und nichts kommt dabei heraus.
Eingeladen haben Matthias Eisel von der FES Sachsen und Michael Geffken, Geschäftsführer der “leipzig school of media” (Warum schreiben die sich eigentlich so beharrlich klein?) auch diesmal die Leute, die man sowieso immer sieht in solchen Runden: Katrin Budde (Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD in Sachsen-Anhalt, Mitglied im ZDF-Fernsehrat), Jan Emendörfer (Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung), René Falkner (Geschäftsführer Sachsen Fernsehen GmbH), Oliver Radtke (Geschäftsführer Sächsische Zeitung GmbH, Dresden) und Bernd Preuße (Geschäftsführer Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus, Halle). Den Herren die Stichworte liefern will Wolfgang Brinkschulte (Journalist beim MDR Fernsehen).
Da kann sich jeder selbst Gedanken darüber machen, was in so einer Runde herauskommen kann. Wer beim Leipziger Lokalfernsehen für ein “Minibudget” schon mal ein “maximales Programm” gesehen hat, darf sich durchaus melden. Schlichtweg falsch ist sogar die Behauptung “Dabei setzt Demokratie auch auf lokaler Ebene eine öffentliche Meinung voraus.” Schon das wäre für uns ein Grund gewesen, uns für den Abend etwas Besseres vorzunehmen. Aber so ticken manche Regionalzeitungen tatsächlich. Sie glauben, sie seien dazu da, eine öffentliche Meinung her- oder darzustellen. So tief sitzt der Slogan der Bild-Zeitung schon in den Köpfen dieser Leute.
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Nein, Demokratie setzt auch auf lokaler Ebene eine öffentliche Diskussion voraus. Was so etwas wie Medienvielfalt voraussetzt. Ob das Wort in der Runde fallen wird – daran zweifeln wir. Es sieht nicht wirklich so aus, als würde diese Diskussion die Welt bereichern. Bleibt die Frage: Gehört die L-IZ in so eine Runde? – Eigentlich nicht. Wir wissen eigentlich seit Beginn, dass die Zukunft des Lokalen im Netz liegt. Unsere Leser sind alle hier. Die wenigsten wird die Frage quälen, ob die regionalen Blätter sterben (Tun sie das wirklich?) oder was im Lokalfernsehen so maximal läuft. Sie informieren sich auf vielen unterschiedlichen Kanälen im Internet. Und wo die “tägliche deutsche Medienpraxis” an ihren Interessen vorbei praktiziert, schauen sie einfach nicht mehr vorbei.
“Liegt die Zukunft des Lokalen sogar auch im weltweiten Web?”
Klare Antwort: Nö. Dort liegt die Gegenwart des “Lokalen”. Deswegen treffen sich ja die Diskutanten in dieser Runde. Weil’s einfach passiert. Gerade in Leipzig. Genau die Frage haben wir uns vor ein paar Jahren gestellt. Und dann einfach die Leipziger Internet Zeitung L-IZ.de gegründet. Und nun also zur Frage: “Und wo ist die L-IZ?” – Hier natürlich. Sie sind mittendrin.
Und wenn Sie am 25. Oktober noch Zeit zu vertrödeln haben, können Sie ja in den Mediencampus stiefeln und ab 18 Uhr zuhören, ob schon einer eine Antwort weiß.
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