Also mal ehrlich … diese Jugend von heute … die hat eigentlich ganz schön gute Ideen! Oder haben Sie sich schon mal mit der Frage beschäftigt, inwieweit mRNA basierte CAR-T-Zelltherapie für AML anwendbar ist? Oder wie die Horizontalkomponente des Erdmagnetfeldes durch lokale geologische Gegebenheiten beeinflusst wird? Oder haben Sie gar bereits erwogen, den BERT-Encoder im KI-Modell namens DetIE auszutauschen, um dessen Leistung zu steigern? Sächsische Jugendliche haben das jedenfalls getan – und mit diesen sowie vielen weiteren Themen am diesjährigen Wettbewerb von Jugend forscht teilgenommen.
Jugend forscht hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche langfristig für die MINT-Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, ihre besonderen Leistungen und Begabungen auf diesen Gebieten zu fördern und sie zudem in ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen.
Ins Leben gerufen wurde dieser Wettbewerb bereits 1965, als Henri Nannen, der damalige Chefredakteur des Magazins Stern, den Aufruf startete: „Wir suchen die Forscher von morgen!“. Seitdem haben insgesamt rund 300.000 junge Menschen bei dem jährlich stattfindenden Contest mitgemacht.
Wer mindestens die 4. Klasse besucht und höchstens 21 Jahre alt ist, kann sich mit seinen Tüfteleien anmelden. Dabei treten Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren in der separaten Juniorensparte „Schüler experimentieren“ an. Unabhängig vom Alter besteht die grundlegende Aufgabe, sich nach eigenem Gusto einer interessanten Fragestellung zu widmen und diese mit naturwissenschaftlichen, technischen oder mathematischen Methoden zu bearbeiten.
Zudem muss sich das Projekt in eines der sieben Fachgebiete Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik oder Technik einordnen lassen. Es werden für jede dieser Kategorien Sieger und Platzierte ermittelt.
Die Teilnahme erfolgt zunächst mittels einer schriftlichen, maximal 15 Seiten starken, Arbeit zu dem selbst gewählten Thema. An einem solchen Projekt können Einzelpersonen oder Gruppen mit bis zu drei Personen arbeiten. Der Wettbewerbstag selber ist dann vergleichbar mit einer Messe, bei der die jungen Forschenden ihre Erkenntnisse an einem eigenen und individuell ausgestalteten Stand präsentieren und auch jeweils durch eine Fachjury befragt werden.
Bis zum großen Bundesfinale, das immer im Mai stattfindet, gilt es für die Teilnehmenden, erst einmal zwei regionale Hürden zu meistern. Für Leipzigerinnen und Leipziger ist die erste dieser Hürden der Regionalwettbewerb Nordwestsachsen. Der wurde im März an der Universität Leipzig ausgetragen. Insgesamt 35 junge Menschen mit 30 Projekten stellten dort ihre Erkenntnisse vor. Dabei konnten drei der sieben oben genannten Kategorien von Schülerinnen und Schülern aus der Messestadt gewonnen werden.
So lieferte im Bereich Mathematik/Informatik Henning Beyer von der Arwed-Rossbach-Schule die beste Arbeit ab. „Das Forschungsthema, welches ich untersucht habe, ist recht breit gefächert und beinhaltet die Bereiche der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP) und der Open Information Extraction (OIE). Konkret handelt meine Forschung dabei vom Austausch des BERT-Encoders im KI-Modell namens DetIE, um dessen Leistung zu steigern“, beschreibt er den Inhalt seines Projektes.
In der Rubrik Biologie überzeugt Nathalie Dorn vom BIP Kreativitätsgymnasium mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Krebsforschung, für die sie zwei Wochen lang im Fraunhofer Institut tätig war.
Worum es dabei ging, umreißt sie folgendermaßen: „Die CAR-T-Zelltherapie ist ein neuartiger, vielversprechender Ansatz in der Krebsforschung. (…) Diese Therapie wird bereits für eine Unterform der Leukämie ALL angewandt, daher könnte sie auch für die Unterform AML ein vielversprechender Ansatz sein. In meiner Arbeit untersuche ich, ob man diesen Ansatz auf die Unterform der Leukämie AML anwenden kann.“
Ihre Klassenkameradin Milena Below hingegen gewann die Kategorie Geo- und Raumwissenschaften. Sie widmete sich den Umweltauswirkungen von Freiflächen-Photovoltaik, genauer gesagt, der „Kritik an erneuerbaren Energieträgern, dass diese in z. B. Herstellung nicht umweltfreundlicher als konventionelle Energieträger wären. (…) So habe ich mir die Frage gestellt: Ist die Kritik an erneuerbaren Energieträgern wie Freiflächen-Photovoltaikanlagen angebracht? Verursacht die Nutzung von Freiflächen-PV ökologische Zielkonflikte?“.
Durch ihren Regionalsieg qualifizierten sich die drei Leipzigerinnen und Leipziger für den Landeswettbewerb Sachsen, der im April im Leipziger Porsche-Werk ausgetragen wurde. Dort gingen insgesamt 15 Projekte aus dem gesamten Freistaat an den Start, von denen es letztendlich sechs in das Bundesfinale schafften. Das fand im Mai in Bremen dann allerdings ohne Leipziger Beteiligung statt.
Ein Sachse schaffte es im Endausscheid aber, die Aufmerksamkeit der Jury auf sich zu ziehen. Für seine Arbeit, in der es darum ging, „magnetische Anomalien aufzuspüren, die einen Hinweis auf Erzvorkommen liefern“, bekam Kai Richard Probst vom Radeberger Humboldt-Gymnasium den Sonderpreis „für eine originelle Arbeit auf dem Gebiet der Geowissenschaften“ verliehen.
„Jugend forscht: Womit sich „die Jugend von heute“ so alles beschäftigt“ erschien erstmals in der Juli-Ausgabe, ePaper LZ 115, der LEIPZIGER ZEITUNG.
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