Es war ein aufregendes Schuljahr für Milena Below vom BIP Kreativitätsgymnasium im Leipziger Nordosten. Gerade erst hat die 18-Jährige erfolgreich ihr Abitur gemeistert – mit der eindrucksvollen Note von 1,1. Doch neben den zeitintensiven Prüfungsvorbereitungen fand sie trotzdem etwas Luft, zusätzlich noch beim Wettbewerb Jugend forscht mitzumischen.

Es war das erste Mal, dass sie sich für eine Teilnahme an diesem traditionsreichen Ausscheid entschieden hat. In ihrer Jahrgangsstufe war sie damit jedoch nicht allein, denn dank eines engagierten Lehrers, konnten noch weitere Mitschüler/-innen von der Idee begeistert werden, an eigenen Projekten zu forschen.

„Es gab nichts zu verlieren, also habe ich es mal probiert“, erzählt Milena im Interview mit der Leipziger Zeitung (LZ). In ihrem Forschungsprojekt widmete sie sich der Thematik der Erneuerbaren Energien und dabei speziell den Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Sie untersuchte, ob die Kritik gerechtfertigt sei, dass diese, beispielsweise in der Herstellung, nicht umweltfreundlicher wären als konventionelle Energieträger. Aber was treibt eine Jugendliche an, sich in ein solches Thema zu vertiefen?

„Ich habe das Thema Klimakrise vor ein paar Jahren überhaupt erst richtig mitbekommen, vorher war das für mich noch nicht so ganz greifbar gewesen. Mit der Corona-Pandemie ist dieses Thema dann immer mehr in mein Bewusstsein gerückt“, erinnert sich Milena Below.

„Ich habe mich immer mal wieder damit beschäftigt und mir selber das Ziel gesetzt, dass ich später mal etwas machen möchte, das vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leistet. Und da ich Naturwissenschaften schon immer ganz interessant fand, habe ich mich in den letzten Jahren noch stärker damit befasst und bin so auf das Thema für meine Arbeit gekommen.“

Das Interesse für Erneuerbare Energien war bei der Schülerin geweckt. Gleichwohl nahm sie auch Meinungen und Medienberichte wahr, die bezweifelten, dass diese neue Form der Energieerzeugung tatsächlich so umweltfreundlich und zukunftsträchtig ist, wie immer behauptet wird. Dieser Dissens stachelte den Forschergeist der Leipzigerin an.

„Es ging mir nicht so sehr darum, etwas Neues zu schaffen, sondern darum, ein Ergebnis zu sehen und für mich selbst Klarheit zu finden, ob es die richtige Richtung ist oder nicht“, beschreibt Milena ihre Motivation.

Über ein halbes Jahr lang steckte sie nun im Schnitt mindestens vier Stunden pro Woche in ihr Forschungsprojekt. Sie durchforstete wissenschaftliche Arbeiten und Veröffentlichungen im Internet, suchte bei Wirtschaftsministerium oder Umweltbundesamt nach verwertbaren Daten.

„Das war schwierig, weil es keine gesammelten Datensätze dazu gab, sondern immer nur Teile davon zu finden waren. So hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich an die Daten gekommen bin, die für mich wirklich hilfreich waren und mit denen ich etwas anfangen konnte.“

Blick in die Ausstellung der Projekte beim Bundeswettbewerb. Foto: Stiftung Jugend forscht e.V.
Blick in die Ausstellung der Projekte beim Bundeswettbewerb. Foto: Stiftung Jugend forscht e.V.

Mit dem so gesammelten Material konnte die junge Frau nun eine Lebenszyklus-Analyse eines Photovoltaik-Moduls durchführen. „In diesem Schritt habe ich das ‚Leben‘ eines PV-Moduls anhand von Daten rekonstruiert und untersucht, in welcher Lebensstufe von Herstellung, über Transport und Nutzung bis hin zum Recycling, Primärenergie verbraucht bzw. Treibhausgase emittiert werden“, erklärt sie in der Projektbeschreibung.

Das Ergebnis ihrer Berechnungen hat Milena schließlich selbst überrascht. Denn es stellte sich heraus, dass ein Photovoltaik-Modul bereits nach knapp zwei Jahren „die Menge an Energie selbst bereitstellt, die über die ganze Lebenszeit des Moduls benötigt würde. Bei einer Laufzeit von über 20 Jahren ist das ein sehr gutes Ergebnis.“

Der überwiegende Teil der im Lebenszyklus eines PV-Moduls verursachten Emissionen fallen übrigens bei der Produktion an. „Es war für mich schon sehr überraschend, dass das Ergebnis doch so gut ist, weil es in der Kritik ganz anders geklungen hatte. Zwar war meine Rechnung nur eine vereinfachte Annahme, aber dass es so ein deutliches Ergebnis ist, war für mich schön zu sehen“, freut sich Milena Below.

Dass sie sich mit ihren Erkenntnissen am Ende nicht für den Bundeswettbewerb qualifizieren konnte, war ihr eigentlich schon im Vorfeld bewusst. „Ich habe ja nichts Neues erfunden oder weiterentwickelt, sondern ich habe eben einfach eine Datenanalyse gemacht. Aber ich bin ganz froh darüber, wie es geworden ist.“

Ganz leer ausgegangen ist die 18-Jährige während der beiden durchlaufenen Wettbewerbsrunden aber nicht. Denn ihre Arbeit wurde mit insgesamt vier Sonderpreisen gewürdigt – von der Geldprämie bis zu inspirierenden Kontakten war alles dabei. „Allein diese Kontakte und die Möglichkeit, in andere Projekte hineinzuschauen, waren mir mehr wert, als wenn ich noch zum Bundeswettbewerb gegangen wäre“, ist Milena rundum zufrieden.

Cover Leipziger Zeitung Nr. 115, VÖ 29.07.2023. Foto: LZ

Dass Erneuerbare Energien auch auf ihrem späteren Berufsweg eine Rolle spielen könnten, scheint gar nicht so unwahrscheinlich.

„Ich will auf jeden Fall in eine technische Richtung gehen und im nächsten Jahr damit anfangen, Elektro- und Informationstechnik oder Energie-Gebäude-Umwelttechnik zu studieren, je nachdem, was mich dann mehr anspricht“. Doch bis dahin genießt die frischgebackene Abiturientin erstmal ein Jahr Auszeit.

Momentan verbringt sie viel Zeit auf dem Reiterhof, doch wird es sie in den kommenden Monaten auch in die weite Welt hinausziehen. Work & Travel in Neuseeland steht auf dem Programm. Nach der Rückkehr möchte Milena Below noch ein Praktikum absolvieren, bevor sie schließlich im Oktober 2024 ins Studium einsteigt. Das klingt nach einem guten Plan.

Weiterführende Links:

Hauptseite von Jugend forscht: https://www.jugend-forscht.de

Preisträger des sächsischen Landesausscheids: https://www.jugend-forscht-sachsen.de/preistraeger/

Ergebnisse des Regionalausscheids Nordwestsachsen: https://www.zls.uni-leipzig.de/jufo2023

„Jugend forscht: Die Leipziger Abiturientin Milena Below über ihre erste Teilnahme am Wettbewerb Jugend forscht“ erschien erstmals in der Juli-Ausgabe, ePaper LZ 115, der LEIPZIGER ZEITUNG.

Sie wollen zukünftig einmal im Monat unser neues ePaper erhalten? Hier können Sie es buchen

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar