Die Stadt plant und der Zahn der Zeit nagt. In Leipzigs Schulgebäuden hat er zum Teil 60 Jahre und länger genagt, ohne dass ein Baufachmann gewagt hätte, mal hinter Deckenverschalungen und Wandverputz zu schauen. Das Ergebnis, das für immer neue Achdujees im Stadtrat sorgt: geplante Sanierungen werden happig teurer und dauern länger. Wie derzeit am Heisenberg-Gymnasium in Möckern, was Folgen für die Paul-Robeson-Schule in Wahren hat.

Gefühlsmäßig liegt der Plattenbau der Paul-Robeson-Schule eigentlich schon in Lindenthal – hinter der Bahnstrecke und dem Bahnhof Wahren. Eher eine Schule für den Grundbedarf des 1999 eingemeindeten Ortsteils. Aber wer im Leipziger Nordwesten wohnt, lernt schon als Schulkind, was weite Wege sind und dass eine Schulsanierung in Möckern Auswirkungen auf die Schulen in Wahren hat. Der gewaltige Verzug im Leipziger Schulbauprogramm kommt noch hinzu.

Das Werner-Heisenberg-Gymnasium sollte ab 2014 eigentlich nur ein bisschen ertüchtigt werden, teilmodernisiert, wie es die Planer vorhatten. Dann gingen ja bekanntlich die Schüler in Protest, weil die Toiletten in einem katastrophalen Zustand, aber nicht für eine Erneuerung vorgesehen waren. Das sorgte alles 2014 für Wellen. Um das Geld für die Toiletten wurde heftig gerungen. Aber als die Bauleute dann mal in die Bausubstanz schauten, wurden alle ganz still: Mit einer flotten Ferienbaumaßnahme wäre das nicht mehr zu machen gewesen. An eine Fertigstellung 2015 ist nicht zu denken. Die Heisenbergianer müssen weiter im Ausweichquartier in der Diderotstraße bleiben, in dem früher mal die 68. Schule war.

Die Teilmodernisierung des Heisenberg-Gymnasiums hat sich auf über 7 Millionen Euro verteuert, erst im Juni hat der Stadtrat zusätzliche 1,9 Millionen Euro bewilligt, die wiederum aus Schulbaumaßnahmen in Plagwitz abgezogen wurden. Es ist ein einziger Verschiebebahnhof, der seine Ursache schlicht darin hat: Leipzig ist aus finanziellen Gründen mindestens drei Jahre zu spät in ein engagiertes Schulbauprogramm gestartet und hat auch das neue Schulinvestitionsprogramm wieder um einige Millionen Euro zu knapp geschürt, weil mit den notwendigen zusätzlichen Fördergeldern aus Dresden einfach nicht zu rechnen ist. Jede Baukostenerhöhung sorgt dafür, dass sich wichtige Projekte zeitlich immer mehr verschieben.

Da die Heisenbergianer aus der Diderotstraße noch nicht ausziehen können, kann die Paul-Robeson-Oberschule keine Klassen in die Diderotstraße auslagern.

Sie ist zweizügig angelegt, teilt sich aber das 1973 errichtete Gebäude mit der Paul-Robeson-Grundschule, die man freilich nicht einfach in die Diderotstraße umziehen lassen kann, weil das ein anderer Grundschulbezirk ist. Eigentlich soll die Paul-Robeson-Grundschule in die Schule am Opferweg gleich an der Wahrener Kirche, die saniert und als dauerhafter Grundschulstandort eingerichtet werden soll. Aber diese Sanierung soll erst 2018 beendet sein. Die Stadtverwaltung benutzt das Wörtchen “voraussichtlich”. Immerhin ist auch das ein 100 Jahre altes Haus, auch da weiß man nicht, was in der Bausubstanz für Überraschungen lauern.

Bis – voraussichtlich – 2018 muss also die Paul-Robeson-Grundschule an der Jungmannstraße bleiben. Die Oberschule aber hat dringenden Erweiterungsbedarf, soll von zwei Klassen pro Jahrgang auf eine Zweieinhalbzügigkeit aufgestockt werden. Ins alte Gebäude passen die zusätzlichen Klassen aber nicht, in die Diderotstraße aber können sie bis mindestens 2016 nicht. Was tun?

Es bleibt nichts anderes übrig. Wie auch bei der Pablo-Neruda-Schule bekommt nun auch die Paul-Robeson-Schule einen zusätzlichen Containerbau mit acht Klassenräumen, Sanitärtrakt, Speiseraum usw. für veranschlagte 1,38 Millionen Euro, der nun die Erweiterung der Oberschule auf die geplante Zweieinhalbzügigkeit ermöglicht. Zumindest bis 2018 oder – falls es Bauverzögerungen gibt – bis 2019, wenn die Grundschule in das sanierte Schulgebäude am Opferweg zieht.

Die Verwaltungsvorlage zur Paul-Robeson-Schule.

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