Fertig ist zwar noch nichts außer der Kinderkrippe, die schon seit 2013 in Betrieb ist. Aber irgendwie musste nun wohl auch dieser Termin noch in den Wahlkampfkalender passen, auch wenn Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer offiziell keiner Partei angehört. Parteipolitik macht sie trotzdem. Und das war natürlich auch Thema am Freitag, 22. August, als das Studentenwerk Leipzig sein CSS einweihte.
Drinnen schleppten die Bauarbeiter noch Türen, räumten Baugerät aus dem Weg, Treppen waren notdürftig gesichert, die unteren Etagen noch verschlossen, weil dahinter die Bodenleger noch arbeiteten. Und ein schönes Pappschild wies ins 3. Geschoss, wo wenigstens schon die Toiletten funktionieren.
Dabei hatten sich die Bauleute alle Mühe gegeben. Zum neuen Semester soll das Gebäude am Gutenbergplatz nutzbar sein. Am 1. September sollen die darin angesiedelten Einrichtungen offiziell ihren Betrieb aufnehmen.
Mit dem Projekt in einem ehemaligen Schulgebäude am Gutenbergplatz weitet das Studentenwerk Leipzig, sozialer Dienstleister für die Studierenden aller Leipziger Hochschulen, seine Unterstützung für Studierende in besonderen Lebenslagen aus. Im Beisein der Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Sabine von Schorlemer, wurde nun am Freitag unweit des Stadtzentrums das “Center for Social Services” (CSS) eröffnet.
Das Angebot des CSS reicht von einer Kinderbetreuungseinrichtung für Kinder von Studierenden über Sozialberatung und Psychosoziale Beratung für Studierende bis hin zu Wohnheimplätzen für Studierende mit Kind, Studierende mit Behinderung und ausländische Studierende. Der Freistaat Sachsen hat dieses Projekt mit Landesmitteln im Rahmen des Kita-Baus unterstützt und stellt das Gebäude zur Verfügung. Ein wichtiger Beitrag: Ohne diese Überlassung hätte das Studentenwerk Leipzig dieses Pilotprojekt nie stemmen können. Denn der Rest der finanziellen Aufwendungen stammt zum größten Teil aus dem Budget des Studentenwerkes – und damit aus den Beiträgen der Leipziger Studierenden.
“Mit der Eröffnung des ‘Center for Social Services’ leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Willkommenskultur für ausländische Studierende und zur weiteren Entwicklung des Studienstandortes Leipzig. Mit seinen zukunftsweisenden Angeboten hat sich das Studentenwerk Leipzig für diejenigen engagiert, die der besonderen Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft bedürfen und bietet den Studierenden eine soziale Infrastruktur, die es ihnen ermöglicht, sich ganz auf das Studium zu konzentrieren und es erfolgreich zu absolvieren”, so Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer anlässlich der Eröffnung.
Sie würdigte durchaus, dass Leipzig damit für ausländische Studierende noch attraktiver werde. Sie rühmte auch allerlei andere Wohltaten, die die sächsische Staatsregierung der sächsischen Bildungslandschaft zukommen lässt – vom fleißigen Bau neuer Hochschulgebäude über das “Hochschulfreiheitsgesetz” bis zum Bildungspaket. Aber dass sie angewiesen hat, 1.042 Vollzeitstellen im Lehrbetrieb zu streichen, erwähnte sie lieber nicht.Das CSS vereint verschiedene Angebote des Studentenwerkes Leipzig für Studierende in besonderen sozialen Situationen unter einem Dach. Studierende mit Kind, ausländische Studierende, Studierende in problematischen Lebenslagen und Studierende mit einer Beeinträchtigung haben damit eine gut zu erreichende Anlaufstelle und können Wohnheimplätze in der Nähe des Stadtzentrums nutzen.
“Bei den Themen Familienfreundlichkeit, Chancengleichheit im Studium und der Realisierung einer Willkommenskultur für ausländische Studierende sind gerade auch die Studentenwerke gefordert, Unterstützung zu geben”, erklärte Dr. Andrea Diekhof, Geschäftsführerin des Studentenwerkes Leipzig, anlässlich der Eröffnung. Die Studentenwerke sind gemäß Sächsischem Hochschulfreiheitsgesetz für die soziale und wirtschaftliche Betreuung der Studierenden zuständig und erfüllen diese Aufgabe durch verschiedenste Versorgungs-, Service- und Beratungsleistungen im Studienumfeld. “Mit dem CSS reagieren wir nun auf den steigenden Bedarf an Beratungs- und Unterstützungsleistungen. Durch die räumliche Zusammenführung wollen wir zusätzlich die Vernetzung unserer Angebote verstärken.”
Auf den steigenden Bedarf gingen mehrere Redner ein an diesem Tag. So auch Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des deutschen Studentenwerks, der in aller Nonchalance darauf hinwies, dass die Konferenz der deutschen Kultusminister mittlerweile davon ausgeht, dass die Studierendenzahlen in der Bundesrepublik mindestens bis 2020 auf dem aktuell hohen Niveau bleiben werden. Der Blick ging ganz deutlich in Richtung Sabine von Schorlemer, die ihre Kürzungsanweisung von 2011 mit Prognosezahlen aus dem Jahr 2005 begründete. Und von der Heyde sprach auch die Unterstützung der Bundesländer für die Studentenwerke an, die seit den 1990er Jahren von 25 Prozent auf 10 Prozent abgeschmolzen ist. “Und auch Sachsen hat gerade seine Unterstützung für das Studentenwerk gekürzt”, sagte er. Und wünschte sich ganz offiziell eine Trendwende. Auch was die Unterstützung beim Bau neuer Wohnheime betreffe. Deutschlandweit fehlten mittlerweile 45.000 Wohnheimplätze. Und die seien gerade dann wichtig, wenn das Land den Anteil ausländischer Studierender erhöhen wolle.
Alles Themen, auf die dann auch Michael Naber, Student an der Uni Leipzig und stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsbeirat des Leipziger Studentenwerks, einging.Das Studentenwerk verdoppelt durch die neue KiTa am Gutenbergplatz die Zahl seiner für Studierende vorgehaltenen Kinderbetreuungsplätze. “Für Studierende mit Kind ist eine auf die Studiensituation abgestimmte Kinderbetreuung die wohl wichtigste Form der Unterstützung”, so die Geschäftsführerin des Studentenwerkes.
Im Erdgeschoss und Souterrain des Gebäudes Gutenbergplatz 4 sowie in einem Neubau auf dem Grundstück entstand eine Kinderbetreuungseinrichtung mit 135 Plätzen, die vorzugsweise an Kinder von Studierenden vergeben werden. Diese Einrichtung soll am 1. September ihre Arbeit aufnehmen. Die Stadt Leipzig förderte die Errichtung dieser Kinderbetreuungseinrichtung mit knapp 1,2 Millionen Euro aus Bundes- und Landesfördermitteln.
Bereits im Herbst 2013 eröffnete der Krippenbereich als erster Teilabschnitt des “Centers for Social Services”. Betreiber von Krippe und Kindergarten ist die FRÖBEL Sachsen gGmbH mit einem künstlerisch-kreativen Konzept. FRÖBEL arbeitet bereits bei der Kinderbetreuungseinrichtung “Einsteinchen” in der Brüderstraße in gleicher Weise eng mit dem Studentenwerk zusammen. Und weil die Knirpse im “Einsteinchen” schon den Auftritt im Chor gelernt haben, kamen sie auch zur Einweihung des CSS und sangen – und schickten dann ein ganzes Bündel Luftballons mit allerlei Wünschen in die Luft.
Ab 1. September sind im Gebäude am Gutenbergplatz auch die Sozialberatung und die Psychosoziale Beratung des Studentenwerkes untergebracht. Sechs Einzelbüros, ein Wartebereich und ein Gruppenraum befinden sich dann, leicht mit dem Fahrstuhl erreichbar, im 3. Obergeschoss.
Studentenwerk beschenkte sich selbst zu Weihnachten: Krippenbereich im Kindergarten “Am Gutenbergplatz” arbeitet schon
Die Fröbel Leipzig gGmbH …
Richtfest am Gutenbergplatz: Kinderkrippe soll im Dezember fertig sein, Kindergarten im Oktober 2014
Es ist ein Hoffnungsfunke …
Kita und mehr: Studentenwerk baut am Gutenbergplatz ein “Center for Social Services”
Das Studentenwerk Leipzig …
Außerdem wurde ein Teil des Gebäudes am Gutenbergplatz zur Nutzung für besondere Wohnformen umgebaut. Es entstanden insgesamt 57 Wohnplätze: Zwei-Zimmer-Apartments für Studierende mit Kind, Zwei-Zimmer-Apartments für Studierende mit einer Behinderung sowie Apartments für ausländische Studierende und Doktoranden.
Das “Center for Social Services” entstand durch Um- und Neubau auf dem Gelände eines ehemaligen Lehrgebäudes der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur. Dass es jetzt – knapp zwei Wochen vor Eröffnung – noch nicht ganz fertig ist, liegt am um drei Monate verzögerten Baubeginn. Die HTWK-Einrichtungen, die das Haus genutzt hatten, konnten damals nur mit Verzögerung in ihren neuen Campus an der Karl-Liebknecht-Straße umziehen. Das brachte dann die Bauleute unter Zeitdruck.
Das Gesamtinvestitionsvolumen für das “Center for Social Services” beträgt rund 5,8 Millionen Euro. Das Studentenwerk erhält für die Baumaßnahme umfangreiche Unterstützung: Neben dem städtischen Zuschuss von knapp 1,2 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln, beteiligt sich das Land Sachsen, indem es dem Studentenwerk Leipzig Gebäude und Grundstück in Erbbaurecht überträgt. Der Betrieb der Kinderbetreuungseinrichtung wird von der Stadt Leipzig außerdem durch den kommunalen Zuschuss unterstützt. Betreiber ist die FRÖBEL Sachsen gGmbH im Auftrag des Studentenwerkes Leipzig.
Keine Kommentare bisher