Zu einer Verständigung zwischen Rektorats-Besetzern und der Leipziger Uni-Leitung kam es am Freitag, 24. Juli. Denn die Entscheidungsspielräume der Uni-Leitung sind praktisch nicht vorhanden, so lange die Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer ihre Anweisung, Stellen zu streichen, aufrecht erhält. Die Uni-Leitung reagierte mit einem neuen Appell an die Staatsregierung.
Das Rektorat der Universität Leipzig appelliert erneut an die sächsische Landesregierung, die aus dem Studierenden-BAföG freiwerdenden Mittel zur Verhinderung des bis 2020 vorgesehenen Stellenabbaus an den Hochschulen einzusetzen. Eine solide Grundfinanzierung mindestens auf dem Niveau des Bundesdurchschnitts sei möglich und unabdingbar. Das aktuelle Beispiel Baden-Württemberg zeige Wege auf, wie es gehen kann. Baden-Württemberg will sogar 1,7 Milliarden Euro zusätzlich in Bildung investieren. In Sachsen geht es um frei werdende Bafög-Mittel im Umfang von 60 bis 80 Millionen Euro im Jahr, mit denen die zur Streichung angewiesenen Stellen durchaus finanziert werden könnten.
Nur langfristig zu besetzende Stellen könnten die bisher erreichte hohe Qualität von Forschung und Lehre sichern, betont das Uni-Rektorat.
“In diesem Punkt unterstützen wir ausdrücklich die Forderungen unserer Studierenden, die aktuell unter anderem durch eine Gruppe von Rektoratsbesetzern vorgebracht werden”, sagte Prof. Dr. Thomas Lenk, Prorektor für Entwicklung und Transfer, in Vertretung der Rektorin am Freitagmittag. Mit den Studierenden im Rektorat sei man in einen konstruktiven Dialog getreten, “den wir fortsetzen werden”.
Lenk ging zudem ein auf die in dieser Woche vom Statistischen Landesamt veröffentlichten Beschäftigten-Zahlen. “Erfasst wurden dabei alle Beschäftigungsverhältnisse jedweder Art. Natürlich haben wir mehr Beschäftigte als in den Vorjahren, aber viele davon teilen sich eine Stelle. Denn die Zahl der Haushaltsstellen ist beträchtlich zurückgegangen. Zudem sind viele Professoren und Mitarbeiter über eingeworbene Drittmittel finanziert, also Mittel, die wir nicht für die Lehre einsetzen dürfen. Uns fehlen insbesondere die Grundmittel zur Finanzierung der Lehrkräfte und perspektivisch auch, um weiter in diesem Niveau Drittmittel einzuwerben.”
Die Besetzung des Rektorats der Universität Leipzig dauerte fast zwei Wochen an und wurde von der Universitätsleitung toleriert. Es sind Studierende der Theaterwissenschaft, die mit dieser Protestform unter anderem für den Erhalt ihres Instituts eintreten. Als das Rektorat im Januar 24 weitere Stellen für den Personalabbau vorschlagen musste, hatte es dabei fünf Stellen aus diesem Institut benannt.
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“Das ist und bleibt ein schmerzhafter Einschnitt”, sagte Lenk. “Und wir bleiben auch dabei, dass wir angesichts der Abbau-Vorgaben um das Schließen von Struktureinheiten nicht umhin kommen, wenn die Universität als Ganzes handlungsfähig bleiben wollen. Zugleich haben wir in dieser Woche mehrere Gespräche mit den Studierenden geführt und eine klare Botschaft an sie gesandt: Die Theaterwissenschaft hat eine Zukunft an unserer Universität, nicht in Form eines isolierten Instituts, aber in einer Vernetzung mit anderen Disziplinen.”
Hierzu habe das Rektorat den Theaterwissenschaftlern weitere Gespräche in Form einer Zukunftswerkstatt angeboten. “Dabei können Optionen ausgelotet werden. Am Ende könnte beispielsweise ein neues Institut für Kunstwissenschaften stehen.”
Lenk appellierte an die Studierenden, sich gemeinsam auf das Ziel zu konzentrieren, den Stellenabbau und seine verheerenden Folgen so weit wie möglich zu verhindern. Auch auf eine der Kernforderungen der Studierenden, jene nach mehr Transparenz, werde man in geeigneter Form gegenüber betroffenen Instituten eingehen.
“Wir treffen keine willkürlichen Entscheidungen, sondern haben unsere ohnehin marginalen Spielräume genutzt und eine Bewertung anhand von Kriterien vorgenommen, die eine Vergleichbarkeit ermöglichen. Dieses Vorgehen tragen die Gremien mit”, so Lenk. “Aber bei allem Verständnis, das wir aufbringen für das Unverständnis über manche Kommunikationsentscheidungen: Wir möchten auch weiterhin einen inneruniversitären Selbstzerfleischungsprozess vermeiden und nicht die Leistungen einzelner Wissenschaftler in breiter Öffentlichkeit diskutieren.”
Zudem werde der Dialog hineingetragen in universitäre Gremien mit gewählten Vertretern, informelle Runden mit Rektoratsbesetzern stellten keine dauerhaft sinnvolle Lösung dar.
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