Während man sich in Dresden mehr oder weniger in Schweigen hüllt, rührt sich in Leipzig mehr und mehr der Widerstand gegen die Streichungen bei der Leipziger Alma Mater. Gegen den Wegfall der Theaterwissenschaften und der Archäologie melden sich jetzt auch das Schauspiel Leipzig sowie Mitglieder des Fachschaftsrates der Theaterwissenschaft zu Wort.
Matthias Schiffner, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Schauspiel Leipzig spricht für die Seite von der Praxisfront: “Mit großer Sorge registrieren wir die Nachricht über den geplanten Abbau an der Universität Leipzig. Fächer wie Theaterwissenschaft oder Archäologie halten wir nicht für periphere Angelegenheiten. Ihr Wegfall wäre ein Verlust, der besorgniserregend wäre in einer Stadt und an einer Universität wie Leipzig, in der geistige Vielfalt und gedankliche Differenzierung zum Erbe gehören. Und es beginnt hier ein Kürzungsprozess, der, mit derselben Logik an anderen Orten weitergedacht, irgendwann zum Verlust dieser Fächer führen kann.”
Weiter bricht er eine Lanze für die Fakultät: “Das Leipziger Institut war und ist ein Institut, das nicht allein für die (Theater-)Praxis ausgebildet hat, sondern zunächst und vor allem wissenschaftlich – und das mit Ausrichtungen und Schwerpunkten, sei es Theateranthropologie oder Intermedialität, die es so profund nicht mehr oft und anderswo gibt.” Problematisch sei es daher auch, das Institut für Theaterwissenschaft und die in ihrer Ausrichtung der Dramaturgieausbildung ebenfalls hochprofilierte Hochschule für Musik und Theater zu vergleichen beziehungsweise als untereinander ersetzbar zu behandeln – beide Einrichtungen seien nicht austauschbar, so der Sprecher des Theaters.
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“Die Streichung oder – in den Worten von Rektorin Frau Prof. Schücking – “Amputation” drückt mit drastischen Worten aus, dass dieser Schritt einen Verlust darstellt, der unwiderruflich ist. Ein Land, das sich selbst amputiert, ohne dass der betroffene Bereich krank ist, muss sich fragen, ob es sich nicht längst selbst auf einem höchst ungesunden Weg befindet. Leipzigs jahrhundertealte, stolze Theatertradition ist auch künftig ohne eine kontinuierliche öffentliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung nicht denkbar. Die gegenwärtige finanzielle Situation lässt sich nicht durch ein Weniger an Geistesleben beilegen, sondern braucht – im Gegenteil – neues Denken.”
Von Seiten des Schauspiels Leipzig fordere man das Land Sachsen auf, seine Sparanforderungen an die sächsische Hochschullandschaft zu überdenken. Gleichzeitig appelliere man an Frau Prof. Schücking, durch die Umsetzung dieser Anforderungen die Vielfalt der wissenschaftlichen Ausbildung in Leipzig nicht zu reduzieren. Naturgemäß ins gleiche Horn stoßen die Mitglieder des Fachschaftsrates der Theaterwissenschaft. Von dort heißt es:” Mit fünf Stellenkürzungen an der Theaterwissenschaft und drei am Institut für Klassische Archäologie sind diese beiden Institute der Fakultät für Geschichte und Kunst und Orientwissenschaften (GKO) unverhältnismäßig stark betroffen und werden an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Dieser Entschluss ist aus unserer Sicht als inhaltlicher Angriff auf die geisteswissenschaftliche Fächervielfalt der GKO aufzufassen und demonstriert eine sich auf Autorität berufende Ignoranz gegenüber Studierenden wie Dozierenden. Wo bleibt der Anspruch kritikfähige und tolerante Menschen auszubilden, wie es Frau Schücking in dem Leitbildkatalog der Universität (Punkt 7) formuliert hat? Wo bleibt der Wunsch nach einer klassischen Volluniversität, die sich durch Interdisziplinarität und internationale Projekte auszeichnet (Grundordnung UL §2 (4))?” Weiter heißt es, dass man diesen Entschluss nicht akzeptiere und mit der schärfsten Kritik dagegen vorgehen wolle. Über die respektlose Art und Weise wie die Kürzungspläne an die Institute herangetragen würden sowie die fehlende inhaltliche Legitimation der Entscheidung sei man entsetzt.
“Die Existenz des Instituts bereichert nicht nur die wissenschaftliche Vielfalt der Uni Leipzig, sondern in besonderem Maße das kulturelle und studentische Leben. Studentische Projekte und die Präsenz unserer Studierenden sind im Stadtbild unverzichtbar, speziell im Hinblick auf die Freie Theaterszene”, äußert sich zum Beispiel Luise Schnoor, Vertreterin des Fachschaftrates für Theaterwissenschaft. Die Auseinandersetzung der Studierenden mit ästhetisch-künstlerischen Thematiken und die Kontextualisierung in gesellschaftliche, politische und soziale Fragestellungen der konkreten Praxis des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens stellen aus unserer Sicht einen großen Mehrwert gesamtgesellschaftlichen Potenzials dar. Wir möchten betonen, dass wir nicht nur das Vorgehen des Rektorats kritisieren, sondern auch das SMWK in unsere Kritik mit einschließen. Die Kürzungspolitik des Freistaates Sachsen ist inakzeptabel und wissenschaftsfeindlich. Ein Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das sich wirtschaftlichen Faktoren beugt, diskreditiert den eigenen bildungspolitischen Auftrag. Wir fordern alle Studierenden der Theaterwissenschaft, alle Kunstschaffenden sowie alle Studierenden der Uni Leipzig auf sich der prekären Lage bewusst zu werden und sich mit der Theaterwissenschaft zu solidarisieren.”
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