Gleichlautend verschickten die Universität Leipzig und das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst am 1. Februar die Meldung, dass die Universität Leipzig auch zum kommenden Wintersemester 2013/2014 in den bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengang Pharmazie immatrikulieren werde. Aber das Sterbeglöckchen für den Studiengang läutet trotzdem. Denn die Ursache die Streichung bleibt.
Die Immatrikulation neuer Studierender erfolge im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten gemäß den rechtlichen Grundlagen. Die genaue Berechnung laufe derzeit noch, so Uni und SMWK. Tatsächlich ist gar nichts geklärt außer der Tatsache, dass hinter der Sparorgie des Sächsischen Wissenschaftsministeriums kein Konzept steht. Man hat 2011 den sächsischen Hochschulen nur ein amtliches Sparprogramm aufgedrückt, ohne in irgendeiner Weise auf die tatsächlich gestiegenen Studierendenzahlen Rücksicht zu nehmen. Und das Ministerium hat sich aus jeder Verantwortung gestohlen, in dem es die Untersetzung der vorgegebenen Stelleneinsparungen den Hochschulen überließ. Motto: Streicht die Stellen – uns ist egal, wo.
Die Uni Leipzig hat daraufhin zwei Monate lang alle Studiengänge durchgekämmt, um erst einmal jene zu finden, wo man die Sparvorgabe überhaupt zahlenmäßig umsetzen kann – und die in irgendeiner Weise keine Löcher reißen, die niemand mehr stopfen kann. Der Studiengang für Pharmazie gehörte zu diesen wenigen überhaupt denkbaren Lösungen – aber das auch nur, weil es im benachbarten Halle noch entsprechende Angebote gibt. Doch wirklich geklärt ist nicht, ob in Halle einfach das Angebot hochgefahren werden kann, wenn in Leipzig die Pharmarzieausbildung schließt.
Zumindest wird das eine Weile brauchen. Anders als es sich das Sächsische Wissenschaftsministerium denkt, man könne einfach so mal Professuren und Studiengänge streichen, geht es nicht. Studiengänge laufen aus und müssen in dieser Zeit trotzdem noch personell und materiell untersetzt sein. Und so lange keine Anschlusslösung gefunden ist, muss auch weiter immatrikuliert werden.
Wie der Lehrnachfrage künftig entsprochen und dies finanziert werden kann, will das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst nun im weiteren Verfahren klären.
Angestrebt werde eine Kooperation der Universität Leipzig mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, mit der bereits gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Kooperationsvertrag im Bereich Biodiversitätsforschung besteht. Hier werde die gemeinsame Verantwortung für den mitteldeutschen Wissenschaftsraum schon erfolgreich gelebt, heißt es in der Pressemitteilung.
Die im Staatsexamensstudiengang immatrikulierten Studierenden würden ihr Studium wie geplant und ohne Einschränkungen an der Universität Leipzig abschließen können.
“Wir planen weiterhin, das Institut für Pharmazie perspektivisch zu schließen. Wir gehen diesen Weg schweren Herzens”, betont Uni-Rektorin Prof. Dr. Beate A. Schücking. Zu diesem und weiteren unangenehmen Schnitten sehe sich die Universität durch die Sparauflagen gezwungen.
Kleiner Blick in die Mitteilung des Ministeriums: Es steht dort genauso.Übrigens auch dieser Satz: “Der Haushaltsplan des Freistaates Sachsen sieht in den Jahren 2013/2014 den Wegfall von 48 Stellen an der Universität Leipzig vor.” Das ist so ein bisschen wie in fern vergangenen Zeiten, als der Plan immer recht hatte. Dass diese (vorerst) 48 Stellen auf eine Dienstanweisung der Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) zurückgehen, verrät der Plan so nicht. Dass sie sich mit der Anweisung einer völlig unbegründeten Sparvorgabe von Finanzminister Georg Unland (CDU) fügte, steht da auch nicht.
“Dieser Stellenabbau ist zu vollziehen, die konkrete Ausgestaltung ist eine autonome Entscheidung der Hochschule”, lässt sich Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer zitieren. Übrigens ein ziemlich klares Geständnis der eigenen Überforderung. Denn wenn ein Wissenschaftsministerium solche Sparvorgaben macht, delegiert es nicht die Verantwortung unter dem Deckmäntelchen “autonome Entscheidung”. Motto: Ich kann nix dafür.
Natürlich hat sich vor diesem Hintergrund und unter Abwägung aller Interessen die Uni Leipzig einschließlich der zuständigen Fakultät für den Wegfall einer kompletten Struktureinheit, dem Institut für Pharmazie, entschlossen. Grundlage der Entscheidung ist die oben schon erwähnte kritische Analyse aller Bereiche der Universität mit einem eigens von der Hochschule entwickelten Indikatorenmodell.
Das Institut für Pharmazie in Leipzig wurde von der Universität Leipzig als unterkritisch klein identifiziert. Was nichts mit der Bedeutung des Instituts zu tun hat, sondern mit der ursprünglichen Intention der Analyse: An welcher Stelle schadet eine Amputation der Universität Leipzig am wenigsten?
Zudem sind vom Wegfall der 21 Personalstellen in diesem Fachbereich insgesamt wesentlich weniger Studienplätze und derzeit Studierende betroffen als in anderen potentiellen Bereichen.
Und jetzt ist natürlich die Frage, wie man das nennt, was die Sächsische Staatsregierung da derzeit ihren Hochschulen antut. Sabine von Schorlemer nennt es: “Schärfung des Profils”.
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“Ich unterstütze die Universität Leipzig ausdrücklich bei ihren Bemühungen, ihr Hochschulprofil zu schärfen. Wir streben eine enge Kooperation mit dem deutlich besser aufgestellten Institut für Pharmazie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an. Diese Kooperation ist der richtige Weg, um den mitteldeutschen Pharmaziestandort langfristig zu stärken”, erklärte von Schorlemer. Eine solche Kooperation, die derzeit verhandelt werde, sichere ein qualitativ hochwertiges Studium am Standort Leipzig/Halle auch dann, wenn weitere Lehrkräfte am Institut ausscheiden.
Womit dann in beiden Pressemitteilungen auch steht, dass das Institut jetzt schon im Dilemma steckt: Wer will denn Lehrkraft sein an einem Institut, an dem schon offiziell die Lichter ausgemacht werden? – Das Ende hat begonnen. Und mit Sachsen-Anhalt hat man gerade erst begonnen zu verhandeln.
Das Institut für Pharmazie: www.uni-leipzig.de/~pharm/
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