Gut Ding will Weile haben. 1992 wurden die ersten Planungen zur künftigen Struktur der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) verschriftlicht, die ersten Bau- und Sanierungskonzepte geschmiedet. Auch eine erste Idee, die Fakultät Maschinenbau und Energietechnik nach Leipzig zu verlegen, gab es. Doch spruchreif wurde das erst 2002. Da wurden die ersten Anträge geschrieben. Im Oktober 2012 können die Connewitzer den Bauarbeiter beim Betongießen zusehen.
Es dauerte dann zwar trotzdem noch bis 2010, bis der Bau an der Karl-Liebknecht-Straße direkt am wachsenden Campus der HTWK genehmigt wurde und durchfinanziert war. Aber der Campus ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Baustein für Baustein ergänzt ihn. Und man sieht nicht unbedingt, wie viel Geld auch hier in moderne Gebäude und Studienbedingungen geflossen ist. Die 26 Millionen Euro, die jetzt in den Neubau des Instituts- und Laborgebäude der Fakultät Maschinenbau und Energietechnik fließen, sind ja nur ein Teil der Gelder, die im Lauf der letzten 20 Jahre aufgebracht wurden, um aus dem zerstreuten Konglomerat der HTWK einen vernetzten und konzentrierten Campus in Connewitz werden zu lassen. Allein die Neubauten der letzten zehn Jahre verschlangen 50 Millionen Euro. Dazu gehören die neue Mensa genauso wie das futuristische Bibliotheksgebäude an der “Karli”.
Die Planer kommen, wenn sie gar die Sanierung und Neu- und Umbauten (Geutebrück-Bau, Föppl-Bau, Lipsius-Bau) der Vorjahre mitrechnen, locker auf 117, manche sagen sogar 140 Millionen Euro. Vieles davon europäische Fördermittel. Ohne die Tatsache, dass der Osten und Leipzig im Speziellen die letzten Jahre direktes EU-Fördergebiet war, wäre Vieles nicht entstanden, was dringend zur Erneuerung gebraucht wurde. Und die Tatsache, dass in Brüssel intensiv über eine Fortführung einer Übergangsförderung für den deutschen Osten diskutiert wird, zeigt, wie sehr man sich wenigstens dort der Tatsache bewusst ist, dass der Osten noch lange nicht über den Berg ist.
Drei Viertel der Summe, die der Freistaat jetzt zum Bau des neuen Instituts- und Laborgebäudes genehmigt hat, sind EFRE-Mittel. Das setzt freilich die Bauleute, die seit März 2012 am Werk sind, unter Zeitdruck. Denn 2014 muss alles fertig sein. 2015 müssen die Gelder bei der EU abgerechnet werden. Die Bauleute freilich liegen gut im Zeitplan. Probleme gab es auf der Baustelle, die fünf ehemalige Einzelgrundstücke umfasst, bislang nicht. Bis auf 7 Meter unter Straßenniveau wurde die über 100 Meter lange Baugrube ausgehoben. Dabei kamen auch die Keller der Häuser zum Vorschein, die hier 1943/1944 den Bomben zum Opfer fielen.
Sie waren nach 1945 nur behelfsmäßig verfüllt worden. Was den Museologen, die es ja an der HTWL auch gibt, die Chance auf spannende Funde eröffnete. So fanden sie eine alte Singer-Nähmaschine im Schutt, aber auch ein echtes Meißner Porzellan-Service, das freilich bei der Freilegung zu Bruch gegangen war. Aber vielleicht sieht man die Fundstücke irgendwann in nächster Zeit in einer der pfiffigen Ausstellungen der angehenden Museumsfachleute. An den Weltkrieg erinnerte auch noch eine Brandbombe. Weitere Spuren der Bombennächte fand man nicht.
Die Sohle der Grube wurde mit einer ein Meter dicken Betonplatte ausgegossen, mittlerweile stehen auch die 5,50 Meter hohen Kellerwände. Der Keller wird zwangsläufig etwas Besonderes im neuen Gebäude, denn hier werden die Maschinen ihren Platz finden, mit denen die angehenden Maschinenbauer arbeiten werden. Darüber – zur künftigen neuen Straßenecke Karl-Liebknecht-Straße/Verlängerte Gustav-Freytag-Straße hin – wird das Foyer entstehen. Es wird über mehrere Etagen reichen und den Zugang sowohl zum großen Hörsaal, der über zwei Etagen reicht, ermöglichen als auch zu den diversen Gängen zu den straßenseitigen Büros und den Seminarräumen auf der ruhigeren Hofseite.
Im ersten Obergeschoss kommen Dekanat und Büroräume unter, im 2. bis 4. Obergeschoss die Büros, Praktikumsräume und Kabinette der Dachgebiete. Auf dem Dach wird Technik zur Nutzung regenerativer Energien installiert. Zur “Karli” hin bekommt das lang gestreckte Gebäude eine hell lackierte Oberfläche aus Metall-Fassadenplatten als Teil einer hochwärmegedämmten hinterlüfteten Vorhangfassade. Das Gebäude sieht technisch aus – soll es aber auch. Die Vorteile des Umzugs aus dem alten Standort Markkleeberg in den HTWK-Campus liegen auf der Hand: Die Fahrtwege werden kürzer, die 800, mittlerweile fast 900 Studierenden der Fakultät können die Angebote am Campus inklusive Mensa nutzen. Und auch die Kommunikationswege innerhalb der Hochschule werden kürzer.
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Selbst die Nutzung der Räume wird optimiert. Denn die überplanmäßige Bereitstellung von Studienplätzen an der HTWK bedeutet auch, dass der Lehrbetrieb auf dem knappen Raum dicht gepackt werden muss. Im Grunde ist von früh 7 Uhr bis 21 Uhr in allen Räumen Hochbetrieb. Und auch der Neubau für die Fakultät Maschinenbau und Energietechnik wird nur das Nötigste an benötigter Raumkapazität zur Verfügung stellen, stellt noch keinen Zuwachs dar.
Aber der wird in den nächsten Jahren drängender. Denn mit dem Ausbau der Forschungsprojekte mit der Wirtschaft hat sich auch der Bedarf an Raum zur Forschung erhöht. Deswegen wird in der HTWK-Leitung mittlerweile schon das nächste Projekt angedacht, das künftig den Campus ergänzen soll: ein eigenes Forschungszentrum.
Das Gebäude der Maschinenbauer wird – wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht – im Sommer 2014 an die HTWK Leipzig zur Nutzung übergeben.
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