"Das neue Schuljahr startete auf ?Kante genäht? mit nur 27.340 Lehrerstellen; das sind 255 weniger als im Jahr zuvor. Aber ab 1. Januar 2013 werden es nur noch 27.231 Stellen sein", stellt Dr. Eva-Maria Stange, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, fest. Sie hat dafür diejenige gefragt, die es wissen muss: Brunhilde Kurth, Kultusministerin in Sachsen.

Am 17. Oktober hat sie geantwortet. Und das Ergebnis: Von einem Stellenzuwachs kann gar keine Rede sein. Die nächsten Versorgungslöcher sind absehbar. Stange: “Im Laufe des Schuljahres werden also ca. 110 Lehrerstellen abgebaut. Von einem Stellenaufwuchs, den der Ministerpräsident immer wieder behauptet, kann also keine Rede sein. Die Schülerzahlen an öffentlichen Schulen hingegen sind um ca. 14.000 angewachsen!”

Hinzu käme, dass bis zum Jahresende mehr als 165 Lehrkräfte die Schule altersbedingt verlassen werden. “Dabei sind Kündigungen etc. nicht eingerechnet”, so Stange. “Dafür werden lediglich 110 Lehrer befristet auf ein Jahr eingestellt. Damit entsteht eine weitere Lücke, die zunächst u.a. mit Rentnern und Überstunden gedeckt werden soll. Unterrichtsausfall und Chaos an den Schulen sind damit vorprogrammiert.”

Und die Antwort des Kultusministeriums decke noch eine weitere Lüge auf: “Die Staatsregierung hat offenbar über Jahre der Öffentlichkeit und dem Landtag eine deutlich bessere Lehrerausstattung der Mittelschule vorgespiegelt, als in der Praxis tatsächlich der Fall war. So sind aktuell 645 Mittelschullehrerstellen gar nicht besetzt und stattdessen 652 Lehrerstellen mehr an Berufsbildenden Schulen. Da reibt man sich verwundert die Augen. Die Erklärung kann nur sein, dass schon lange im Kultusministerium bekannt war, dass an den Berufsbildenden Schulen die Lehrer dringend zur Abdeckung des Unterrichts benötigt wurden und diese den Mittelschulen daher per Abordnung entzogen wurden. Ab 2013 soll das endlich bereinigt werden. Doch haben die Mittelschulen dann auch genug Lehrerinnen und Lehrer?”Dabei steht der Agenturbezirk Leipzig sogar noch recht gut da und hat statistisch gesehen einen Lehrerüberschuss von 61,4 Stellen. Ob die Überhänge tatsächlich durch flexibel eingesetzte Lehrer aus anderen Schulbereichen entstehen, verrät die Statistik nicht. Denn andere Kleine Anfragen zum Thema haben ja auch gezeigt, dass zum Teil noch Lehrer als Vollzeitkräfte gezählt wurden, die längst nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr einsatzfähig waren. So weist die Statistik für Leipzigs Berufsschulen einen Überhang von 156,3 Stellen aus, für Förderschulen 38,6 und für Grundschulen 16,5 Prozent. Dafür fehlt es eindeutig bei Mittelschulen und Gymnasien – im einen Fall sind es 135 Stellen, im anderen 15.

Die Statistik zeigt auch, dass der Lehrermangel in anderen Agenturbezirken wie Chemnitz und Zwickau noch wesentlich stärker ausgeprägt ist.

Die SPD-Fraktion fordere die Staatsregierung erneut auf, endlich die Schulen mit ausreichend Lehrkräften auszustatten und dazu die Einstellungszahlen deutlich zu erhöhen, so Eva-Maria Stange. “Was heute nicht eingestellt wird, fehlt nicht nur aktuell im Unterricht, sondern auch in den kommenden Jahren”, stellt sie fest. “Denn dann werden jährlich 1.000-1.600 Lehrer in Rente gehen. Spätestens in drei Jahren sind alle Reserven für die Absicherung des Unterrichts ausgeschöpft. Die Staatsregierung handelt verantwortungslos gegenüber der heranwachsenden Generation, wenn sie nicht schleunigst gegensteuert.”

Die Antwort der Staatsregierung auf die Kleine Anfrage von Dr. Eva-Maria Stange “Lehrereinstellungen im Schuljahr 2012/2013” (Drucksache 5/10214) als PDF zum download.

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