Am Dienstag, dem 25. Juli, besuchte Bettina Stark-Watzinger, die Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) in Leipzig. Obwohl die Leserinnen und Leser der LZ durch mehrere Artikel bereits viel über die SPRIND wissen, hier noch einige Zahlen und Fakten. Die SPRIND wurde 2019 als „Heimat für radikale Neudenker:innen“ (Selbstbeschreibung) mit Rafael Laguna de la Vera als Direktor gegründet.
Inzwischen hat SPRIND mehr als 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Leipzig sowie ein internationales Expertennetzwerk von 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Es wurden etwa 1200 Projekte eingereicht und geprüft, 60 Validierungsaufträge mit einem Volumen von bis zu 200.000 Euro wurden vergeben. Zudem wurden 12 Projekt-GmbH gegründet und aktuell laufen fünf Challenges zu Themen in verschiedenen Forschungsbereichen, z. B. Biotech und Energie/Umwelt.
Zwei Beispiele aus diesen Bereichen, die beim Besuch der Ministerin angesprochen wurden.
Nanogami – Die Virenfalle
Was steckt hinter dem DNA-Origami, wie es auch genannt wird? Aus DNA-Schnipseln werden dreidimensionale Nanostrukturen gebaut, die Viren wie in einem Käfig einschließen, um sie dann aus dem Körper auszuscheiden. Für jedes Virus bedarf es einer maßgeschneiderten „Konstruktion“. So sollen auch heute noch nicht therapierbare Viruserkrankungen bekämpft werden.
Weitere Anwendungen dieser Technologie sind in der Krebstherapie und für Chips zur Analyse in der Medizin vorgesehen.
Das Höhenwindrad
Die meisten Leserinnen und Leser haben von dem Höhenwindrad, entwickelt vom Leipziger Horst Bendix, schon gelesen oder gehört. SPRIND hat das Projekt aufgenommen, mit der beventum GmbH gibt es bereits eine Tochterfirma, die dieses realisieren wird. In Vorbereitung wurde der welthöchste Windmessmast in Klettwitz (Lausitz) gebaut, um die tatsächlichen Windverhältnisse in 300 m Höhe zu messen.
Das Resultat: In einer Höhe von 300 m weht der Wind stetiger und stärker, was die Energieausbeute des Höhenwindrades gegenüber den existierenden Windrädern, bei gleicher Propeller- und Generatorgöße, mindestens verdoppelt. Die Entwicklung der größeren Propeller und Generatoren, wie sie der Entwurf von Horst Bendix vorsieht, ist noch in Arbeit.
Zwei Standorte für Höhenwindräder sind in Vorbereitung, gestern wurde mitgeteilt, dass der Bau des ersten Höhenwindrades am Standort Klettwitz bereits genehmigt ist.
Gute Nachricht von der Ministerin
Die wichtigste Nachricht, die Frau Stark-Watzinger mitbrachte, war: Das „SPRIND-Freiheitsgesetz“ gehe am 26. Juli in die Kabinettsrunde. Am 26. Juli wurde das SPRIND-Freiheitsgesetz vom Kabinett tatsächlich beschlossen, es soll noch im Jahr 2023 in Kraft treten.
Zu diesem Gesetz sagte die Ministerin bereits im März 2022: „Darüber hinaus sollen die Aufgaben und Befugnisse der SPRIND perspektivisch in einem Freiheitsgesetz verankert werden, sodass in Zukunft die Aufgabenerfüllung noch unbürokratischer und mit größeren Freiheitsgraden fortgesetzt werden kann.“
Sie wies auch darauf hin, dass man mit diesem Gesetz natürlich keine „Bürokratie-Entlastungs-Bürokratie“ schaffen darf.
Im Gespräch mit Berit Dannenberg, der kaufmännischen Geschäftsführerin von SPRIND, wies mich diese nochmals auf die Notwendigkeit einer Verschlankung von Prozessen bei den Ausgründungen hin. Die bislang noch erforderliche GmbH-Gründung ist nicht immer das erste Mittel der Wahl.
Im Dialog der Ministerin mit Rafael Laguna ging es um den weiteren Abbau von Strukturproblemen und Investitionshemmnissen bei Ausgründungen, besonders beim Wissenschaftstransfer aus dem universitären Bereich.
Die Ministerin sicherte auch ihren Einsatz für die weiteren Budgeterhöhungen für die SPRIND zu. Den Stoßseufzer „Wenn es in Deutschland mehr Wagniskapital gäbe“ konnte sie sich dabei nicht verkneifen.
Was gab es sonst?
Weitere Projekte wie Medikamente gegen Alzheimer, CO₂-Verwertung, neue Computerarchitekturen, Energiespeicher und andere Projekte, die SPRIND finanziert, wurden kurz angerissen.
Zum Schluss kam auch das Thema „künstliche Intelligenz“ und die KI-Strategie zur Sprache. SPRIND wird hier Challenges für Anwendungen der KI starten.
Fazit: Es war ein kurzer Besuch der Ministerin, der aber sehr informativ war. Bettina Stark-Watzinger wies nochmals auf die Erfolgsgeschichte von SPRIND hin und sicherte ihre weitere Unterstützung zu. Leipzig bleibt mit der SPRIND ein Zentrum für Innovationen.
Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.
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