Die moderne Werbeindustrie sorgt dafür, dass Unterschiede sich nivellieren und die ganze Welt zunehmend dieselben Bilder und Geschichten serviert bekommt. Auch zu Ostern. Das tut sie schon so lange, dass selbst die Älteren schon vergessen haben, dass zur Ostergeschichte noch vor 100 Jahren ganz und gar nicht überall der Hase gehörte. Eine Umfrage von 1932 zeigt es deutlich.
Vor dem Osterfest beschäftigte sich die Kulturwissenschaftlerin Karin Bürkert im „Nationalatlas aktuell“ des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) mit der Funktion von Bräuchen und beleuchtet den Mythos des eierbringenden Hasen.
Osterhahn und Osterfuchs
Dass es nicht immer und überall der Hase war, der die Eier gebracht hat, zeigt ein Blick auf die Karte „Wer bringt und legt nach Meinung der Kinder die Ostereier?“ aus dem Atlas der deutschen Volkskunde aus dem Jahr 1937, einem methodisch und ideologisch nicht unproblematischen Werk.
Laut der zugrunde liegenden Befragung wurden je nach Region auch andere Tiere wie Hahn oder Fuchs als Überbringer der ostertypischen Überraschungen genannt. Hinsichtlich ihrer Verbreitung konnten es die Konkurrenten indes nie mit dem niedlichen Hasen aufnehmen.
Kulturwissenschaftlich sei die Frage, welches Tier in welcher Region die Eier bringt, ohnehin nicht sehr bedeutsam, erklärt Karin Bürkert, die am Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen forscht und lehrt.
Erst das 20. Jahrhundert machte den Hasen populär
Ausgehend von der Frage, wieso ausgerechnet ein Hase Eier bringt, begibt sie sich im Nationalatlas aktuell des Leibniz-Instituts für Länderkunde daher auf die spannendere Spurensuche nach den Ursprüngen der Mythen, Erzählungen und Herkunftsgeschichten rund um den Osterhasen.
Schriftliche Erwähnung fand dieser – soweit bekannt – erstmals 1682 in der Dissertation des Frankfurter Arztes Johannes Richier, als „eine Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet“. Ansonsten bleibt naturgemäß vieles im Dunkeln. Sicher, so Bürkert, sei nur, dass der heutige Osterhase erst im 20. Jahrhundert populär wurde – durch Bücher wie „Die Häschenschule“ von 1924 und ab den 1950er-Jahren durch die Schokoladenindustrie.
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