„Ein besonderes Getreide“, so nennt Grit Nitzsche den Hafer, der in der Vergangenheit eher Pferden und Hühnern gegönnt wurde und bei armen Leuten in der Suppe landete. Aber seit einigen Jahren erlebt das Süßgras, das sich in kühleren Breiten wohlfühlt, einen Zuspruch, der sehr viel mit dem zu tun hat, was drin steckt in den Körnern dieser Feldfrucht. Typisch, könnte man sagen.
Aber vielleicht auch folgerichtig nach Jahrhunderten der Fehlentwicklung und Jahrzehnten der propagierten Falschernährung mit zu viel Fleisch, zu viel Zucker, zu viel Weißmehl – und all den Verdauungsproblemen und Zivilisationskrankheiten, welche die Bewohner der Wohlstandswelt heute plagen.
Natürlicher und verlässlicher Lieferant von Ballaststoffen
Das Gute am Hafer, so stellt Grit Nitzsche fest, ist nämlich auch die Tatsache, dass Züchter nicht so viel dran herumgebastelt haben wie an den Getreidearten, die unsere Landwirtschaft dominieren. Das heißt: Es sind noch mehr wertvolle Inhaltsstoffe in den Körnern, die unser Körper braucht und auch dankend annimmt.
Lösliche und unlösliche Ballaststoffe erwähnt sie – die anderen Getreidearten haben meist nur lösliche Ballaststoffe. Die sind zwar gut gegen Darmträgheit, aber weniger gut zum Schutz der Darmwand. Die nicht löslichen Ballaststoffe helfen also bei der Regulierung der Verdauung – und man bleibt länger satt, hat weniger Heißhungerattacken. Und das auch noch mit positiven Wirkungen für den Cholesterinspiegel.
Weshalb Haferkuren helfen, eine durcheinandergebrachte Verdauung wieder ins Lot zu bringen.
Hilfe für gestresste Wohlstandsbürger
Für Nerven und Psyche ist Hafer wegen seiner Vitamine auch noch gut, und weil Eisen drin ist, ersetzt er auch problemlos Fleisch. Und für alle Mitteleuropäer, die aus lauter Stress keinen guten Schlaf mehr haben, empfiehlt Grit Nitzsche Hafermahlzeiten auch wegen der Serotoninproduktion, die auch bei Erschöpfungszuständen wichtig ist.
Augenscheinlich ist das also tatsächlich eine Feldfrucht, die genau da hilft, wo das völlig entgleiste Leben der Moderne dringenden Reparaturbedarf hat.
Aber natürlich muss man sich den Körnern und Flocken erst einmal annähern. Und so erklärt Grit Nitzsche natürlich auch, in welcher Verarbeitungsweise man Hafer bekommt und wie man sich das ein oder andere auch daheim zubereiten kann. Letzteres deshalb interessant, weil dadurch die industrielle Verarbeitung und die lange Lagerzeit entfällt, die Körner also noch alle ihre Inhaltsstoffe haben.
Hafer geht auch lecker
Und dann geht es natürlich an die Rezepte für alle, die es wirklich ausprobieren wollen – von der hausgemachten „Hafermilch“ – die man nach EU-Regeln eigentlich nur Haferdrink nennen dürfte – über Müsli, Porridge und diverse Hafer-Suppen bis hin zu knusprigen Rezepten wie Puffer, Waldpilzgeschnetzeltes oder herzhaften Haferwaffeln.
Und da irgendwie auch ständig lauter Leckermäuler mitlesen, gibt es auch das beliebte Kapitel mit süßem Backwerk und Nachspeisen. Da tauchen dann die berühmten Hafertaler auf, Power-Kugeln und Hafer-Pancakes mit Blaubeeren.
Also wieder ein Büchlein, das die eine oder den anderen ermutigen dürfte, es mal mit Hafer im eigenen Speiseplan zu versuchen. Und vielleicht tatsächlich einen Neuling in der Schüssel zu haben, der dabei hilft, einige Probleme zu lösen. Probleme, die man sich beim Vertrauen auf „leckere“ Werbung und Supermarktangebote in den letzten Jahren erst selbst eingehandelt hat.
Grit Nitzsche „Powerfood Hafer“, Buchverlag für die Frau, Leipzig 2023, 6 Euro.
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