Salbei ist doch Salbei? Was gibt es da groß zu berichten? - Wie es aussieht, eine ganze Menge. Auch wenn man als landläufiger Mensch in der Regel nur eine Art Salbei kennt: den Echten Salbei, Salbei officinalis, von den Vorvorderen auch gern mal "Götterspeise" genannt - wegen seiner Heilkraft. "Ein uraltes Heil- und Würzkraut" nennt Tassilo Wengel die Pflanze, die mit den Römern und den Mönchen einstmals in unsere Breiten gelangte.
Der Name sagt’s ja schon: Seine Heimat ist eigentlich im Mittelmeerraum. In Salbei steckt das lateinische Salvare: heilen. Logische Folge: Man muss diese Pflanze unbedingt in seinem Heil- und Küchenkräutergarten haben. Denn sie tut nicht nur gut, sie würzt auch. Man kann sie zu Fisch tun, zu Geflügel, man kann Salbeiblätter backen oder das Kraut unter die Nudeln wickeln, ans Kartoffelgratin tun oder ins Risotto. Essig, Butter, Bowle – alles ist möglich. Den Rezeptteil findet man – wie immer – hinten im Buch. Vorn geht’s erst mal in die Salbeikunde.
Natürlich beginnt die mit dem Echten Salbei, der im Mittelalter als so wertvoll galt, dass Karl der Große sogar anordnete, dass er auf den Gütern seines Reiches angebaut werden sollte. Da heute der übliche Mitteleuropäer keinen Bauerngarten mehr hat, gibt es den Salbeitee, den gesunden, im Teeladen.Was es zu entdecken gilt: Der Salbei ist ein Bursche mit vielen Verwandten in aller Welt. Einen kannte auch Karl der Große schon: den Muskateller-Salbei. Er wurde benutzt, um aus gemeinem Rotwein Muskatellerwein zu zaubern. Aber auch als Würze in der Küche war er gefragt. Die mittelalterliche Küche war auch ohne den teuren Pfeffer aus Indien recht erfindungsreich.
Nicht jeder Salbei gehört freilich in den Kochtopf. Auch das lernt man mit Tassilo Wengel. Mancher sieht einfach nur schön aus und macht sich gut als Gartenzierde. Deswegen gibt er zu jeder einzelnen der 22 Salbeiarten, die er beschreibt, auch Hinweise zu Heimat, Standort und Verwendung. Damit man alles leichter findet und sich bei den vielen Salbei durchfitzen kann, hat er die Pflanzen ein bisschen sortiert. Für alle, die das Pflänzchen gern im Topf schmoren sehen möchten, gibt es das Kapitel “Salbeiarten für Küche und / oder Garten”. Das nächste Kapitel wird international und stellt vor allem exotische Salbeiarten aus Amerika vor, die sich dadurch auszeichnen, dass ihr Geschmack an das Aroma bekannter Früchte erinnert – von Ananas bis Honigmelone: “Salbeiarten mit Fruchtaromen”.
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Für all jene, die das Kraut lieber nur wachsen sehen, gibt es dann “Schöne Salbeiarten als Zierpflanzen”. Die Fotos lassen zumindest den Schluss zu, dass das kein langweiliger Garten sein kann, in dem das wächst und blüht. Und für die Freude der kurzlebigen Schönheit gibt es dann auch noch “Sommerarten des Salbei”. Damit kann man dann auch allerlei Blumenfreunde verblüffen, die glauben, man habe das Gärtlein voller Orchideen. Die Blütenpracht ist dann natürlich der Pracht-Salbei aus Brasilien, Salvia splendens.
Und dass sich der Salbei auch gut mit Thymian und Oregano macht, erfährt man im nächsten Kapitel. Man muss die Kräuter ja nicht ernten, wenn man nicht will. Wenn das Beet nun mal so schön aussieht, wie’s ist. Aber man kann auch diverse Sorten des echten Salbei gleich als Zierpflanze benutzen. Oder kann den Salbei mit allerlei Sommerblumen kombinieren. Es ist also so nebenbei auch ein kleines Ratgeberbüchlein für alle, die in ihrem Gärtchen gern experimentieren und eben nicht alle Energie auf einen englisch getrimmten Rasen verwenden. (Wann eigentlich kommt endlich das Kleine Maulwurfbüchlein, auf das wir nun schon so lange warten?)
Salbei
Tassilo Wengel, Buchverlag für die Frau 2014, 5,00 Euro
Und wenn sich das Schöne wie bei Salbei so ideal mit dem Gesunden und Würzigen verbindet, braucht es eigentlich nur noch den Mut, ein Eckchen Welt zur Experimentierfläche zu machen. Vielleicht brechen auch einmal vernünftigere Zeiten an im ostfränkischen Reich und die leidige Stellplatzpflicht für ungenießbare Automobile wird durch eine Kleingartenpflicht ersetzt. Man stelle sich das nur vor: Vor jedem Haus zehn kleine Gärtchen. Und mittendrin ist einer, in dem rekelt sich der Salbei wie auf königlichen Befehl. Man bräuchte vielleicht doch wieder einen Karl, einen Großen.
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