Seinen ersten Ausflugsführer "Ab ins Grüne" für die Region Leipzig und Halle veröffentlichte der Journalist Harald Lachmann 2011. Damals noch mit einer Windmühle auf dem Umschlag. Jetzt hat er das Buch aus bekannten Gründen gründlich überarbeiten müssen: Im Dezember ging das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz in Betrieb. Die Region ist jetzt noch besser erschlossen.

Auch und gerade für Wanderer und Radfahrer. Denn darum geht es in den 41 Routen, die Lachmann zusammengestellt hat. Und nicht nur zusammengestellt – er hat sie auch erfahren und erwandert. Und er hat fast alle Fotos selbst gemacht. Jeder Ausflug hat eine kleine Karte mit der erkundeten Route. Das kann eine ganz kurze Route sein für jene, die einfach mal durchs Leipziger Rosental spazieren wollen. Das kann aber auch eine tüchtige Fahrradtour sein – etwa vom S-Bahnhof-Wahren in den Leipziger Norden um Schladitzer und Werbeliner See. In jeder Karte ist auch die jeweilige Bahnstation eingetragen, wo die Tour entweder beginnt oder endet. Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) hat die Publikation entsprechend unterstützt.
Halle steht zwar auf dem Umschlag gleichberechtigt neben Leipzig. Aber schon das Inhaltsverzeichnis zeigt: Leipzig ist die Mitte, auf die sich alles bezieht. Die ersten acht Touren sind quasi originär Leipziger Touren mit mittlerweile etablierten Zielen wie dem dem Cospudener See und seinem 11-Kilometer-Rundweg, das Oberholz, die Parthenaue und der Markkleeberger See.

Jede Tour natürlich trotzdem eine Einladung, die Stadt und ihre direkte Umgebung ausgiebig zu erkunden. Der Frühling lädt ja geradezu ein dazu. Seinen ausführlichen Tourbeschreibungen hat Lachmann auch am Seitenrand jeweils Tipps zu Restaurants, Läden, Ausflugzielen beigegeben samt Öffnungszeiten.

Ab Tour 9 ist dieser Ratgeber eine Einladung, sich wirklich wieder einmal hinaus ins Weite zu wagen, in eine Landschaft, die in jeder Himmelsrichtung mit attraktiven Zielen lockt. Lachmann hat diese Touren nach den vier Himmelsrichtungen geordnet. Im Norden geht es zum Beispiel nach Delitzsch, Wörlitz, Eilenburg und Torgau. Nach Torgau natürlich mit der S-Bahn S4. Dort wird dann spazieren gegangen – mit Ziel Schloss Hartenfels zum Beispiel.

Im Osten Leipzigs locken Beucha, Machern, Püchau, Grimma und das Muldental. Nach Süden geht’s übers Neuseenland hinaus bis Zeitz, Altenburg und ins Kohrener Land. Und der Westen hat es sowieso in sich, auch wenn dort ein wichtiger Teil noch nicht ins Mitteldeutsche S-Bahn-Netz integriert ist. Aber man kann ja mit Halle anfangen und sich dann langsam vorarbeiten nach Merseburg, Naumburg, zu den Saaleburgen, zum Geiseltalsee und natürlich zur Arche Nebra. in Naumburg freilich muss man aufpassen, denn Harald Lachmann gehört noch zur Generation jener, die die Reglindis für die Uta halten. Das wird wohl eine ganze Weile brauchen, bis sich das auch in den Köpfen der Heimatforscher und Heimatliebhaber ändert.

Aber gerade im westlichen Teil dieses Ausflugführers begegnet dem Reisenden, wie viel Geschichte hier zu sehen ist. Hier wimmelt es von Burgen, Domen und Klöstern. Die Weinberge an Saale und Unstrut sind eine eigene Einladung. Da und dort fährt man auch auf wichtigen Radrouten, die die Region ins überregionale Netz einbinden. Einige haben eigene Websites – wie der Saaleradweg und der Unstrutradweg. Und wer die Debatten um den Elster-Saale-Kanal mitverfolgt hat, merkt schnell, dass es – anders als ein teures Wassernetz – ein funktionierendes Radwegenetz längst gibt, an dem auch ständig neu gebaut wird. Man kann diese Region mit dem Rad längst bestens erkunden, ist weder auf Hebewerke noch Schleusen angewiesen.

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Ab ins Grüne – Ausflüge rund um Leipzig & Halle
Harald Lachmann, via reise 2014, 12,95 Euro

Und wo es etwas weiter wird, da fahren die Züge, im Idealfall sogar die silbergrauen S-Bahnen, in denen auch die Fahrradmitnahme kein Problem ist. Und wenn man in kleiner Gruppe unterwegs ist, passt man da immer rein, vermisst eher noch eine dritte Kategorie in Lachmanns Katalog: Radrouten von den weiter entfernten S-Bahn-Stationen aus. Die Radtouren sind selten länger als 40 Kilometer. Auf der Tour Borsdorf Wurzen kann man sogar eine Fähre benutzen – bei Schmölen. Da kann man also, wenn man früh losfährt, auch noch locker am Nachmittag wieder zurückfahren. Und man kann natürlich sehen, wie schön dies Eckchen Welt ist, über dem vor 25 Jahren noch die Schlote qualmten. Heute gehören die Tagebaurestseen zu den beliebtesten Ausflugszielen. Die Grundstruktur für eine Erholungslandschaft, in der der sanfte Tourismus dominiert, ist da.

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