Er ist der wohl zur Zeit berühmteste Friseur in Deutschland: Udo Walz, der auch gern mal Star-Friseur genannt wird, weil er nicht nur Stars und Sternchen frisiert, sondern auch selbst als Berühmtheit auf flimmernden Bildschirmen zu sehen ist. Sogar als Schauspieler in eigener Sache. Ein erfolgreicher Unternehmer ist er auch noch mit neun eigenen Salons - sechs in Berlin, einer in Potsdam, zwei auf Mallorca. Aber er steht auch für einen Anspruch.

Man könnte auch schreiben: Udo Walz ist der berühmteste Handwerker der Bundesrepublik, denn die Frisierkunst ist ein Handwerk, das man so gründlich lernen muss wie das Backen, Dachdecken oder Heizungenmontieren. Das hat Udo Walz auch mal getan vor vielen, vielen Jahren, auch wenn sich der Wahlberliner heute gern als Selfmademan bezeichnet. Was für sein Image und seinen Erfolg natürlich stimmt. Er demonstriert öffentlich, dass das Frisieren eben nicht nur eine hübsche Kunst am Rande der Welt der Schönen und Berühmten ist, sondern tatsächlich eine anspruchsvolle Profession.

Die, das sei eingefügt, für die niedrigen Einkünfte, die Friseusen und Friseure bis dato in der Regel hatten, natürlich nicht bezahlt ist. Was ja mit dem Jahrzehnte lang demolierten Verständnis der Deutschen für den Begriff der Dienstleistung zu tun hat. Dienstleistung galt (und gilt) als weniger qualifiziert und damit weniger wert. Darunter leiden Pflegeberufe genauso wie viele Berufe im Wellness- und Beauty-Bereich. Udo Walz steht also auch für ein anderes Bild von Dienstleistung.In diesem Büchlein erzählt er ein wenig von dem, was ein moderner Friseur wissen muss. Spielerisch macht er sich zum Agenten für gesundes und schönes Haar, zum “Haaragenten”, der mit seinen Kunden eine “Hairaffaire” eingeht. Womit man augenzwinkernd auch bei der neueren Mode auch Leipziger Friseursalons ist, sich kreative Wortfindungen mit Haar an die Fassade zu pinnen – von “Haarscharf” über “Haarspitze” bis zu “Schnittpunkt” – naja, Wortspiele sind eine Kunst. Aber der Anspruch dahinter ist natürlich auch, Kunden mit einem gewissen modernen Pepp zu locken, Haareschneiden, Fönen und Färben als Erlebnis aufzubereiten.

Was nur ein Teil des Themas ist. Ohne Profession geht nichts. Und Haarebändigen ist eine Wissenschaft. Das weiß zwar jede und jeder irgendwie, wenn sie früh am Morgen über das Dilemma auf ihren Kopf stöhnen. Aber dann wird dennoch wieder mit Gewalt und künstlichen Mittelchen nachgeholfen, das Dilemma in Form zu bringen. Kann man machen. Ist aber nicht klug, findet Walz. Gemeinsam mit Andrea Giese hat er in diesem Büchlein ein wenig aufbereitet, was man an Grundwissen zum Thema Haar wissen sollte, wenn man wirklich mit der Mähne glücklich werden möchte. Unter anderem ein paar Dinge zu den unterschiedlichen Haartypen, über die Rolle der Talgdrüsen und den Aufbau der Haare – und damit die Schäden, die das Haar erleidet. Nicht nur durch Wind und Wetter, sondern auch durch falsche Shampoos, falsche Spülungen, falsche Anwendungen, falsches Fönen. Sogar beim Kämmen (mit den falschen Kämmen zum Beispiel) kann man irreparable Schäden anrichten, beim Selberschneiden sowieso, genauso wie beim Färben.

Da staunt man als Mann ein bisschen, erfährt aber auch, warum die geliebte Frau auch eine halbe Stunde nach der beendeten Toilette erst so langsam bereit ist, endlich Jüppchen und Täschchen überzuwerfen – die Haare sind schuld. Wer ein echter Wikinger ist, der weiß natürlich nicht, wie verletzlich und sensibel Haare reagieren. Was sie wohl wirklich tun. Und was auf sich allmählich lichtenden Männerstirnen nicht gar so viel Unheil anrichtet. Aber für Frauen ist die Haarpracht ein wichtiger Teil ihrer Lebensrolle. Wirklich. Sie wollen schön sein – für sich, für andere Frauen und in dritter Linie auch für die Männer, die das zwar gar nicht zu würdigen wissen, aber trotzdem genießen.

Ein paar dieser Männer tauchen auch mit kessen Zitaten auf in diesem Buch. Es gibt auch viele Fotos – unter anderem von den beiden von Udo Walz gern verwandelten Models Sophia Thomalla und Lena Gercke. Die man beide beim Umblättern nicht wiedererkennt. Frauen lieben die Verwandlung. Und siehe da: Eine neue Friseur scheint den ganzen Charakter zu verändern. Ist bei Männern zwar auch so – aber sie lösen, wenn man sich so umschaut, die Sache damit, dass sie sich derzeit ganze Wildnisse von Bärten wachsen lassen. Was zumindest beweist, dass auch Männer die ganze Zeit danach schielen, was die berühmten Laufstegfiguren so tun. Entsprechend unsicher wirkt das Ergebnis.Womit man auch bei der Sache mit dem Selbstbewusstsein wäre. Nicht jede (Damen-)Frisur passt zu jedem Gesicht und jedem Typ, nicht jeder stehen jeder Farbton und jede Lockenpracht. Einen Satz wiederholt Walz gern und oft und hat wohl sehr recht damit: Das Schneiden sollte man wirklich den Profis überlassen. Die haben es gelernt. Und die haben auch gelernt, den Schnitt auf den Typ abzustimmen. Und vor allem auch mit den ganzen Widerständigkeiten umzugehen, die unsere Köpfe so bieten – Wirbel, widerspenstige Strubbel und Locken und was da noch so ist.

Er gibt auch den guten Ratschlag, nicht jede Misere, die ein überforderter Friseur angerichtet hat, hinterher den eigenen Haaren anzulasten. Friseure sind, so betont er, gute Freunde, also ein bisschen wie Hausärzte, die nicht auf ihr Punktekonto bei den Kassen schielen, sondern den Patienten gern wirklich gesund und glücklich sehen. Man sollte also wirklich suchen, bis man den Salon gefunden hat, wo man sich gut aufgehoben, beraten und vor allem frisiert fühlt. Was eben auch heißt, dass die Frisur auch noch nach ein paar Tagen oder gar Wochen hält, was man bezahlt hat. Da muss man dann zwar ab und zu ein wenig selbst zulangen – Waschen, Kämmen, Trocknen ja sowieso. Aber wenn man das mit den richtigen auf den eigenen Haartyp abgestimmten Pflegemitteln tut und dabei einige der vielen von Walz in diesem Büchlein versammelten Tipps berücksichtigt, dann zeitigt das aufmunternde Ergebnisse.

Man ändert wohl auch sein Verhältnis zum eigenen Haarwuchs – beklagt nicht mehr gar so oft das Schicksal, das einem nun ausgerechnet diese Art Haar beschert hat, sondern lernt auch ein paar Kniffe, daraus das Beste zu machen.

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HairAffair
Udo Walz, Buchverlag für die Frau 2013, 5,00 Euro

Ein kleines, hilfreiches Buch also, das Leserinnen und Leser lehrt, dass eine schöne Haareszier durchaus zu erhalten ist, wenn man weiß, was man da auf dem Kopf wachsen hat und wie es wächst und was es braucht. Man findet neben ein paar Analysen zu Haartypen auch das Wichtigste, was man zu Tönen, Färben, Spülen, Trocknen usw. wissen sollte (auch zu den Produkten, die in jeder Drogerie scheinbar in unüberschaubarer Fülle stehen und von denen man eben nur ganz wenige wirklich braucht, nämlich die, die zum eigenen Haartyp gehören), aber auch Wissenswertes zu Kämmen und Bürsten und zu den Dingen, die man unbedingt tun sollte – und jenen, die man unbedingt lassen sollte.

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